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Zivilschutz in deutschland: wie drk, thw und dlrg auf bewaffnete konflikte vorbereitet sind

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Die Hilfsorganisationen Deutsches Rotes Kreuz , Technisches Hilfswerk und Deutsche Lebensrettungsgesellschaft spielen eine zentrale Rolle im Zivilschutz Deutschlands. Angesichts der aktuellen geopolitischen Lage wächst die Bedeutung ihrer Vorbereitung auf mögliche bewaffnete Konflikte.

Organisationen im katastrophenschutz und ihre rolle im zivilschutz

In Deutschland übernehmen verschiedene Organisationen den Katastrophenschutz, darunter das Deutsche Rote Kreuz , das Technische Hilfswerk sowie die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft . Ergänzt werden sie durch Feuerwehr, Johanniter-Unfallhilfe, Arbeiter-Samariter-Bund und Malteser Hilfsdienst. Diese Einrichtungen sind vor allem bei Naturkatastrophen wie Hochwasser, Unwettern oder Waldbränden aktiv. Ihre Aufgaben reichen von der Rettung von Menschenleben bis zur Sicherstellung lebenswichtiger Infrastruktur.

Die rechtliche Grundlage für diese Tätigkeiten bildet das Zivilschutz- und Katastrophenhilfegesetz auf Bundesebene. Während in den vergangenen Jahrzehnten der Fokus eher auf dem Katastrophenschutz lag, rückte mit der Eskalation des bewaffneten Konflikts in der Ukraine auch der Zivilschutz stärker in den Vordergrund. Heike Spieker vom DRK betont: „Es gab bei vielen die Auffassung, dass wir Zivilschutz nicht brauchen und auch nicht mehr brauchen werden.“ Diese Haltung habe sich grundlegend geändert.

Der Begriff Zivilschutz umfasst laut Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe alle nicht-militärischen Maßnahmen zum Schutz von Bevölkerung, lebenswichtigen Einrichtungen sowie Kulturgütern im Verteidigungsfall oder anderen Notlagen. Die Organisationen bereiten sich darauf vor, diesen Schutz umfassend zu gewährleisten.

Einsatzbereiche von drk, thw und dlrg im zivil- und katastrophenschutz

Das DRK sieht seine Aufgaben im Zivilschutz unter anderem darin bestehen, Bevölkerung zu warnen sowie Schutzbauten zu errichten oder Verletzte medizinisch zu betreuen. Eine mögliche Zusammenarbeit mit dem Sanitätsdienst der Bundeswehr wird derzeit geprüft; bisher ist ein gemeinsamer Einsatz noch nicht realisiert worden. Heike Spieker erklärt: „Wir prüfen seit anderthalb Jahren gemeinsam mit dem Sanitätsdienst Möglichkeiten einer solchen Kooperation.“

Das THW hat als Bundesbehörde einen gesetzlichen Auftrag zum Erhalt kritischer Infrastruktur während Krisensituationen. Dazu zählen etwa die Beseitigung von Trümmern nach Angriffsschäden oder Naturkatastrophen sowie die Aufbereitung von Trinkwasser bei Ausfällen regulärer Versorgungssysteme. Auch bei Stromausfällen ist das THW gefragt – beispielsweise zur Wiederherstellung elektrischer Netze.

Die DLRG ist ebenfalls Teil des Katastrophenschutzsystems mit Schwerpunkt Wasserrettung; ihr Einsatzspektrum erweitert sich jedoch auch auf zivile Gefahrenlagen wie Überschwemmungen infolge technischer Schäden an Staudämmen oder gezielten Angriffen darauf. Philipp Pijl erläutert: „Wenn es um Angriffe auf Staudämme geht, käme die DLRG zum Einsatz.“

Diese unterschiedlichen Schwerpunkte zeigen eine breite Aufstellung innerhalb des deutschen Zivilschutznetswerks – vom medizinischen Dienst über technische Hilfe bis hin zur Wasserrettung.

Herausforderungen durch neue bedrohungen und anpassungen in ausbildungskonzepten

Der Übergang vom klassischen Katastrophenschutz hin zu einem erweiterten Konzept des Zivilschutzes stellt viele Organisationen vor neue Herausforderungen. Florian Weber vom THW weist darauf hin: „Ein Zivilschutzeinsatz ist maßgeblich anders als ein reiner Katastrophenschutzeinsatz.“ Deshalb wurde beim THW eine neue Grundschulung eingeführt mit Fokus auf Sensibilisierung gegenüber neuen Gefahrenlagen wie Zweit- oder Drittschlägen – also weiteren Angriffswellen gegen bereits betroffene Gebiete mit dem Ziel gezielter Behinderung von Rettungsmaßnahmen.

