Die Ankündigung von US-Präsident Donald Trump, Zölle in Höhe von 30 Prozent auf Importe aus der Europäischen Union zu erheben, hat unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen. Während die Finanzmärkte vergleichsweise ruhig bleiben, zeigt sich die deutsche Wirtschaft insbesondere im Maschinenbau besorgt über mögliche Folgen.
Gelassene reaktion der finanzmärkte trotz zollankündigung
Die Finanzmärkte haben auf die jüngste Ankündigung von Donald Trump, ab dem 1. August Einfuhrzölle von 30 Prozent zu erheben, mit einer bemerkenswerten Gelassenheit reagiert. Der deutsche Leitindex DAX startete zwar mit Verlusten in die neue Handelswoche, doch Panik oder starke Verunsicherung sind nicht festzustellen. Diese Ruhe ist laut Experten das Ergebnis eines Gewöhnungseffekts: In den vergangenen Monaten hatten ähnliche Drohungen noch hektische Diskussionen über Prognoseanpassungen ausgelöst.
Sonja Marten, Analystin bei der DZ-Bank, erklärt im Gespräch mit tagesschau24, dass man mittlerweile eine abwartende Haltung eingenommen habe: „Es macht Sinn, abzuwarten.“ Sie weist darauf hin, dass das Thema Zölle und Handelskonflikte weiterhin präsent bleiben werde und Unternehmen sich darauf einstellen müssten. Die Märkte hätten gelernt, solche politischen Ankündigungen zunächst sachlich einzuordnen statt emotional zu reagieren.
Diese Zurückhaltung spiegelt sich auch darin wider, dass bislang keine dramatischen Kursverluste oder Kapitalabflüsse aus europäischen Aktienmärkten verzeichnet wurden. Anleger scheinen vorerst davon auszugehen, dass es trotz der Drohkulisse noch Spielraum für Verhandlungen zwischen den USA und der EU gibt. Die Unsicherheit bleibt jedoch bestehen – was langfristig Einfluss auf Investitionsentscheidungen haben könnte.
Gespannte stimmung in deutscher wirtschaft besonders im maschinenbau
Im Gegensatz zur Gelassenheit an den Börsen herrscht in Teilen der deutschen Wirtschaft große Besorgnis über die angekündigten US-Zölle. Besonders betroffen wäre der Maschinenbau als eine Schlüsselbranche des Exportlandes Deutschland. Die USA sind für diese Branche nach wie vor ein bedeutender Absatzmarkt: Im vergangenen Jahr wurden Maschinen und Anlagen im Wert von mehr als 27 Milliarden Euro dorthin exportiert.
Der Bundesverband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau warnt vor erheblichen Belastungen durch mögliche Strafzölle. Oliver Richtberg, Leiter Außenwirtschaft beim VDMA, bezeichnet die derzeitige Verunsicherung als größtes Problem: „Sollten die 30 Prozent wirklich kommen,“ so Richtberg weiter, „würden besonders Unternehmen leiden müssen, deren Wettbewerber bereits in den USA produzieren.“ Für viele Hersteller sei es schwierig bis unmöglich kurzfristig Produktionskapazitäten außerhalb Europas aufzubauen.
Auch Bundeskanzler Friedrich Merz äußerte sich kritisch zum Thema Einfuhrzölle im ARD-Sommerinterview: „Wenn das käme,“ sagte Merz mit Blick auf Trumps Pläne zur Zoll-Erhöhung auf europäische Produkte um bis zu 30 Prozent, „könnten wir große Teile unserer Wirtschaftspolitik hintenanstellen.“ Er warnte davor, dass dies „die deutsche Exportwirtschaft ins Mark treffen“ würde – eine drastische Einschätzung angesichts des hohen Anteils exportorientierter Unternehmen am Bruttoinlandsprodukt Deutschlands.
Unterschiede bei wettbewerbsfähigkeit im maschinenbau
Trotzdem betont Richtberg auch einen wichtigen Aspekt bezüglich Wettbewerbsfähigkeit: Viele Produkte des deutschen Maschinenbaus würden nicht direkt in den USA hergestellt werden können – was bedeutet, dass gleiche Zollsätze für alle Länder gelten würden und somit kein Nachteil gegenüber anderen internationalen Konkurrenten entstünde.
Hoffnung auf verhandlungslösung bleibt bestehen trotz drohender handelskonflikte
Obwohl die Situation angespannt ist und erhebliche Risiken birgt, besteht unter vielen Akteuren weiterhin Hoffnung auf eine politische Lösung durch Verhandlungen zwischen Washington und Brüssel. Derzeit läuft eine Frist bis zum 1. August – dann sollen Trumps angekündigte Zollerhöhungen wirksam werden –, innerhalb derer Gespräche geführt werden können.
Vertreter aus Politik sowie Industrie setzen darauf, dass beide Seiten letztlich Kompromisse finden könnten, um einen eskalierenden Handelskrieg abzuwenden. Der Druck wächst jedoch spürbar, da bisher keine Fortschritte bei den Gesprächen vermeldet wurden.
Für viele Unternehmen bedeutet diese Phase vor allem eines: Unsicherheit. Investitionsentscheidungen werden zurückgestellt, Planungen verschoben. Gerade mittelständische Betriebe fühlen sich dadurch belastet.
Die Aussicht einer dauerhaften Verschärfung des transatlantischen Handelskonflikts stellt zudem einen Rückschlag für Hoffnungen dar, die deutsche Wirtschaft könne nach schwierigen Jahren wieder stärker wachsen. Eine Verschlechterung des Zugangs zum wichtigsten Auslandsmarkt wirkt hemmend.
Insgesamt zeigt sich damit ein Bild ambivalenter Reaktionen: Während Finanzmärkte kurzfristig ruhig bleiben, wächst bei vielen Wirtschaftsakteuren Sorge um langfristige Folgen hoher Importzölle. Ob es gelingt, eine Eskalation abzuwenden, bleibt offen; klar ist aber schon jetzt: Der Handel zwischen Europa und den USA wird künftig komplexer sein als zuvor.