Mehrere deutsche Städte und Kommunen ermöglichen es ihren Bürgern, den Führerschein gegen ein kostenloses Deutschlandticket für den öffentlichen Nahverkehr einzutauschen. Dieses Angebot richtet sich vor allem an Rentner, wird aber zunehmend auf weitere Altersgruppen ausgeweitet.
Dauerhafte abgabe des führerscheins erfordert neustart bei fahrerlaubnis
Das Tauschangebot hat eine entscheidende Voraussetzung: Die Abgabe des Führerscheins ist dauerhaft. Wer seinen Führerschein abgibt, verliert die Fahrerlaubnis unwiderruflich. Ein erneutes Autofahren ist nur möglich, wenn die betroffene Person Fahrstunden nimmt und die Prüfungen erneut besteht. Der Berliner Verkehrsrechtsanwalt Sascha von Eicken erklärt dazu: „Die Fahrerlaubnis wird nach der Abgabe nicht automatisch wieder gültig.“ Diese Regelung macht deutlich, dass der Schritt gut überlegt sein muss.
Je nach Kommune unterscheiden sich die Bedingungen für das Tauschangebot erheblich. Im Ennepe-Ruhr-Kreis oder in der Stadt Lübeck erhalten Teilnehmer ein Jahresabo für das Deutschlandticket im Austausch gegen ihren Führerschein. In Dortmund hingegen gilt das Angebot nur für zwei Monate mit dem 49-Euro-Ticket als kostenloser Ersatz.
Die dauerhafte Abgabe soll sicherstellen, dass keine kurzfristigen Wechsel erfolgen und damit eine nachhaltige Verhaltensänderung gefördert wird. Dies wirkt sich auch auf die Planungssicherheit der Verkehrsunternehmen aus.
Klimafreundliche initiative mit wachsender nachfrage in mehreren städten
Hinter dem Projekt steht das Ziel einer umweltfreundlicheren Mobilität durch weniger Autos auf den Straßen. Weniger Fahrzeuge bedeuten weniger Staus sowie eine Verringerung von Schadstoff- und CO2-Emissionen im Verkehrsgeschehen. Die Initiative Deutschland mobil 2030 betont zwar fehlende exakte Zahlen zum Einsparpotenzial, sieht aber in dem Programm einen wichtigen Beitrag zur Erreichung nationaler Klimaziele.
Das Interesse an diesem Angebot wächst stetig in den beteiligten Städten. So hat beispielsweise die Stadt Lübeck bereits 750 Tauschabonnements vergeben und plant weitere 500 pro Jahr über einen Zeitraum von drei Jahren anzubieten – Teil eines Modellversuchs mit begrenzter Ticketanzahl inklusive Nutzung der Priwallfähre für Fußgängerinnen und Fußgänger.
Ursprünglich richtete sich das Programm ausschließlich an ältere Menschen über 60 Jahre aufgrund erhöhter Unfallrisiken im Straßenverkehr bei dieser Gruppe. Mittlerweile öffnen immer mehr Kommunen das Angebot auch jüngeren Altersgruppen gegenüber, um möglichst viele Bürgerinnen und Bürger zu motivieren, vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen.
Teilnehmende städte bieten unterschiedliche tauschangebote mit variierenden laufzeiten
Verschiedene Städte setzen diese Initiative unterschiedlich um:
In Bonn können Personen ab 60 Jahren ihren Führerschein sechs Monate lang gegen ein kostenloses 49-Euro-Ticket eintauschen; dabei übernimmt die Stadt Bonn sämtliche Kosten des Tickets.
In Dortmund erhalten Interessierte zwei Monate lang ein kostenfreies Deutschlandticket beim Verzicht auf ihre Fahrerlaubnis; zuständig ist hier der Verkehrsbetreiber DSW21 als Anlaufstelle.
Der Ennepe-Ruhr-Kreis verzeichnete dieses Jahr rund 130 Bewerbungen für sein Jahresangebot eines kostenlosen Deutschlandtickets bei gleichzeitiger Abgabe des Führerscheins.
In Leverkusen profitieren Bürgerinnen und Bürger ab einem Alter von 75 Jahren vom kostenlosen Jahresabo des günstigen Nahverkehrstickets beim Verzicht auf ihre Fahrerlaubnis.
Die Hansestadt Lübeck bietet neben dem kostenlosen Jahresticket zusätzlich freie Fahrt mit der Priwallfähre innerhalb ihres dreijährigen Modellversuchs an – allerdings ist dort die Anzahl verfügbarer Tickets limitiert.
Diese regional unterschiedlichen Angebote zeigen Flexibilität bei Umsetzung sowie Anpassungen an lokale Bedürfnisse beziehungsweise Mobilitätsstrukturen innerhalb Deutschlands.
Entscheidungsgrundlage fürs tauschangebot: langfristige folgen bedenken
Wer erwägt, seinen Führerschein gegen ein günstiges oder sogar kostenfreies Ticket im öffentlichen Nahverkehr einzutauschen, sollte alle Konsequenzen genau prüfen. Das Angebot gilt vielfach nicht nur für Rentnerinnen oder Rentner sondern zunehmend auch andere Altersgruppen können teilnehmen – dennoch bleibt es dabei: Nach Abgabe gibt es kein Zurück ohne erneute Fahrprüfung samt Übungsstunden am Steuerwagen beziehungsweise Fahrschule zu absolvieren.
Dieser Umstand macht klar: Das Tauschangebot stellt keine kurzfristige Lösung dar sondern fordert eine bewusste Entscheidung zugunsten nachhaltiger Mobilität ohne eigenes Auto.
Eine Rücknahme oder automatische Wiedererteilung der Fahrerlaubnis erfolgt nicht automatisch.
Interessierte sollten daher vor Vertragsabschluss sorgfältig prüfen ob sie langfristig bereit sind auf ihr Fahrzeug zu verzichten.