Auch andere Organisationen passen ihre Ausbildungsunterlagen an diese veränderten Anforderungen an: Bei der DLRG gewinnt das Thema Eigenschutz deutlich an Bedeutung angesichts möglicher Kampfmittelbelastungen nach Hochwasserereignissen; Philipp Pijl sagt dazu: „Das Thema Eigenschutz wird in unserer Ausbildung deutlich wichtiger.“ Das DRK überprüft ebenfalls sämtliche Schulungsmaterialien systematisch neu; Landesverbände arbeiten parallel daran, ihre Einsatzkonzepte für den Fall eines bewaffneten Konflikts anzupassen.

Diese Entwicklungen verdeutlichen einen Wandel hin zu einer umfassender vorbereiteten zivilgesellschaftlichen Krisenvorsorge unter Berücksichtigung moderner Bedrohungsszenarien.

Abgrenzung zur militärischen zusammenarbeit und neutralität deutscher hilfsorganisationen

Trotz enger Abstimmung zwischen einigen Hilfsorganisationseinheiten gibt es klare Grenzen hinsichtlich direkter Kooperation mit militärischen Kräften während eines bewaffnetem Konflikts innerhalb Deutschlands beziehungsweise Europas. Das DRK etwa plant keine operative Unterstützung für Truppenbewegungen durch deutsches Gebiet ins Kampfgebiet – dies würde gegen seine Neutralitätsprinzipien verstoßen.

Heike Spieker erläutert hierzu: „Weil wir dann eine Partei eines bewaffneten Konflikts unterstützen würden“, was unvereinbar sei mit den Grundsätzen der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung bezüglich Unparteilichkeit.

Diese Abgrenzung soll sicherstellen, dass humanitäre Hilfe unabhängig bleibt vom militärischen Geschehen – ein zentraler Pfeiler internationaler humanitärer Normsetzung seit Jahrzehnten.

Lehrreiche erfahrungen aus dem ukraine-konflikt für den deutschen zivilschutz

Der Krieg in der Ukraine hat gezeigt, welche Bedeutung funktionierender ziviler Schutzstrukturen besitzt – sowohl für Sicherheit als auch gesellschaftliche Stabilität innerhalb eines Landes während krisenhafter Situationen:

Florian Weber hebt hervor: „Eins hat uns dieser Krieg gezeigt: Der Rückhalt der Bevölkerung hängt davon ab, dass unser Zivilschutz funktioniert.“ Die Fähigkeit staatlicher Stellen schnell zu reagieren sei entscheidend dafür gewesen, dass trotz extremer Belastungen weiterhin Hilfe geleistet werde – „weil tatsächlich immer noch jemand kommt, wenn das Haus brennt.“

Dieses Beispiel verdeutlicht zugleich Risiken fehlender Ressourcen aber auch Chancen verbesserter Koordination zwischen Behörden, Hilfskräften und Gesellschaft insgesamt. Daher fordern Verantwortliche verstärkt Investitionen, um bestehende Lücken rasch schließen zu können und so zukünftige Krisensituationen besser bewältigen zu helfen.

Aktuelle lagebewertung zur vorbereitung deutscher hilfsorganisationenen

Grundsätzlich gilt laut Florian Weber, dass insbesondere das THW gut vorbereitet sei für Einsätze im Rahmen des erweiterten Zivil- sowie Katastrophenschutzes. Doch er mahnt gleichzeitig: „Wir benötigen mehr Ressourcen, um weiße Flecken endgültig auszuräumen.“

Auch Heike Spieker bestätigt dringenden Handlungsbedarf hinsichtlich Ausstattung, spezialisierter Ausbildung und konzeptioneller Weiterentwicklung. Zugleich verweist sie darauf, dass Deutschland trotz aller Herausforderungen vergleichsweise gut gerüstet erscheine angesichts früherer Einschätzungen, die einen nahenden bewaffneten Konflikt hierzulande ausschlossen: „Wenn man bedenkt, wie sehr viele ausgeschlossen haben, dass es hierzulande überhaupt passieren könnte, sind wir relativ gut vorbereitet.“

Damit zeichnen sich Fortschritte ab, während weitere Anstrengungen notwendig bleiben, um die deutsche Gesellschaft langfristig widerstandsfähiger gegenüber komplexeren Bedrohungsformen machen zu können.

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