Das jährliche Han Kuang-Manöver in Taiwan hat 2025 mit der bisher größten Übung seit Einführung begonnen. Über 22 000 Reservisten und Teile der Zivilbevölkerung trainieren zehn Tage lang die Verteidigung gegen eine mögliche chinesische Invasion.
Umfangreiche militärübung zur verteidigungsbereitschaft Taiwans
Das diesjährige Han Kuang-Manöver, das seit 1984 jährlich in Taiwan stattfindet, stellt einen neuen Rekord dar: Erstmals dauert die Übung zehn Tage statt fünf, und mehr als 22 000 Reservisten sind beteiligt. Ziel ist es, die Verteidigungsfähigkeit Taiwans gegen eine mögliche Aggression aus dem benachbarten China zu testen. Dabei werden nicht nur konventionelle Angriffe simuliert, sondern auch Szenarien einer Blockade durch chinesische Streitkräfte.
Der taiwanesische Verteidigungsminister Wellington Koo betonte den Zweck der Übung: „Wir wollen der internationalen Gemeinschaft zeigen, dass wir entschlossen sind, uns zu verteidigen.“ Zudem solle China demonstriert werden, dass die Armee Taiwans über das Selbstvertrauen und die Fähigkeit verfüge, ein freies und demokratisches Leben aufrechtzuerhalten. Die politische Lage zwischen Taiwan und China bleibt angespannt: Seit 1949 regiert Taiwan unabhängig von Festlandchina; Peking betrachtet die Insel jedoch weiterhin als abtrünnige Provinz mit Anspruch auf Wiedervereinigung – notfalls auch militärisch.
Schutz kritischer systeme und umfassende teilnahme
Die Übungen umfassen neben taktischen Manövern auch den Schutz kritischer Kommando- und Kommunikationssysteme. Damit soll sichergestellt werden, dass im Ernstfall zentrale Steuerungseinheiten funktionsfähig bleiben. Die Einbindung von Zehntausenden Reservisten unterstreicht den umfassenden Charakter des Manövers sowie Taiwans Strategie einer breit angelegten Landesverteidigung.
Test neuer waffensysteme aus US-produktion und einbindung der zivilschutzkräfte
Im Verlauf des zehntägigen Manövers stehen verschiedene Waffensysteme im Fokus der Tests. Dazu zählen neue Drohneneinheiten sowie Mehrfachraketenwerfer vom Typ HIMARS aus US-amerikanischer Produktion. Diese Systeme sollen vor allem zur Selbstverteidigung eingesetzt werden können und erhöhen laut Experten das Abschreckungspotenzial gegenüber möglichen Angreifern.
Die USA gelten als wichtigster Verbündeter Taiwans im Sicherheitsbereich. Aufgrund des Taiwan Relations Act von 1979 unterstützen sie kontinuierlich den Ausbau der Verteidigungsfähigkeiten durch Waffenlieferungen im Milliardenwert – darunter F-16-Kampfflugzeuge sowie Kampfschiffe für Marineoperationen.
Neben dem Militär wird auch die Zivilbevölkerung aktiv eingebunden: Geplant sind Evakuierungsübungen sowie Trainings für den Umgang mit Raketenalarmen oder anderen Bedrohungsszenarien. Diese Maßnahmen sollen sicherstellen, dass nicht nur Soldaten sondern auch Bürgerinnen und Bürger auf Krisen vorbereitet sind – ein wichtiger Bestandteil moderner Landesverteidigungskonzepte in Demokratien wie Taiwan.
Reaktionen Pekings auf manöver reichen von ablehnung bis exportkontrollen
Das chinesische Verteidigungsministerium bezeichnete das aktuelle Han Kuang-Manöver als „nichts anderes als einen Bluff“. Es werde keine Wirkung gegen das „scharfe Schwert“ der Volksbefreiungsarmee haben – eine klare Absage an jegliche Unabhängigkeitsbestrebungen Taiwans.
Parallel verhängte Peking Ausfuhrkontrollen für sogenannte Dual-Use-Güter gegen acht taiwanesische Firmen inklusive eines Zulieferers für Rüstungsmaterialien. Diese Güter können sowohl zivilen als auch militärischen Zwecken dienen; ihre Einschränkung soll Pekings Druck auf Taiwan erhöhen ohne direkte militärische Konfrontation zu provozieren.
Experten beobachten zudem aufmerksam politische Entwicklungen innerhalb Taiwans: Präsident Lai Ching-te, von Peking wiederholt als „gefährlicher Separatist“ bezeichnet, tourt derzeit über die Inselregionen mit Reden zur nationalen Einheitspolitik seiner Regierung. Die Reaktion Chinas könnte davon abhängen; möglich ist ein eigenes Militärmanöver Ende Juli als Antwort auf Taipeis Demonstration militärischer Stärke bei Han Kuang.