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Russische drohnenangriffe und geopolitische spannungen belasten die ukraine im juli 2024

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Die Ukraine sieht sich im Juli 2024 erneut massiven Drohnenangriffen ausgesetzt, die vor allem Industrieanlagen in mehreren Städten treffen. Gleichzeitig verschärfen sich die geopolitischen Spannungen durch eine angekündigte Neuorientierung der US-Russland-Politik und anhaltende militärische Auseinandersetzungen.

Massive drohnenangriffe auf ukrainische industriezentren

In der Nacht zum 16. Juli 2024 starteten russische Streitkräfte einen großangelegten Angriff mit etwa 400 bombenbestückten Drohnen gegen verschiedene Ziele in der Ukraine. Besonders betroffen war die Industriestadt Krywy Rih, wo infolge der Angriffe die Stromversorgung vollständig zusammenbrach und zwei bedeutende Industrieunternehmen in Flammen aufgingen. Auch in Charkiw wurden innerhalb von zwanzig Minuten mindestens siebzehn Explosionen registriert, wie es vom Militärgouverneur berichtet wurde. Im westukrainischen Winnyzja gerieten nach Angaben der dortigen Vize-Militärgouverneurin ebenfalls mehrere Industrieanlagen in Brand.

Diese Angriffe verursachten erhebliche Schäden an kritischer Infrastruktur und führten zu weitreichenden Stromausfällen, was den Alltag vieler Menschen zusätzlich erschwerte. Die ukrainischen Behörden beschrieben diese Nacht als eine erneute „Nacht des Terrors“, da zivile und wirtschaftliche Einrichtungen gezielt ins Visier genommen wurden.

Neben den Luftangriffen hat Russland laut dem eng mit dem ukrainischen Militär verbundenen Infodienst Deep State innerhalb von drei Monaten weitere 1 415 Quadratkilometer ukrainisches Territorium besetzt. Diese Gebietsgewinne unterstreichen den anhaltenden Druck auf das Land trotz internationaler Unterstützung.

Politische reaktionen auf trumps neuorientierung der russland-politik

Die Ankündigung von US-Präsident Donald Trump, seine Russland-Politik neu auszurichten, sorgte bei vielen Ukrainern für Enttäuschung und Verunsicherung. Trump kündigte am Montag ein Ultimatum an, das Russland fünfzig Tage Zeit geben soll, bevor neue Sanktionen verhängt werden – ein Schritt, den viele Beobachter als zu zögerlich bewerten.

Der ukrainische Parlamentarier Oleksandr Mereschko, Vorsitzender des außenpolitischen Ausschusses, bezeichnete Trumps Frist nicht als Ultimatum: „Diese Frist bietet Putin die Gelegenheit, den Krieg im Sommer noch zu intensivieren.“ Ähnliche Einschätzungen finden sich auch in Berichten des Instituts für Kriegsstudien aus Washington sowie Aussagen hochrangiger Kreml-Vertreter wie Vizeaußenminister Sergej Rjabkow oder Präsidentensprecher Dmitrij Peskow. Ex-Präsident Dmitrij Medwedjew kommentierte sogar: „Das interessiert Russland nicht.“

Mehrere Quellen aus dem Kreml erklärten gegenüber Reuters zudem übereinstimmend, dass Präsident Wladimir Putin beabsichtige, den Krieg weiterhin mit voller Härte fortzuführen – unabhängig von internationalen Ultimaten oder Androhungen neuer Sanktionen.

Wachsender pessimismus unter ukrainerinnen und ukrainern

Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen wächst auch innerhalb der Bevölkerung das Gefühl zunehmender Unsicherheit über die Zukunft ihres Landes. Im Oktober 2022 glaubten noch rund 88 Prozent aller Befragten einer Umfrage des Kiewer Instituts für Soziologie , dass die Ukraine binnen zehn Jahren ein blühendes Mitgliedsland der Europäischen Union sein werde; lediglich fünf Prozent erwarteten damals wirtschaftlichen Ruin oder hohe Abwanderungszahlen.

Im Mai und Juni dieses Jahres änderte sich diese Stimmung deutlich: Nur noch etwa 43 Prozent rechnen nun mit einer EU-Mitgliedschaft ihrer Heimat; fast ebenso viele – rund 47 Prozent – prognostizieren einen wirtschaftlichen Niedergang sowie eine starke Bevölkerungsabwanderung bis zum Jahr 2035.

