Die weltweite Bodenerosion führt jährlich zum Verlust großer Flächen fruchtbaren Landes. Auch Deutschland ist von der schleichenden Degradierung betroffen, die durch natürliche Faktoren und menschliches Handeln verstärkt wird. Experten warnen vor den ökologischen und wirtschaftlichen Folgen.
Ursachen der wüstenbildung: natürliche faktoren und menschliche einflüsse
Wüstenbildung bezeichnet den Prozess, bei dem fruchtbare oder halbtrockene Landschaften wie Savannen oder Steppen in vegetationsarme Gebiete übergehen. Dabei verliert der Boden seine Fruchtbarkeit dauerhaft. Es handelt sich nicht nur um das Entstehen neuer Sandwüsten, sondern vor allem um die schleichende Degradierung von Böden durch verschiedene Ursachen.
Nach Angaben von Anja Linstädter, Professorin für Biodiversität an der Universität Potsdam, entsteht Wüstenbildung häufig durch eine Kombination aus natürlicher Trockenheit und menschlichem Eingreifen. Dazu zählen Abholzung, Überweidung, intensive Landwirtschaft sowie Urbanisierung. Diese Faktoren führen dazu, dass das ökologische System kippt – die Umweltbedingungen verschlechtern sich zunehmend selbstständig weiter. Wenn weniger als zehn Prozent einer Fläche dauerhaft mit Pflanzen bedeckt sind, spricht man von einer sogenannten „Vollwüste“.
Wüsten liegen überwiegend in ariden Gebieten mit einem Wasserdefizit: Dort verdunstet mehr Wasser als durch Niederschläge nachkommt. Diese Trockengebiete werden je nach Grad der Trockenheit in trocken sub-humide Zonen bis hin zu hyper-ariden Vollwüsten eingeteilt. Halbwüsten befinden sich meist in semi-ariden Regionen; hier wächst noch spärliche Vegetation wie Gräser oder Sträucher.
Der Klimawandel wirkt als Verstärker dieser Prozesse: Er verursacht längere Trockenzeiten sowie Hitzewellen und erhöht dadurch die Verdunstung erheblich. Böden trocknen aus, Pflanzen sterben ab – vergleichbar mit einem sehr trockenen Blumentopf ohne ausreichende Wasserversorgung erklärt Fred Hattermann vom Potsdam-Institut für Klimaforschung diesen Effekt anschaulich.
Globale betroffene regionen und soziale folgen der bodendegradation
Etwa ein Drittel aller Landflächen weltweit ist laut Experten von Wüstenbildung bedroht – besonders betroffen sind Afrika sowie Teile Asiens aufgrund ihrer Lage in Trockengebieten. In Afrika liegen rund zwei Drittel aller globalen Wüstflächen auf etwa 670 Millionen Hektar Landfläche; weitere 40 Prozent des Kontinents bestehen aus Trockengebieten.
Diese Regionen sind entscheidend für die Ernährung vieler Menschen: Rund 70 Prozent des landwirtschaftlich genutzten Landes im subsaharischen Afrika befinden sich dort – was sie besonders anfällig macht für Ernteausfälle infolge von Bodenerosion oder Dürreperioden.
Auch Zentralasien sowie Süd- und Nordamerika zählen zu gefährdeten Gebieten; insgesamt gilt bereits ein Viertel aller eisfreien Landflächen als degradiert – betroffen sind etwa jeder sechste Mensch weltweit .
Dürreperioden zerstören Lebensgrundlagen sozial wie wirtschaftlich auf allen Kontinenten gleichermaßen: Millionen Menschen leben direkt von natürlicher Vegetation oder Subsistenzwirtschaft mit Viehzucht beziehungsweise Ackerbau auf kleineren Flächen. Wenn Böden unfruchtbar werden, bleibt oft nur Migration als Ausweg.
Aktuelle folgen von bodendegradation weltweit
Beispiele aktueller Auswirkungen zeigen dramatische Folgen: Im Amazonas-Regenwald führten Dürren 2023/2024 zu Wasserknappheit sowie Fischsterben; Simbabwe erlebte austrocknende Stauseen mit Stromausfällen; im Panamakanal sank Ende 2023 so stark der Wasserstand abwärts, dass Schiffe nicht mehr passieren konnten – wirtschaftliche Schäden summierten sich monatlich auf rund 100 Millionen US-Dollar.
