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Weltbevölkerungstag: demografische entwicklung und geburtenraten in ägypten, europa und indien

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Die Weltbevölkerung wächst weiterhin, allerdings mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten in verschiedenen Regionen. Während Afrika südlich der Sahara ein starkes Bevölkerungswachstum verzeichnet, schrumpfen viele europäische Länder. Experten betonen die Bedeutung von Selbstbestimmung bei der Familienplanung für ausgeglichene Geburtenraten.

Demografische situation in subsahara-afrika und ägypten

In den Ländern südlich der Sahara ist das Bevölkerungswachstum trotz sinkender Geburtenraten weiterhin sehr hoch. Die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau liegt derzeit noch bei etwa vier, was auf soziale und wirtschaftliche Zwänge zurückzuführen ist. So erklärt die ägyptische Bäuerin Umm Ahmed, dass ihre fünf Kinder für Sicherheit sorgen: „Wenn ein Elternteil krank wird, müssen Söhne oder Töchter bei der Feldarbeit einspringen oder die Tiere füttern.“ Diese familiären Verpflichtungen führen dazu, dass Frauen oft mehr Kinder bekommen als sie eigentlich möchten.

Demografie-Experten prognostizieren zwar einen Rückgang der Geburtenrate auf unter drei Kinder pro Frau bis 2050 in dieser Region. Dennoch wird das rasante Wachstum anhalten: Die Bevölkerung könnte von heute rund 1,2 Milliarden Menschen auf etwa 3,3 Milliarden im Jahr 2100 steigen. Frank Swiaczny vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung bezeichnet dies als „Trägheit der Demografie“. Er erläutert: „Bei einem Durchschnittsalter von unter 30 Jahren kommen in den nächsten Jahren noch viele junge Mädchen ins gebärfähige Alter.“ Dieses Altersprofil führt zu einer beschleunigten Zunahme des Bevölkerungswachstums trotz sinkender Fertilitätsraten.

Die sozialen Rahmenbedingungen erschweren eine selbstbestimmte Familienplanung erheblich. In vielen afrikanischen Ländern haben Jugendliche kaum Zugang zu Sexualaufklärung oder Verhütungsmitteln. Angelika Bähr von der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung berichtet zudem über gesellschaftlichen Druck: „Teenager-Mütter verlassen aus ökonomischen und gesellschaftlichen Gründen frühzeitig die Schule und werden oft durch ihre Eltern verheiratet.“ Dies führt häufig zu einer Kettenreaktion mit mehreren Kindern ohne echte Wahlfreiheit seitens der Frauen.

Bevölkerungsentwicklung und familienplanung in europa

Im Gegensatz zur Situation in Afrika verzeichnen viele europäische Länder seit Jahrzehnten niedrige Geburtenzahlen. Seit Anfang der 1970er-Jahre liegen die Fertilitätsraten vieler Staaten wie Deutschland, Italien oder Spanien zwischen 1,2 und 1,4 Kindern pro Frau – deutlich unter dem Niveau zur Bestandserhaltung der Bevölkerung von etwa zwei Kindern je Frau.

Diese Entwicklung hat bereits jetzt spürbare Folgen: Es fehlen potenzielle Mütter und Väter für kommende Generationen; ein weiterer Rückgang gilt als wahrscheinlich. Viele Paare würden sich zwar mehr Kinder wünschen – doch fehlende Betreuungsmöglichkeiten sowie Schwierigkeiten bei Vereinbarkeit von Familie und Beruf bremsen diesen Wunsch aus. Zudem spielen finanzielle Unsicherheiten eine Rolle ebenso wie Ängste vor globalen Krisen wie Klimawandel oder Krieg.

Der UN-Weltbevölkerungsfonds UNFPA weist darauf hin, dass fehlende Selbstbestimmung bei Familienplanungen auch hier eine Rolle spielt – wenn auch anders gelagert als im globalen Süden. Der Wunsch nach mehr Kindern kann durch strukturelle Hürden nicht realisiert werden; politische Maßnahmen zur Förderung familienfreundlicher Rahmenbedingungen gelten daher als zentraler Ansatzpunkt zur Stabilisierung beziehungsweise leichten Steigerung des europäischen Bevölkerungsniveaus.

Staatliche eingriffe versus selbstbestimmung

Staatliche Programme zur Steuerung von Geburtenzahlen zeigen unterschiedliche Wirkungen weltweit – häufig jedoch unerwünschte Nebenwirkungen oder geringe Effizienz. Ein Beispiel dafür ist China mit seiner jahrzehntelang praktizierten Ein-Kind-Politik . Trotz Aufhebung dieser Regelung bleiben die Geburtenzahlen extrem niedrig; Prognosen gehen davon aus, dass sich Chinas Bevölkerung bis zum Jahr 2100 fast halbieren könnte – von aktuell rund 1,4 Milliarden auf etwa 600 Millionen Menschen.

Indien hat China inzwischen als bevölkerungsreichstes Land abgelöst; dort zeichnet sich ebenfalls ein Ende des Wachstums ab – wenn auch langsamer verlaufend aufgrund jüngerer demografischer Strukturen sowie anderer sozialer Bedingungen.

Angelika Bähr betont den Stellenwert eines familienfreundlichen Umfelds statt staatlicher Direktiven: „Regierungen sollten Bedingungen schaffen, die Frauen und Männern ermöglichen, selbstbestimmt mit Kindern zu leben.“ In skandinavischen Ländern sei dies bereits gelungen; dort liegt die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau nahe zwei – was langfristig stabile Bevölkerungszahlen gewährleistet.

Dieser Ansatz setzt auf Freiwilligkeit sowie Unterstützung durch Bildungssysteme und Gesundheitsversorgung statt rigider Vorschriften oder Verbote.

Ressourcenverbrauch versus bevölkerungsexplosion

Die Diskussion um das globale Bevölkerungswachstum steht zunehmend im Kontext ökologischer Herausforderungen wie Ressourcenverbrauch und Klimawandel. Aktuell verbraucht die Menschheit rechnerisch Ressourcen im Umfang von zwei Erden jährlich – wobei zehn Prozent wohlhabender Menschen überproportional viel beitragen , während die ärmere Hälfte nur zehn Prozent verursacht.

Auch beim Klimawandel sind Industrieländer Hauptverursacher, historisch bedingt durch hohen Konsumstandard über Jahrzehnte hinweg gewesen; Samir K.C., Demograf am Wittgenstein Centre for Demography and Global Human Capital in Wien warnt vor steigenden Umweltbelastungen infolge wachsender Wirtschaftskraft insbesondere Schwellenländern:

„Steigender Wohlstand wird oft genutzt, um mehr zu konsumieren, statt nachhaltige Formen anzustreben.“

Um Überbevölkerung einzudämmen empfiehlt er gezielte Bildungsinitiativen sowie einfachen Zugang zu Verhütungsmitteln:

„Frauen mit höherem Bildungsabschluss bekommen weniger Kinder. Das belegen unsere Daten eindeutig.“

Diese Maßnahmen könnten helfen, sowohl soziale Entwicklungschancen zu verbessern als auch ökologische Belastungen zu reduzieren ohne Zwangsmaßnahmen einzusetzen.

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