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Protest in Prag mit fußball gegen massentourismus und steigende wohnungspreise

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In Prag führt der Massentourismus zu erheblichen Problemen wie Lärm, Müll und unbezahlbarem Wohnraum. Die tschechische Regierung setzt auf Aufklärung statt Verbote, doch viele Bewohner fordern strengere Maßnahmen.

Fußballspiel als symbolischer protest gegen massentourismus im historischen zentrum prags

An einem Samstagnachmittag auf dem Altstädter Ring in Prag herrscht reges Treiben. Touristen aus aller Welt folgen ihren Führern oder fotografieren die historische Kulisse. Mitten im Trubel inszeniert die Initiative Kolektiv 115 ein Fußballspiel als Protestaktion gegen den Massentourismus. Dabei treten zwei Teams gegeneinander an: das „Team Airbnb“ in blauen Trikots und das „Team Bewohner Prags“ in Rot.

Das Spiel ist eine ironische Darstellung der Konflikte zwischen Einheimischen und Ferienwohnungsvermietungen über Plattformen wie Airbnb. Das Team Airbnb versucht durch Betrug und Bestechung Vorteile zu erlangen, was die Wahrnehmung vieler Prager widerspiegelt, dass touristische Vermietungen das Stadtbild negativ beeinflussen. Am Ende gewinnt jedoch das Team der Bewohner – ein Symbol dafür, dass es noch echte Ur-Prager gibt, die ihre Heimat verteidigen wollen.

Diese Aktion verdeutlicht den wachsenden Unmut vieler Einwohner über den zunehmenden Einfluss des Tourismus auf ihr tägliches Leben im Zentrum von Prag. Der Altstädter Ring bleibt zwar eine touristische Attraktion, doch für viele Anwohner ist er auch Ort von Konflikten um Lebensqualität und Wohnraum.

Steigende mieten und rücksichtslose touristen belasten prager altstadtbewohner

Die Belastungen durch den Massentourismus sind für viele Einwohner spürbar geworden. Eine Rentnerin berichtet: „Ich wohne seit 25 Jahren hier in der Altstadt – es ist schrecklich geworden.“ Sie beschreibt Gruppen von Touristen, die Wohnungen oft zu sechst oder acht belegen würden, um günstig zu feiern. Nachts kehren sie lautstark zurück und verursachen Chaos im Hausflur.

Auch jüngere Menschen äußern Sorgen über die Wohnungssituation: „Airbnb ist de facto ein illegales Geschäft“, sagt ein Befragter aus Prag-West mit Blick auf fehlende Regulierung bei Kurzzeitvermietungen. Viele Freunde hätten Schwierigkeiten gehabt, bezahlbaren Wohnraum zu finden.

Eine junge Frau ergänzt: „Ich bin seit langem unzufrieden mit der Wohnsituation hier – vor allem bei Mietwohnungen sind Preise kaum noch tragbar.“ Trotz wachsender Probleme sieht sie wenig politische Initiativen zur Verbesserung dieser Lage.

Der Druck durch steigende Mieten trifft besonders jene Bevölkerungsgruppen hart, deren Einkommen nicht mit dem rasanten Wachstum des Tourismussektors Schritt hält. Die Verdrängung aus zentralen Stadtteilen wird zunehmend zum Alltag für viele Pragerinnen und Prager.

Rechtliche unsicherheiten bei kurzzeitvermietungen verschärfen wohnraummangel

Ein Hauptkritikpunkt betrifft die Umwandlung von regulärem Wohnraum in Ferienunterkünfte via Plattformen wie Airbnb oder ähnliche Anbieter. Im vergangenen Jahr verzeichnete Prag offiziell mehr als acht Millionen Übernachtungsgäste – so viele wie nie zuvor seit Beginn der Statistikführung.

Schätzungen zufolge werden bis zu 14 000 Betten illegal vermietet; diese Zahl umfasst Wohnungen ohne behördliche Genehmigung oder Registrierung als Ferienwohnung. Dies führt dazu, dass verfügbare Wohnungen für Einheimische immer knapper werden – gleichzeitig steigen Mietpreise stark an.

Aktuelle Quadratmeterpreise liegen häufig bei rund 20 Euro pro Monat; damit übersteigen sie deutlich vergleichbare Preise etwa in Dresden und nähern sich denen großer deutscher Städte wie München an.

Petr Městecký vom Verein für bezahlbaren Wohnraum betont: „Der grundlegende Fehler besteht darin, dass das politische Establishment so tut, als sei Airbnb legal.“ Er weist darauf hin: Nur leerstehende Zimmer dürfen vermietet werden; ganze Wohnungen seien dagegen nicht zulässig ohne entsprechende Genehmigungen.

Diese rechtlichen Grauzonen erschweren effektive Kontrollen sowie Maßnahmen zur Eindämmung des Problems erheblich – zum Nachteil zahlreicher Bewohnerinnen und Bewohner des Stadtzentrums von Prag.

Geplante gesetzesnovelle zur kurzzeitvermietung bleibt unklarheit im parlament

Die tschechische Regierung plante ursprünglich strengere Regelungen gegen unerlaubte Kurzzeitvermietungen einzuführen. Geplant war unter anderem eine Höchstgrenze für Vermiettage sowie weitere Auflagen zur Begrenzung privater Ferienwohnungen innerhalb städtischer Gebiete wie Prags Innenstadtbereichs.

Allerdings verzögert sich diese Gesetzesnovelle derzeit im Parlament erheblich; zudem wurden bereits Abschwächungen am ursprünglichen Entwurf vorgenommen beziehungsweise stehen noch ausstehend festzulegen:

Vorgesehen ist aktuell lediglich ein digitales Gästeregister verpflichtend einzuführen; Vermieter müssen sich registrieren lassen andernfalls drohen Bußgelder beziehungsweise Strafen wegen Ordnungswidrigkeiten gemäß neuem Gesetzesentwurf zum Tourismusrecht .

Dieses Register soll Transparenz schaffen bezüglich tatsächlicher Belegungzahlen privater Unterkünfte bieten – allerdings fehlen konkrete Instrumente zur Regulierung etwaiger Höchstgrenzen oder Sanktionen bei Überschreitungen bisher weiterhin vollständig:

Somit bleibt offen, wie effektiv diese Maßnahme tatsächlich sein wird gegenüber dem realen Problem einer Überlastung zentraler Stadtteile durch kurzfristige touristische Nutzung privaten Wohnraums.

Die Frage, wer letztendlich „das Spiel“ um bezahlbaren Raum, Lebensqualität sowie Identität innerhalb des historischen Zentrums gewinnt, bleibt vorerst unbeantwortet.

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