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Der hundertjährige holocaust-überlebende chaim shilo und seine rückkehr in den kibbuz nirim nach der hamas-attacke

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Der 100-jährige Chaim Shilo, Holocaust-Überlebender und Gründungsmitglied des Kibbuz Nirim bei Tel Aviv, hat die Terrorattacke der Hamas am 7. Oktober 2023 überlebt. Trotz seiner Flucht lebt sein größter Wunsch in ihm weiter: die Rückkehr in sein Zuhause.

Lebensweg von chaim shilo: von leipzig nach palästina und zum kibbuz nirim

Chaim Shilo wurde 1925 in Leipzig geboren. Als elfjähriger Junge floh er im Jahr 1936 mit seinen Eltern vor dem nationalsozialistischen Regime nach Palästina, das damals unter britischer Verwaltung stand. Diese Flucht war für ihn eine existenzielle Rettung vor Verfolgung und Vernichtung im Holocaust. In Palästina angekommen, engagierte sich Shilo aktiv beim Aufbau einer neuen Gemeinschaft und gründete den Kibbuz Nirim, wo er fortan lebte.

Der Kibbuz war für ihn nicht nur Wohnort, sondern Heimat und Lebensprojekt zugleich. Über Jahrzehnte prägte er das gemeinschaftliche Leben dort mit, baute Beziehungen auf und schuf ein Umfeld, das Sicherheit geben sollte – bis zur dramatischen Wendung am 7. Oktober 2023.

An diesem Tag griff die radikal-islamische Organisation Hamas den Kibbuz an – ein Angriff voller Gewalt, bei dem viele Bewohner getötet oder entführt wurden. Shilo überlebte diesen Terrorangriff wie durch ein Wunder gemeinsam mit seiner philippinischen Haushaltshilfe im Schutzraum seines Hauses.

Seine Erinnerungen an diese Zeit sind geprägt von Angst aber auch Dankbarkeit: „Da war ein Alarm, und wir sind in den Shelter gegangen. Haben die Türe geschlossen, das war unser Glück.“ Der Schutzraum rettete ihm das Leben an jenem Tag voller Schrecken.

Besuch im kibbuz nirim: erinnerungen zwischen hoffnung und zweifeln

Rund 21 Monate nach dem Angriff kehrte Chaim Shilo zusammen mit seinem Sohn Odet zurück zum Kibbuz Nirim nahe des Gazastreifens. Sein Ziel ist es, sein Haus zu inspizieren sowie seine endgültige Rückkehr vorzubereiten – trotz der weiterhin angespannten Sicherheitslage durch Artilleriebeschuss aus Gaza.

Das Haus ist voll persönlicher Erinnerungen: handgefertigte Holzmöbel seiner Eltern stehen noch immer im Wohnzimmer; Aquarelle seines Bruders schmücken die Wände; Schwarzweißfotos zeigen ihn als Kind zusammen mit seiner Schwester aus längst vergangenen Tagen.

Vor mehr als fünf Jahrzehnten stellte Shilo persönlich der damaligen israelischen Staatspräsidentin Golda Meir seinen geliebten Kibbuz vor – eine Erinnerung an Zeiten des Aufbaus und Friedenswillens.

Doch heute prägen Zweifel seine Pläne zur Rückkehr: Die Nähe zum Grenzzaun macht Nirim zu einem gefährlichen Ort für einen Hundertjährigen wie ihn selbst oder andere Bewohnerinnen und Bewohnern des Ortes. Seine Tochter Rutie äußert Sorgen um die Sicherheit ihres Vaters:

„Ich verstehe seinen Wunsch zurückzukehren“, sagt sie im Interview, „aber angesichts der Detonationen sagt mir mein Verstand vielleicht wäre es besser nicht zurückzugehen.“

Trotzdem bleibt Chaim Shilos Wille ungebrochen: „Wenn es ruhig sein wird, und das Militär uns beschützen kann, dann will ich zurückkommen.“

Komplexe beziehung zu palästinensern

Shilos Erfahrungen spiegeln auch eine ambivalente Haltung gegenüber den Menschen aus dem benachbarten Gazastreifen wider – einer Region nur wenige Kilometer entfernt vom Kibbuz Nirim.

Er kennt sowohl Leid als auch Zusammenarbeit zwischen Israelis und Palästinensern:

Die hohe Zahl an Kriegstoten auf beiden Seiten lässt ihn nicht kalt; dennoch bezeichnet er viele Palästinenser heute als Feinde aufgrund aktueller Konflikte:

„Ja und Nein“, antwortet er auf Fragen zu Mitleid gegenüber Menschen aus Gaza. „Sie sind meine Feinde aber vor wenigen Jahren waren sie Freunde.“

Er erinnert sich daran wie palästinensische Arbeiterinnen sowie Arbeiter mit speziellen Genehmigungen früher regelmäßig in seinem Kibbuz tätig waren – auf Feldern oder in Fabriken halfen sie beim Pflügen oder Pflanzen sowie Bewässern mit:

Diese Zusammenarbeit habe viel aufgebaut; doch politische Entwicklungen führten zur Entfremdung zwischen einstigen Partnern.

Diese differenzierte Sichtweise zeigt persönliche Erfahrungen jenseits politischer Fronten sowie menschliche Zwiespältigkeit angesichts eines langanhaltenden Konflikts.

Entscheidung über rückkehr ins zuhause trotz widriger umstände

Mit hundert Jahren steht Chaim Shilo erneut vor einer wichtigen Lebensentscheidung bezüglich seines weiteren Aufenthaltsortes für seine verbleibenden Jahre.

Trotz aller Gefahren scheint er entschlossen zu sein:

„Ich will zurückkommen in meinen Kibbuz“, erklärt er bestimmt, „lebendig oder tot.“

Dieser Satz verdeutlicht sowohl seine tiefe Verbundenheit zum Ort seiner Herkunft als auch seinen unbeugsamen Willen gegen Widrigkeiten anzukämpfen – selbst wenn dies bedeutet Risiken einzugehen.

Seine Geschichte verbindet Vergangenheit mit Gegenwart auf eindrucksvolle Weise: Vom Überleben des Holocausts bis hin zur Bewältigung moderner Terroranschläge zeigt sich darin eine außergewöhnliche Resilienz eines Mannes mitten im Nahostkonflikt.

Die kommenden Wochen werden zeigen ob dieser Wunsch realisiert werden kann oder ob Sicherheitsbedenken letztlich Vorrang erhalten.

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