Der Film „Der Salzpfad“ feierte seine Deutschlandpremiere beim Filmfest München in Anwesenheit von Hauptdarstellerin Gillian Anderson. Die Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers von Raynor Winn erzählt die bewegende Geschichte eines Ehepaars auf dem South West Coast Path. Gleichzeitig sorgen Betrugsvorwürfe gegen die Autorin für Diskussionen.
Bewegende geschichte eines paares auf dem south west coast path
„Der Salzpfad“ schildert das Schicksal von Raynor „Ray“ Winn und ihrem Ehemann Moth, dargestellt von Gillian Anderson und Jason Isaacs, die nach einem verlorenen Gerichtsverfahren ihr Zuhause verlieren. Zusätzlich wird bei Moth eine unheilbare neurodegenerative Erkrankung diagnostiziert, welche seine Mobilität zunehmend einschränkt. Ohne Perspektive packen sie ihr letztes Hab und Gut in Rucksäcke und begeben sich zu Fuß auf den über 1 000 Kilometer langen South West Coast Path an der englischen Südküste.
Die Wanderung führt sie durch eine beeindruckende, aber auch herausfordernde Landschaft mit Zelt und wenigen Vorräten. Dabei begegnen sie nicht nur der Natur in all ihren Facetten, sondern auch Vorurteilen sowie sozialer Ablehnung. Trotz dieser Schwierigkeiten finden sie Trost in Begegnungen mit hilfsbereiten Menschen sowie im Zusammensein als Paar.
Die Regisseurin Marianne Elliott setzt auf eine leise Erzählweise ohne Kitsch oder Pathos, wodurch die existenzielle Krise als Liebesgeschichte vermittelt wird. Das intensive Spiel von Anderson und Isaacs verleiht dem Film emotionale Tiefe und Authentizität.
Eindrucksvolle landschaftsbilder des south west coast path
Der South West Coast Path ist ein realer Wanderweg, der sich von Minehead in Somerset entlang der Küstenregionen Devon und Cornwall bis nach Poole Harbour in Dorset erstreckt. Ursprünglich für die Küstenwache angelegt, führt er heute durch einige der spektakulärsten Küstenlandschaften Englands wie die Unesco-Welterbestätten Jurassic Coast sowie die Bergbaulandschaft Cornwalls.
Die Kamerafrau Hélène Louvart fängt diese britische Küstenwelt eindrucksvoll ein: tosende Wellen schlagen gegen steile Klippen, dornige Büsche säumen windgepeitschte Pfade mit matschigem Untergrund; endlose Regentage wechseln sich ab mit perfekten Sonnenuntergängen. Diese Bilder schaffen einen starken Kontrast zur inneren Reise des Paares.
Trotz dieser visuellen Stärke bleiben gesellschaftliche Themen wie Obdachlosigkeit oder Krankheit eher angedeutet statt vertieft behandelt zu werden. Die Handlung konzentriert sich fast ausschließlich auf das Ehepaar; Nebenfiguren wie ihre Kinder oder biografische Details treten zugunsten einer fokussierten Erzählweise zurück.
Bestsellerautorin raynor winn zwischen erfolg und vorwürfen
Das Buch „Der Salzpfad“ wurde international zum Bestseller, erhielt zahlreiche Literaturpreis-Nominierungen und gewann 2019 den renommierten RSL Christopher Bland Prize. Weltweit wurden über eine Million Exemplare verkauft – ein großer Erfolg für Autorin Raynor Winn, geboren 1962.
Aktuell überschattet jedoch eine Kontroverse den Kinostart: Recherchen des britischen „Observer“ werfen Zweifel an der Authentizität ihrer autobiografischen Erzählung auf. Demnach sollen zentrale Teile erfunden oder stark verfälscht sein – insbesondere hinsichtlich ihrer angeblichen Obdachlosigkeit sowie deren Ursachen beziehungsweise ihrer eigenen Identität und Vergangenheit.
Diese Vorwürfe betreffen nicht nur Details einzelner Ereignisse, sondern stellen das Fundament des gesamten Erfahrungsberichts infrage – was erhebliche Auswirkungen auf Glaubwürdigkeit sowohl des Buches als auch seiner Verfilmung hat.
Autorin Raynor Winn weist diese Anschuldigungen entschieden zurück: „Die Berichte sind irreführend.“ Damit bleibt offen, wie sich diese Debatte weiterentwickelt – während gleichzeitig das Interesse am Filmstart am 17. Juli hoch bleibt.