Die Frühstart-Rente soll ab 2026 Kindern und Jugendlichen vom sechsten bis zum 18. Lebensjahr monatlich zehn Euro vom Staat für die private Altersvorsorge bereitstellen. Experten aus Koblenz und Finanzberater diskutieren Chancen, Risiken sowie offene Fragen zu Kosten, Verwaltung und Anlagestrategien.
Die frühstart-rente als neues staatliches vorsorgeangebot für kinder und jugendliche
Die Frühstart-Rente ist ein zentrales Element der geplanten Rentenreform von Union und SPD, das junge Menschen frühzeitig an den Kapitalmarkt heranführen will. Ab dem Jahr 2026 erhalten Kinder zwischen sechs und 18 Jahren monatlich zehn Euro vom Staat, sofern sie eine Bildungseinrichtung in Deutschland besuchen. Dieses Geld wird in ein spezielles Altersvorsorgedepot eingezahlt, dessen Erträge bis zum Renteneintritt steuerfrei bleiben sollen.
Das Konzept sieht vor, dass die angesparte Summe ab dem vollendeten 18. Lebensjahr durch private Einzahlungen bis zu einem noch nicht festgelegten jährlichen Höchstbetrag aufgestockt werden kann. Die Auszahlung des Kapitals erfolgt erst bei Erreichen der Regelaltersgrenze. Wesentliche Details wie die Depotverwaltung oder die Auswahl der Anlageklassen sind derzeit noch offen.
Der damalige Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz bezifferte im Wahlkampf die Kosten auf rund sieben Millionen Euro pro Monat für einen Jahrgang mit etwa 700 000 Kindern – das entspricht etwa 84 Millionen Euro jährlich pro Kohorte. Die Finanzierung aus dem Bundeshaushalt ist bislang ungeklärt; Antworten sollen im Herbst folgen, wenn das Kabinett das Konzept beschließt und den parlamentarischen Weg einleitet.
Mit diesem Modell reagiert der Gesetzgeber auf langfristige Herausforderungen des Rentensystems: Die gesetzliche Rente allein reicht zunehmend nicht mehr aus, um den Lebensstandard im Alter zu sichern – eine Lücke soll durch private Vorsorge geschlossen werden.
Perspektiven von experten aus koblenz zur privaten altersvorsorge junger menschen
Christoph Stibbe, stellvertretendes Vorstandsmitglied bei der Sparkasse Koblenz, beobachtet seit Jahren einen Wandel im Anlageverhalten seiner Kundschaft:
„Die Renten- und Pensionssysteme haben ein grundlegendes Finanzierungsproblem – seit Jahrzehnten“, erklärt er. „Die Bürger haben das längst verstanden.“ Während früher Eltern oder Großeltern Depots meist zur Finanzierung von Führerschein oder Ausbildung eröffneten, interessieren sich heute auch Berufseinsteiger verstärkt für langfristige Anlagen mit mindestens zwanzig Jahren Laufzeit.
Stibbe betont insbesondere Aktienanlagen als renditestarke Option über lange Zeiträume hinweg:
„Der deutsche Aktienindex DAX erzielt durchschnittlich rund sieben Prozent Rendite jährlich.“ Rechnet man dies hoch, könnten beispielsweise zehn Euro monatlich über fünfzig Jahre etwa 50 000 Euro ergeben; bei hundert Euro wären sogar Summen um eine Million möglich – dank Zinseszinseffekt.
Er empfiehlt kostengünstige Anlagen mit breiter Streuung als sinnvollste Strategie für junge Anlegerinnen und Anleger:
„Wir sehen großes Interesse gerade bei jungen Leuten daran, ihren Ruhestand finanziell aufzubessern.“ Für Stibbe stellt die Frühstart-Rente einen wichtigen Schritt dar – wenngleich zehn Euro pro Monat allein keine Lösung darstellen können.
Im Wettbewerb zwischen traditionellen Banken wie Sparkassen sowie Online-Direktbanken oder Neobrokern sieht Stibbe Vorteile bei beiden Seiten: Seine Sparkasse bietet spezielle Kinder-Depots ohne Gebühren an; gleichzeitig warnt er vor versteckten Kosten bei manchen Neobrokern, beim Wertpapierkauf oder Rückvergütungen nur für Profis nachvollziehbar sind.
Finanzexperte rät zu kostenbewusstsein und breit gestreuten aktienfonds
Timo Halbe, Geldanlage-Experte beim unabhängigen Verbraucherportal Finanztip, begrüßt grundsätzlich das Signal hinter der Frühstart-Rente:
„Es gibt eine erhebliche Rentenlücke“, sagt er, „die man über private Vorsorge schließen sollte.“ Für ihn hat der Betrag von zehn Euro symbolische Bedeutung; entscheidend sei vielmehr langfristiges Investieren am Kapitalmarkt mit möglichst niedrigen Kosten.
Halbe empfiehlt weltweit breit gestreute Aktienfonds ohne aktives Management , da diese Risiken reduzieren sowie günstiger sind als aktiv gemanagte Produkte ohne nachweisbare Mehrwerte. Zudem appelliert er an deutsche Anlegerinnen und Anleger angesichts ihrer vergleichsweise geringen Aktienquote internationaler Maßstäbe:
„Setzen Sie auf sehr lange Laufzeiten Ihrer Anlagen – so können kurzfristige Krisen problemlos ausgeglichen werden.“
Zum Thema Depotwahl rät Halbe zu Online-Direktbanken beziehungsweise sogenannten Neobrokern wegen günstiger Konditionen inklusive App-basierter Bedienung. Dabei weist er darauf hin:
„Wichtig ist auch automatische Steuerabführung durch den Anbieter – nicht alle Online-Dienstleister bieten dies an.“
Im Gegensatz dazu hält Halbe klassische Banken oft für teurer bezüglich Depotführungskosten – hier widerspricht ihm Christoph Stibbe jedoch aufgrund gebührenfreier Angebote speziell für junge Kunden seiner Sparkasse Koblenz deutlich.
Beide Experten stimmen darin überein, dass das neue staatliche Produkt erheblichen Konkurrenzdruck erzeugt – was mittelfristig auch Kostensenkungen bewirken dürfte.