Elon Musk plant die Gründung einer neuen Partei in den USA, einem Land mit einem seit Jahrzehnten etablierten Zweiparteiensystem. Experten bewerten die Erfolgsaussichten der Initiative als gering, sehen aber mögliche Auswirkungen auf die politische Landschaft und insbesondere auf die Zwischenwahlen 2026.
Elon Musks politische ziele und Hintergründe der Parteigründung
Die Ankündigung von Elon Musk, eine eigene Partei zu gründen, sorgt für Aufsehen vor dem Hintergrund des stabilen Zweiparteiensystems in den Vereinigten Staaten. Laut dem Strategieberater Julius van de Laar verfolgt Musk damit vor allem das Ziel, politischen Druck auf Donald Trump auszuüben und seine eigene Relevanz zurückzugewinnen. Seit Musks Rückzug aus der US-Regierung und seiner Distanzierung von Trump hat sich ein Konflikt zwischen beiden entwickelt. Die neue Partei könnte als Signal an Trump verstanden werden, dass Musks Einfluss nicht unterschätzt werden sollte.
Van de Laar erläutert weiter, dass es bei Musks Vorstoß auch um wirtschaftliche Interessen geht: Mit dem sogenannten „Big Beautiful Bill“ sind Subventionen für Elektromobilität weggefallen – ein harter Schlag für Musks Unternehmen Tesla. Zudem besteht die Sorge, dass Trump künftig weitere Unternehmen wie SpaceX ins Visier nehmen könnte. Die Parteigründung dient daher auch dazu, Trumps knappe Mehrheiten im Kongress herauszufordern und politischen sowie wirtschaftlichen Druck abzuwehren.
Musk nutzt diese Strategie offenbar nicht nur zur Selbstvermarktung; vielmehr will er seine Machtposition erhalten oder sogar stärken. Dabei ist unklar, ob es ihm tatsächlich gelingt, eine breite Wählerschaft anzusprechen oder ob es sich primär um einen taktischen Schachzug handelt.
Herausforderungen des us-wahlsystems für drittparteien
Das Wahlsystem der USA stellt eine erhebliche Hürde für Drittparteien dar – dies zeigt sich historisch immer wieder deutlich. Van de Laar verweist auf frühere Versuche wie jene von Jill Stein oder Ross Perot : Trotz Millionen Stimmen erreichten diese Kandidaten keine entscheidenden Wahlmännerstimmen . Das System gilt als veraltet und wird teilweise als Ausschlusssystem gegenüber Drittparteien kritisiert.
Um Präsident zu werden benötigt man mindestens 270 Wahlleute-Stimmen; dieser Weg ist äußerst schwierig selbst mit großen finanziellen Mitteln wie denen von Elon Musk. Seine Milliarden könnten zwar Aufmerksamkeit erzeugen – doch ohne politische Erfahrung bleibt sein Einfluss begrenzt.
Ein weiterer Nachteil ist Musks fehlende Staatsbürgerschaft: Er wurde in Südafrika geboren und kann deshalb selbst nicht kandidieren. Für einen erfolgreichen Start müsste er geeignete Kandidaten finden oder unterstützen – was zusätzliche Komplexität bedeutet.
Trotz seines Besitzes des sozialen Netzwerks X , das ihm direkten Zugang zu Millionen Nutzern bietet, bleibt fraglich, ob Musk dadurch genügend Mobilisierungskraft entfalten kann. Seine Beliebtheitswerte sind zuletzt gesunken; nur etwa 36 Prozent bewerten ihn positiv.
Zielgruppenanalyse und potenzielle wählerbasis der neuen partei
Die Frage nach der Zielgruppe von Musks neuer Partei lässt sich laut van de Laar am besten mit „Menschen ohne echte Repräsentation“ beantworten: Wählerinnen und Wähler also, die weder mit Republikanern noch Demokraten zufrieden sind beziehungsweise das Gefühl haben „das kleinere Übel“ wählen zu müssen.
Der Wunsch nach einer dritten Option sei vorhanden; Umfragen zeigen Unzufriedenheit mit dem bestehenden Zwei-Parteien-System sowie Offenheit gegenüber Alternativen. Dennoch sei es unwahrscheinlich, dass viele etablierte Republikaner oder Demokraten ihre Parteien verlassen würden zugunsten eines Neulings wie jener von Musk gegründeten Bewegung.
Historische Erfahrungen belegen zudem zahlreiche Schwierigkeiten bei Parteineugründungen in den USA: Der Aufbau einer funktionierenden Organisation sowie das Gewinnen signifikanter Stimmenanteile stellen große Herausforderungen dar – weshalb ein durchschlagender Erfolg kaum erwartet wird.
Mögliche folgen für midterms 2026 und präsidentschaftswahl 2028
Die Zwischenwahlen im November 2026 gelten als wichtige Zäsur im amerikanischen Politikbetrieb . Die Mehrheit Trumps im Kongress ist derzeit hauchdünn; hier könnte eine dritte Partei strategisch eingesetzt werden:
Musk hätte theoretisch Mittel zur Verfügung um gezielt Kandidatinnen oder Kandidaten zu unterstützen – etwa zwei Senatoren oder zehn Abgeordnete –, welche gegen Trump stimmen würden bzw. dessen Mehrheiten gefährden könnten.
Dies würde erhebliche Verschiebungen innerhalb des Repräsentantenhauses bedeuten – etwas Seltenes in den letzten Jahrzehnten –, da traditionell regierende Parteien bei Midterms meist Sitze verlieren statt behalten können.
Ein solcher Eingriff würde intensive Kämpfe auslösen; sowohl politisch als auch finanziell wäre dies eine enorme Kraftanstrengung aller Beteiligten gewesen bisher selten erlebt worden wäre.
Obwohl Elon Musk selbst nicht kandidieren kann, könnte seine neue Partei dennoch zum Zünglein an der Waage avancieren. Dies gilt besonders vor dem Hintergrund kommender Präsidentschaftswahlen, wo jede Veränderung innerhalb des Systems weitreichende Konsequenzen hätte.