In einem abgelegenen Waldgebiet nahe Lauriano im Norden Italiens wurden zwei Brüder im Alter von sechs und neun Jahren gefunden, die völlig isoliert lebten. Ihr Vater hatte sie aus Angst vor einer Corona-Infektion von der Außenwelt abgeschottet.
Entdeckung der kinder in norditalienischem waldgebiet
Im April 2025 stießen italienische Polizeikräfte bei einer Gebäuderäumung auf zwei stark verwahrloste Kinder in einem verlassenen Bauernhaus nahe Turin. Die Räumung erfolgte nach einer Überschwemmung, bei der das Haus durchsucht wurde. Die sechs und neun Jahre alten Jungen waren dort zusammen mit ihrem Vater unter äußerst prekären Bedingungen zurückgezogen lebend aufgefunden worden.
Die Kinder stammen ursprünglich aus Deutschland, hatten jedoch nie eine Schule besucht und waren kaum sprachfähig. Medienberichten zufolge trugen sie noch Windeln, was auf eine schwere Vernachlässigung hinweist. Sie hatten keine offiziell registrierten Namen vor Ort und lebten vollständig abgeschottet vom sozialen Umfeld.
Die rolle des vaters und seine überzeugungen
Die Umstände ihrer Isolation sind eng mit den Überzeugungen ihres Vaters verbunden: Ein 54-jähriger Bildhauer niederländischer Herkunft, der sich vehement gegen Impfungen sowie das Tragen von Masken während der Corona-Pandemie stellte. Er wollte seine Söhne offenbar vor einer Ansteckung schützen und hielt sie deshalb fern von jeglichem Kontakt zur Außenwelt.
Laut Berichten italienischer Nachrichtenagenturen herrschten auf dem Hof hygienisch äußerst mangelhafte Zustände. Die Behörden beschrieben die Situation als besorgniserregend angesichts des Alters und Zustands der Kinder sowie deren fehlender sozialer Integration.
Hintergründe zum leben der familie in isolation
Der Vater erklärte gegenüber dem Corriere della Sera, dass er das Grundstück bei Lauriano vor etwa drei Jahren für 120 000 Euro erworben habe, um mit seiner Familie aus Deutschland nach Italien umzuziehen. Während dieser Zeit pendelte er mehrfach zwischen beiden Ländern hin und her, da Renovierungsarbeiten am Haus notwendig gewesen seien.
Drei Monate vor dem Hochwasser sei die Familie schließlich dauerhaft ins ländliche Anwesen gezogen. Der Mann gab an, seinen Kindern während dieser Phase Bildung über Internetseiten vermittelt zu haben – sowohl auf Englisch als auch Italienisch –, um ihnen Unterricht zukommen zu lassen trotz fehlender Schulbesuche.
Eine offizielle Anmeldung bei den örtlichen Behörden sei geplant gewesen; aufgrund gesundheitlicher Probleme seiner Frau habe diese jedoch bislang nicht stattgefunden. Er betonte zudem: „Die Kinder sind keine Geister“, sondern hätten Namen sowie einen offiziellen Status in Deutschland.
Diese Aussagen werfen ein komplexes Licht auf die Situation: Während äußerlich Verwahrlosung sichtbar war, versuchte der Vater offenbar zumindest rudimentär für Bildung zu sorgen – allerdings ohne staatliche Kontrolle oder soziale Betreuung einzubeziehen.
Diskussionen in italien und darüber hinaus
Das Auffinden dieser isolierten Familie hat landesweit Diskussionen über Kindeswohlgefährdung unter Pandemiebedingungen ausgelöst sowie Fragen zum Umgang mit Bildungs- und Schutzpflichten gestellt – insbesondere wenn Eltern extreme Vorsichtsmaßnahmen treffen wollen ohne Rücksprache mit Institutionen oder medizinischen Fachkräften zu halten.
