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Reichweitenangst beim E-Auto: wie dicht ist das deutsche Ladenetz 2025

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Die Ladeinfrastruktur für Elektroautos in Deutschland hat sich deutlich verbessert und ermöglicht längere Fahrten, etwa von Mainz nach Sylt. Dennoch bestehen regionale Unterschiede bei der Verfügbarkeit von Schnellladepunkten, die Einfluss auf die Alltagstauglichkeit und Kaufentscheidungen haben.

Aktuelle situation der ladeinfrastruktur in deutschland

Die Ladeinfrastruktur für Elektroautos in Deutschland wächst kontinuierlich und bietet inzwischen eine vergleichsweise dichte Versorgung mit öffentlichen Schnellladepunkten. Im Durchschnitt steht alle 5 000 Meter ein solcher Ladepunkt zur Verfügung, an dem je nach Fahrzeugtyp innerhalb von 30 bis 60 Minuten eine volle Ladung möglich ist. Aktuelle Elektrofahrzeuge erreichen laut Hersteller im Schnitt eine Reichweite von etwa 450 Kilometern. Theoretisch genügt dies, um beispielsweise die Strecke von Mainz nach Sylt mit nur einer Zwischenladung zu bewältigen.

Trotz dieser Fortschritte zeigen sich deutliche regionale Unterschiede bei der Dichte des Ladenetzes. Die Bundesländer Berlin und Bremen verfügen über das engmaschigste Netz mit einem Schnellladepunkt im Schnitt alle 1,7 Kilometer. Nordrhein-Westfalen folgt als bevölkerungsreichstes Bundesland mit einer durchschnittlichen Distanz zwischen den Ladesäulen von rund 3,5 Kilometern.

Im Gegensatz dazu sind insbesondere Schleswig-Holstein , Mecklenburg-Vorpommern sowie Brandenburg Schlusslichter im bundesweiten Vergleich. Dort liegen die Schnellladesäulen deutlich weiter auseinander, was vor allem auf weniger besiedelte Gebiete zurückzuführen ist.

Der ADAC-Sprecherin Katharina Lucà zufolge sei das Angebot entlang der Fernstraßen bereits gut ausgebaut: „Lücken sehen wir noch in dicht besiedelten Gebieten in Ballungsräumen, in sehr ländlichen Räumen und entlang wenig frequentierter Verkehrsachsen.“ Diese Aussage verdeutlicht die Herausforderungen bei der flächendeckenden Versorgung auch abseits stark befahrener Strecken.

Wachstum des ladenetzes und nutzungsmuster

Das öffentliche Ladenetz wächst weiterhin dynamisch: Im Jahr 2024 stieg die Anzahl öffentlicher Ladesäulen um etwa 27 Prozent an. Das Bundesverkehrsministerium betont gegenüber dem SWR seine Absicht, den Ausbau insbesondere auch in weniger dicht besiedelten Regionen zu fördern. Förderprogramme für private Ladestationen zuhause sind derzeit nicht geplant.

Eine Umfrage des Energiekonzerns E.ON unter mehr als 1 000 E-Autofahrenden zeigt zudem ein klares Bild zur Nutzung: Rund 71 Prozent laden überwiegend zuhause ihre Fahrzeuge auf – vorausgesetzt sie können dort günstig Strom beziehen.

Für jene Fahrerinnen und Fahrer ohne günstige Heimlademöglichkeit bleibt das öffentliche Ladenetz essenziell für den Alltagseinsatz ihrer Fahrzeuge. Der aktuelle Report der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur weist darauf hin, dass vielerorts mehr Ladestromkapazitäten vorhanden sind als tatsächlich benötigt werden – was auf eine Unterauslastung hindeutet.

Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft berichtet zudem, dass nur jeder fünfte Ladepunkt überdurchschnittlich ausgelastet sei. Vor diesem Hintergrund hat beispielsweise der Energiekonzern EnBW seinen Ausbau öffentlicher Ladesäulen zuletzt verlangsamt beziehungsweise angepasst.

