Die französische Bürgerrechtlerin Gisèle Pelicot wird mit dem Verdienstorden der Ehrenlegion ausgezeichnet. Sie machte jahrelange Vergewaltigungen durch ihren Ehemann und weitere Täter öffentlich und setzte sich für Frauenrechte ein.
Gisèle pelicots mutiger kampf gegen sexualisierte gewalt
Gisèle Pelicot, 72 Jahre alt, wurde bekannt, weil sie die jahrelangen sexuellen Übergriffe durch ihren damaligen Ehemann Dominique Pelicot sowie zahlreiche andere Männer öffentlich machte. Die Übergriffe begannen in ihrer Ehe und dauerten über viele Jahre an. Während dieser Zeit wurde sie von ihrem Mann wiederholt mit Medikamenten betäubt und in Internetforen zur Vergewaltigung angeboten. Diese erschütternden Umstände blieben lange verborgen, bis sie sich entschloss, ihre Geschichte zu erzählen.
Ihr Ziel war es, das Schweigen zu brechen und die gesellschaftliche Scham umzudrehen – „damit die Scham die Seite wechselt“, wie sie selbst formulierte. Durch ihre Offenheit löste sie eine breite öffentliche Debatte über sexualisierte Gewalt aus und trug dazu bei, dass das Thema stärker ins Bewusstsein rückte. Ihr Engagement führte zu einem Gerichtsverfahren gegen ihren Ex-Mann sowie 50 weitere Angeklagte.
Der Prozess fand im vergangenen Jahr in Avignon statt und erregte großes mediales Interesse sowohl national als auch international. Die Anklagen umfassten schwere Straftaten im Bereich sexueller Gewalt über einen langen Zeitraum hinweg. Am Ende wurden alle Angeklagten verurteilt; ihr Ex-Mann erhielt mit 20 Jahren Haft die Höchststrafe.
Gipfel der anerkennung
Durch den Prozessverlauf sowie ihre öffentliche Rolle entwickelte sich Gisèle Pelicot zu einer internationalen Symbolfigur im Kampf für Frauenrechte und gegen sexualisierte Gewalt. „Ihr Mut wurde vielfach hervorgehoben“: Sie setzte sich nicht nur persönlich zur Wehr, sondern forderte auch ein öffentliches Verfahren ein – eine Entscheidung von großer Bedeutung angesichts der Tabuisierung des Themas.
Internationale anerkennung als ikone für frauenrechte
Die Auszeichnung mit dem französischen Verdienstorden der Ehrenlegion würdigt ihr langjähriges Engagement zugunsten des Gemeinwohls sowie den Einfluss ihres Handelns auf gesellschaftliche Veränderungen in Frankreich und darüber hinaus.
Der Orden ist Frankreichs höchste zivile Auszeichnung für Verdienste um Staat oder Gesellschaft; er wird an Personen verliehen, deren Einsatz beispielhaft ist.
Ehrenlegion ehrt insgesamt 589 personen zum nationalfeiertag
Neben Gisèle Pelicot erhalten am Vorabend des französischen Nationalfeiertags am 14. Juli insgesamt 588 weitere Persönlichkeiten den Verdienstorden der Ehrenlegion verliehen. Unter ihnen befinden sich prominente Namen aus verschiedenen Bereichen wie Kultur, Wissenschaft oder Gesellschaftspolitik.
Zu den Geehrten zählt unter anderem die heute 99-jährige Auschwitz-Überlebende Yvette Lévy, deren Lebensgeschichte Zeugnis von Widerstandskraft ablegt. Ebenfalls ausgezeichnet wird der US-amerikanische Musiker und Designer Pharrell Williams, seit 2023 künstlerischer Leiter der Herrenkollektionen bei der renommierten Luxusmarke Louis Vuitton in Paris.
Der Orden wurde ursprünglich im Jahr 1802 von Napoleon Bonaparte gegründet; seither wurden rund 77 000 Mitglieder aufgenommen – darunter Staatsoberhäupter ebenso wie herausragende Persönlichkeiten aus Kunst oder Wissenschaft.
Diese Ehrungen spiegeln das breite Spektrum gesellschaftlichen Engagements wider: Von historischen Zeugen bis hin zu aktuellen kulturellen Impulsgebern zeigt sich darin eine Vielfalt an Leistungen zugunsten des Gemeinwohls auf nationaler wie internationaler Ebene.