In Europa zeigt sich Bodendegradation vor allem im Süden Europas kritisch: Spanien meldete allein 2023 über 3,5 Millionen Hektar verdorrtes Ackerland bei gleichzeitig steigenden Olivenölpreisen aufgrund schlechter Ernten; Griechenland ebenso wie Bulgarien oder Rumänien verzeichnen ähnliche Entwicklungen mit zunehmender Bodenversiegelung auch außerhalb klassischer Sandwüstentypologien.
Bodenschäden in deutschland am beispiel lieberoser wüste
Auch Deutschland bleibt nicht verschont vom Phänomen sekundärer Wüstenausbreitung durch Bodenschäden infolge menschlicher Nutzungsmuster kombiniert mit klimatischen Veränderungen. Die sogenannte „Lieberoser Wüste“ im Bundesland Brandenburg entstand beispielsweise durch Übernutzung ehemaliger Waldgebiete verbunden mit Waldbränden sowie militärischer Nutzung zur Übungsschadstoffbelastung des Bodens.
Die Expertin Mirja Stolt vom UNCCD warnt eindringlich vor weiteren Verschlechterungen regionaler Bodenfruchtbarkeit angesichts zunehmender Humusverluste an solchen Standorten innerhalb Deutschlands .
Problematisch ist zudem hierzulande insbesondere die fortschreitende Bodenversiegelung infolge urbaner Expansion beziehungsweise Infrastrukturentwicklung: Pro Tag verschwinden etwa siebzig Fußballfelder Naturfläche unter Asphalt- oder Betonbelägen; viele landwirtschaftliche Böden weisen starke Auslaugungserscheinungen auf.
Laut EU-Umweltagentur gelten knapp ein Viertel aller Flächen innerhalb Europas inzwischen als stark degradierungsgefährdet – dies betrifft neben Südeuropa auch Teile Mitteleuropas einschließlich Deutschlands zunehmend spürbar hinsichtlich nachhaltiger Bewirtschaftungsstrategien zur Sicherstellung künftiger Ernährungsgrundlagen trotz wachsender Bevölkerungszahlen unter Klimawandelbedingungen.
Mögliche strategien zur bekämpfung der wüstenbildung
Trotz alarmierender Zahlen gibt es wirksame Gegenmaßnahmen gegen Bodenerosion beziehungsweise Wüstenbildung –, deren Umsetzung jedoch umfassendes Engagement erfordert:
- Aufforstungen können Erosionsschutz bieten ebenso wie nachhaltige Landwirtschaftsformen inklusive Fruchtwechsel statt Monokulturen helfen können dabei helfen den Humusgehalt langfristig zu stabilisieren;
- Wasserrückhaltungstechniken verbessern Feuchtigkeitsspeicherung;
- Mulchen schützt Oberboden vor Austrocknung;
- Begrünung mittels robuster Pflanzenarten fördert Wiederbewaldung selbst unter schwierigen Bedingungen;
- Verzicht auf Monokulturen stärkt Biodiversität insgesamt,
so lauten zentrale Empfehlungen verschiedener Fachleute aus Botanik-, Klima- und Agrarforschungskreisen zugleich betonen sie individuelle lokale Lösungen gegenüber pauschalen Maßnahmen wegen unterschiedlicher regionaler Voraussetzungen notwendig bleiben müssen,
wie Anja Linstädter erläutert:
„Sobald einmal die Pflanzen weg sind verändert sich das Klima lokal so stark dass Regen noch seltener fällt.“
„Dann ist ein Kipppunkt überschritten – zurückzukehren wird mühsamer.“
Dennoch bleibe Regeneration möglich wenn gezielt gehandelt werde – insbesondere lokal angepasste Strategien könnten positive Effekte erzielen trotz komplexer Herausforderungen bleiben diese schwer generalisierbar aufgrund vielfältiger Standortfaktoren unterschiedlichster Art.
Die Europäische Union hat daher ambitionierte Ziele formuliert:
Bis zum Jahr 2030 sollen keine weiteren Bodenverluste zugelassen werden.
Investitionen lohnen ökonomisch ebenfalls:
Laut UNCCD bringt jeder investierte US-Dollar einen Nutzenwert von dreißig Dollar zurück beispielsweise dank stabilerer Ernten, geringeren Migrationsdrucks und niedrigeren Kosten bei Naturkatastrophenschutzmaßnahmen –
ein Argument sowohl ökologisch als auch volkswirtschaftlich überzeugend angesichts global wachsender Herausforderungen beim Schutz lebenswichtiger Ressourcen Erde/Boden/Wasser gleichermaßen relevant heute wie zukünftig bleibt dieses Thema zentral für nachhaltige Entwicklungspolitik weltweit.