Herausforderungen beim laden und kaufverhalten

Trotz verbesserter Infrastruktur bleiben Hürden beim Laden bestehen – sowohl technisch als auch preislich –, was sich negativ auf Kaufentscheidungen auswirkt. Die Zulassungszahlen zeigen weiterhin Zurückhaltung: Nur rund 17 Prozent aller Neuzulassungen im laufenden Jahr entfallen auf vollelektrische Fahrzeuge.

Die SWR-Datenanalyse prognostiziert unter Beibehaltung dieses Trends ein Verfehlen des Klimaziels für die Verkehrswende bis zum Jahr 2030; dann sollen etwa fünfzehn Millionen E-Autos unterwegs sein.

Ein wesentlicher Hemmschuh ist laut ADAC-Sprecherin Lucà neben regionalen Unterschieden auch die komplizierte Preisstruktur an den Ladesäulen: „Grundsätzlich kann man an allen Säulen mit Karten aller Anbieter laden“, erklärt sie weiter; „jedoch fallen dabei höhere Roaminggebühren an.“ Zudem kritisiert sie mangelnde Transparenz bei den Kosten vor Ort: „Leider sind die Ladekosten teilweise sehr undurchsichtig.“

Ad-hoc-Laden ohne Vertrag sei meist teurer; Preise variieren je nach Anbieter selbst an derselben Säule erheblich – selten liegen diese unter fünfzig Cent pro Kilowattstunde Stromverbrauch unterwegs am Fahrzeuganschlussspunkt.

Die Bundesregierung hat diese Problematik erkannt und kündigt Maßnahmen zur Verbesserung der Nutzerfreundlichkeit sowie Vereinheitlichung des Bezahlsystems gemäß Koalitionsvertrag an.

Deutschland im internationalen vergleich bei schnellladestationen

Deutschland nimmt europaweit eine Spitzenposition hinsichtlich verfügbarer öffentlicher Schnellladepunkte ein. Laut Angaben der Europäischen Kommission waren Ende April 2024 bereits mehr als 40 000 dieser Stationen installiert worden – deutlich mehr als Frankreich mit rund 34 000 oder Großbritannien mit knapp 17 000 Schnellladern.

Diese hohe Dichte erleichtert Langstreckenfahrten erheblich gegenüber anderen Ländern Europas; dennoch bleibt es wichtig, regionale Unterschiede zu beachten sowie individuelle Routen sorgfältig zu planen.

Finanzielle aspekte beim kauf eines elektroautos

Neben infrastrukturellen Fragen spielen finanzielle Faktoren eine zentrale Rolle bei Kaufentscheidungen zugunsten oder gegen Elektroautos in Deutschland. Eine SWR-Datenanalyse zeigt erhebliche Preisunterschiede zwischen neuen E-Fahrzeugen sowie vergleichbaren Verbrennern hinsichtlich Größe und Leistung:

Elektroautos kosten oft mehrere Tausend Euro mehr als Benziner oder Dieselmodelle gleicher Kategorie – so hoch liegt häufig ihr Aufpreis über dem Einsparpotenzial durch geringere Betriebskosten während vieler Jahre Nutzung hinausgehend sichtbar wird.

Zugleich könnten politische Entscheidungen künftig Auswirkungen haben: Steigende Betriebskosten für Verbrenner durch Umweltabgaben oder Steueränderungen würden deren Attraktivität verringern beziehungsweise elektrische Alternativen begünstigen können.

Aktuell besteht jedoch Unsicherheit bezüglich Umsetzung eines Umweltbonusprogramms seitens Bundesregierung; dessen Ausgestaltung könnte entscheidenden Einfluss darauf nehmen, wie schnell Verbraucherinnen sich zum Umstieg bewegen werden.

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