Island erlebt innerhalb von vier Jahren den zwölften Vulkanausbruch auf der dünn besiedelten Reykjanes-Halbinsel südwestlich von Reykjavik. Die Eruption begann am frühen Morgen nach mehreren Stunden seismischer Aktivität.
Erneuter ausbruch auf der Reykjanes-Halbinsel mit langem eruptionsspalt
Am Morgen des aktuellen Tages öffnete sich die Erde auf der Reykjanes-Halbinsel erneut, nachdem ein Erdbebenschwarm wenige Stunden zuvor erste Anzeichen für eine bevorstehende Eruption geliefert hatte. Das isländische Wetteramt bestätigte kurz vor 4 Uhr Ortszeit: „Ein Ausbruch hat begonnen“. Live-Bilder des Rundfunksenders RÚV zeigten, wie glutrote Lava aus einem Erdspalt austrat, dessen Länge im Tagesverlauf stetig zunahm. Nach Angaben des Wetteramtes erreichte die Haupt-Eruptionsspalte zur Mittagszeit eine geschätzte Länge von etwa 2,4 Kilometern. Zusätzlich bildete sich ein weiterer Riss mit einer Länge von rund 500 Metern. Um die Spalten herum entstanden größere Lavafelder, die sich kontinuierlich ausbreiteten.
Geologische hintergründe des ausbruchs
Die Entwicklung dieses Vulkanausbruchs folgt dem Muster früherer Ereignisse in dieser Region und verdeutlicht die anhaltende geologische Aktivität unterhalb der Halbinsel. Die Kombination aus Erdbeben und plötzlichem Öffnen langer Erdspalten ist charakteristisch für das vulkanische Geschehen dort und wird durch tektonische Bewegungen entlang mehrerer Verwerfungen verursacht.
Sicherheitsmaßnahmen und folgen für anwohner sowie tourismus
Trotz der beeindruckenden Naturerscheinung bewerten Experten den Ausbruch als günstig gelegen hinsichtlich möglicher Gefahren für Menschen oder Infrastruktur. Der nahegelegene Fischerort Grindavík sowie wichtige Einrichtungen sind nach aktuellem Stand nicht unmittelbar bedroht. Dennoch wurden vorsorglich Teile des Ortes evakuiert, darunter ein stark frequentierter Campingplatz sowie das nur wenige Kilometer entfernte Geothermalbad Blaue Lagune, das bei Island-Urlaubern sehr beliebt ist.
Die örtliche Polizei verhinderte zudem den Zugang zum Gefahrengebiet durch Schaulustige und Touristen, um Risiken zu minimieren. Die Polizeichefin Margrét Kristín Pálsdóttir wurde vom Sender RÚV mit den Worten zitiert: „Natürlich verstehen wir, dass das ein faszinierendes Ereignis ist, besonders für Touristen.“ Viele Besucher verfolgten das Naturschauspiel daher aus sicherer Entfernung.
Für den Flugverkehr am nahegelegenen Flughafen Keflavik werden keine Einschränkungen erwartet – anders als beim historischen Ausbruch des Vulkangletschers Eyjafjallajökull im Jahr 2010, dessen Aschewolke tagelang internationalen Luftverkehr lahmlegte.
Wiederkehrende vulkanaktivität prägt Reykjanes-Halbinsel seit jahren
Die Reykjanes-Halbinsel gilt seit Frühjahr 2021 als eines der aktivsten vulkanischen Gebiete Islands mit insgesamt zwölf registrierten Ausbrüchen innerhalb von gut vier Jahren – neun davon allein seit Ende 2023. Der letzte Ausbruch fand Anfang April statt; er kündigte sich über einen längeren Zeitraum an und dauerte nur wenige Tage an.
Ursprünglich hatten Fachleute erst im Herbst mit einer neuen Eruption gerechnet – diese Prognose wurde nun deutlich vorgezogen durch die jüngste Aktivitätssteigerung unterhalb der Halbinsel. Diese Häufung zeigt eindrücklich die dynamischen Prozesse in diesem Teil Islands und stellt weiterhin eine Herausforderung für Überwachungseinrichtungen dar.
Das Zusammenspiel zwischen tektonischer Verschiebung und Magmaaufstieg sorgt regelmäßig dafür, dass sich neue Spalten öffnen oder bestehende erweitert werden können – was wiederum zu spektakulären Lavaströmen führt wie aktuell beobachtet wurde.
Diese Entwicklungen bleiben auch international aufmerksam verfolgt aufgrund ihrer Bedeutung sowohl für Vulkanforschung als auch mögliche Auswirkungen auf Umwelt und Infrastruktur in Island selbst sowie angrenzenden Regionen Europas.