Das deutsche Frauenfußball-Nationalteam hat sich trotz des Einzugs ins Viertelfinale der Europameisterschaft vorerst aus dem Kreis der Titelanwärter verabschiedet. Nach einer deutlichen 1:4-Niederlage gegen Schweden in Zürich ist klar, dass die Mannschaft in dieser Verfassung keine realistischen Chancen auf den EM-Titel besitzt.
Enttäuschende leistung im letzten gruppenspiel gegen schweden
Im letzten Gruppenspiel der Fußball-Europameisterschaft traf das deutsche Nationalteam unter Bundestrainer Christian Wück auf den WM-Dritten Schweden. Die Partie fand am 21.06.2022 im Züricher Letzigrund-Stadion statt und endete mit einer ernüchternden 1:4-Niederlage für die deutschen Spielerinnen. Bereits früh zeigte sich eine starke Anfangsphase des DFB-Teams, als Jule Brand in der siebten Minute die Führung erzielte und damit Hoffnung auf einen erfolgreichen Spielverlauf weckte.
Doch diese Hoffnungen wurden schnell zunichtegemacht, denn die schwedische Mannschaft reagierte prompt und überrollte das deutsche Team mit einem schnellen Gegentor durch Stina Blackstenius . Im weiteren Verlauf erhöhten Smilla Holmberg sowie Kapitänin Fridolina Rolfö, die einen Handelfmeter sicher verwandelte , den Vorsprung deutlich. In der Schlussphase setzte dann noch Lina Hurtig den Schlusspunkt zum Endstand von 4:1.
Die Partie offenbarte erhebliche Abwehrschwächen bei Deutschland, was insbesondere durch unglückliche Aktionen wie ein Eigentor nach einem abgefälschten Ball von Holmberg verdeutlicht wurde. Zudem verschärfte sich die Situation durch eine Rote Karte für Rechtsverteidigerin Carlotta Wamser, welche wegen eines Handspiels vom Platz gestellt wurde – ein schwerer Rückschlag kurz vor dem Ende der ersten Halbzeit.
Höchste niederlage seit jahrzehnten und folgen für das turnier
Mit diesem Ergebnis erlebte das deutsche Frauenfußball-Team seine höchste Niederlage bei einer Europameisterschaft seit dem Jahr 1993, als es im Spiel um Platz drei gegen Dänemark ein 1:3 gab. Trotz dieses Rückschlags hatte Deutschland bereits vor dem letzten Gruppenspiel den Einzug ins Viertelfinale gesichert – allerdings verpasste man nun den Gruppensieg.
Der Verlust des ersten Tabellenplatzes bedeutet für das Team von Bundestrainer Wück eine schwierigere Ausgangslage im weiteren Turnierverlauf: Am Samstag steht nun in Basel das Viertelfinalspiel gegen den Tabellenersten der Gruppe D an, wo derzeit Frankreich vor England und den Niederlanden führt.
Die verletzte Kapitänin Giulia Gwinn, deren Ausfall während des Spiels besonders schmerzte, war nach ihrer Reha extra aus München angereist und saß mit Knieschiene auf der Bank – ihr Anblick brachte jedoch keinen Auftrieb für ihre Mitspielerinnen.
Vor etwa 6 000 deutschen Fans im Stadion waren auch prominente Zuschauer wie Vizekanzler Lars Klingbeil sowie Sportgrößen wie Beachvolleyball-Olympiasiegerin Laura Ludwig oder Sprint-Europameisterin Gina Lückenkemper vertreten – doch auch ihre Anwesenheit konnte nicht verhindern, dass Deutschland am Ende deutlich geschlagen wurde.
Taktische entscheidungen und spielverlauf unter bundestrainer wück
Bundestrainer Christian Wück nahm gegenüber vorherigen Spielen einige personelle Veränderungen vor: So rückte Laura Freigang von Einwechselspielerin zur Startspielerin auf Kosten von Linda Dallmann ins Mittelfeldzentrum. Wück begründete diese Entscheidung mit Freigangs Fähigkeit als Spielmacherin mehr Räume zu schaffen; er sagte dazu „Es ist an der Zeit, dass Laura die Chance bekommt“.
Trotz vielversprechendem Beginn gelang es dem Team nicht dauerhaft Druck aufzubauen oder defensiv stabil zu bleiben. Torhüterin Ann-Katrin Berger stand dabei besonders unter Beobachtung nach Kritik an ihren riskanten Dribblings beim Sieg über Dänemark zuvor; diesmal verzichtete sie bewusst darauf und agierte vorsichtiger zwischen Pfosten und Abwehrreihe.
Unglücklich verlief zudem eine Szene kurz vor dem zweiten Gegentor: Eine Klärungsaktion von Sarai Linder prallte unglücklich ab zum Treffer für Schweden; dies verdeutlichte erneut defensive Unsicherheiten beim deutschen Team rund um Rebecca Knaak in zentraler Position.
Nach Pausenwechsel versuchte Wück mit frischen Kräften wie Sydney Lohmann sowie Kathrin Hendrich neue Impulse zu setzen – doch weder kämpferisch noch spielerisch gelang es Deutschlands Fußballerinnen noch einmal zurückzukommen oder gar Druck aufzubauen. Stattdessen erhöhte Schweden sogar noch zum Endstand ohne nennenswerte Gegenwehr seitens Deutschlands Offensivabteilung.