Der Direktor des KIS, Anton Hruschezkyj, erklärte am 9. Juli bei Vorstellung dieser Umfrage: „Der sich abschwächende Glaube an eine glückliche Zukunft ist zweifelsohne ein beunruhigender Trend.“ Er betonte zudem: „Je weniger Ukrainer glauben, dass ihr Land wirklich auf einem guten Weg ist, desto schwächer wird unser Widerstand sowie unsere Fähigkeit zur Mobilisierung von Ressourcen gegen den Feind.“

Trotz dieses Pessimismus zeigt die Umfrage auch klar: Die Mehrheit lehnt Kapitulation ab und will keine formelle Aufgabe besetzter Gebiete akzeptieren – was weiterhin starken Widerstand erwarten lässt.

Militärische lage bleibt angespannt trotz hoher verluste russlands

Obwohl Russlands Luftangriffe verheerend sind und zahlreiche zivile Infrastrukturen zerstören konnten, bleibt ihre militärische Lage insgesamt schwierig. Russische Truppen erleiden weiterhin hohe Verluste; viele Frontabschnitte sind eingefroren aufgrund ständiger Drohnen-Angriffe durch ukrainische Einheiten gegen vorrückende Kräfte.

Die Ukraine produziert mittlerweile jährlich rund vier Millionen Drohnen selbst – ein Faktor für ihre Verteidigungsfähigkeit gegenüber konventionellen Angriffsmethoden geworden ist.

US-Präsident Trump berichtete zudem über erste Lieferungen amerikanischer Patriot-Abwehrraketen durch Deutschland an die Ukraine – dies gilt als positives Signal westlicher Unterstützung im Verteidigungskampf gegen Russland. Laut Informationen des Infodienstes Axios haben europäische Staaten Waffenlieferungen im Wert von zunächst zehn Milliarden Dollar organisiert; allerdings gibt es Berichte darüber hinausgehender Zurückhaltung Trumps bei weiteren Waffenlieferungen trotz bereits genehmigter Programme seines Vorgängers Joe Biden aus Frühjahr dieses Jahres.

Ukrainisches Militär plant derzeit außerdem mögliche Beschaffungen weiterer Waffensysteme zur Bekämpfung tiefer gelegener Ziele innerhalb Russlands neben Patriot-Raketen aus US-Produktion einzusetzen — insbesondere nachdem Berlin angeblich endgültig entschieden hat keine Taurus-Raketen mehr abzugeben.
Berichte nennen zwei Systeme besonders relevant:

  • PrSM-Raketen mit Reichweiten bis zu fünfhundert Kilometern
  • AGM-158 Jassm-Geschosse mit Reichweiten über neunhundert Kilometern

Letztere könnten Sprenglasten um vierhundertfünfzig Kilogramm tragen und wären kompatibel mit F‑16-Jagdflugzeugen deutscher Herkunft zur präzisen Bekämpfung strategischer Ziele tief hinter feindlichen Linien geeignet.

Perspektiven zur schwächung russlands durch materialverluste und sanktionen

Militärexperte Jack Watling vom Londoner Forschungsinstitut RUSI sieht Chancen für langfristige Schwächung Russlands vorausgesetzt es gelingt der Ukraine standhaft zu bleiben während einer möglichen Sommeroffensive Moskaus.
Er verweist darauf:

Kurzfristig könnten europäische Länder Materialverluste ersetzen helfen — vor allem wenn sie Zugang zu moderner Spitzentechnik aus USA erhalten.
Russland werde spätestens Ende nächsten Jahres seine sowjetisch geprägten Vorräte weitgehend verbraucht haben.
Das Fachportal Oryx schätzt inzwischen mehr als zweiundzwanzigtausend zerstörte oder aufgegebene Panzerfahrzeuge sowie Flugzeuge inklusive Raketenwerferkommandostationen etc., was enorme materielle Verluste bedeutet.
Watling formuliert dazu:
„Wenn die Ukraine noch ein Jahr standhalten kann … könnte Russland nicht mehr so leicht wieder Fuß fassen.“

Darüber hinaus bieten sich Möglichkeiten Europas Öleinnahmen Moskaus effektiv einzuschränken:
Über sechzig Prozent des exportierten Rohöls werden per Schiff über Ostseewege transportiert — darunter dänisches Hoheitsgebiet.
Eine umfassende Sanktionierung solcher Schiffe inklusive Entzug ihrer Registrierung könnte Dänemark erlauben deren Durchfahrt seiner Gewässer komplett zu verbieten.
Russland hätte dann nur begrenzte Alternativen zum Export seiner Ölressourcen,
was laut Watling „zu einem signifikanten Rückgang“ führen würde.

Diese Kombination aus militärischem Widerstandspotenzial sowie ökonomischem Druck könnte mittelfristig entscheidend sein für Verlauf eines Konflikts ohne eindeutiges Ende bisher sichtbar machen

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