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Gebärdenpoesie in hamburg: ines helke verbindet hörende und gehörlose mit künstlerischer gebärdensprache

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Gebärdenpoesie macht Musik für Gehörlose sichtbar und fördert den Austausch zwischen Menschen mit und ohne Hörbehinderung. In Hamburg leitet Ines Helke Workshops, die inklusive Kultur erlebbar machen.

Gebärdenpoesie als verbindendes kulturelement in hamburg

Ines Helke steht im Treffpunkt.altona in Hamburg, umgeben von zwanzig Teilnehmenden, die ihre Bewegungen nachahmen. Mit erhobenen Fäusten, wellenförmigen Armbewegungen und einem Herz aus Händen erzählt sie eine Geschichte – nicht mit Worten, sondern durch Gebärden. Begleitet wird das Ganze vom Lied „Lichterketten“ des deutschen Sängers Sasha, dessen Text von gemeinsamer Kraft handelt. Die meisten Anwesenden können die Musik jedoch nicht hören; sie sind gehörlos oder leben mit einer Hörbehinderung.

Die Kunstform der Gebärdenpoesie übersetzt Musik und Songtexte in visuelle Sprache. Dabei geht es nicht um eine eins-zu-eins-Übersetzung der Worte, sondern um das Vermitteln von Sinn und Emotionen durch Gestik, Mimik sowie Körperbewegung. So erleben Hörende die Musik auf neue Weise, während Gehörlose sie sehen können – ein gemeinsames Erlebnis auf Augenhöhe entsteht.

Die Gruppe ist offen für alle: Kinder wie Erwachsene, Menschen mit oder ohne Behinderungen treffen sich regelmäßig zum Üben und Auftrittsvorbereitungen. Ursprünglich begann das Angebot als reine Behindertengruppe; inzwischen nehmen auch viele hörende Menschen teil. Für Helke ist diese Offenheit selbstverständlich: „Wenn wir von Inklusion reden, dann sind ja auch Menschen ohne Behinderung herzlich willkommen.“ Die Vielfalt der Teilnehmenden spiegelt sich im Workshop wider – ein lebendiger Ort des Austauschs zwischen verschiedenen Lebensrealitäten.

Musik sichtbar machen: techniken und herausforderungen der gebärdenpoesie

Im Workshop übt die Gruppe deutsche Lieder bekannter Künstlerinnen wie Sasha, Stefan Gwildis, Ina Müller, Rolf Zuckowski oder Nena ein. Dabei zeigt Helke den Unterschied zur reinen Gebärdensprachübersetzung auf: Nicht jedes Wort wird buchstäblich dargestellt; vielmehr werden Gefühle sowie zentrale Botschaften visualisiert.

Diese künstlerische Umsetzung verlangt viel Übung von den Teilnehmenden – besonders für gehörlose Personen stellt es eine Herausforderung dar, musikalische Elemente wie Tempo oder Klang zu erfassen und in Gebärden umzusetzen. Unterstützt werden sie dabei von Dolmetscherinnen sowie Kommunikationsassistenten, welche gemeinsam passende Ausdrucksformen entwickeln.

Helkes Erfahrung zeigt: „Ist jemand hörbehindert, führt das schnell zu Einsamkeit in der hörenden Welt.“ Die Gebärdenpoesie bietet hier einen Raum für Gemeinschaftsgefühl über Sprachgrenzen hinweg – sowohl bei großen Bühnenauftritten als auch bei kleineren Nachbarschaftsfesten entstehen so inklusive Begegnungen zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft.

Der Prozess bis zur Auftrittsreife erfordert Geduld sowie intensive Zusammenarbeit aller Beteiligten. Doch gerade diese Arbeit macht Konzerte barrierefrei zugänglich und erweitert kulturelle Angebote nachhaltig für alle Interessierten.

Ines helkes engagement für inklusion durch kunst

Für ihr langjähriges Engagement wurde Sozialpädagogin Ines Helke 2022 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Seit ihrer Geburt lebt sie selbst mit einer Hörbehinderung; ihre Eltern förderten früh Lautsprache neben Gebärdensprache als Kommunikationsmittel.

Helkes persönliche Erfahrungen prägen ihren Einsatz für barrierefreie Kommunikation maßgeblich: Sie nutzt Lippenlesen unterstützt durch digitale Apps im Einzelkontakt sowie Dolmetscherinnen bei größeren Gruppenveranstaltungen zur Verständigungssicherung.

Fast zehn Jahre lang stand sie zudem an der Spitze des bundesweit bekannten Gebärdenchors „Hands Up“. Ein Höhepunkt war 2019 ihr Auftritt zusammen mit Sänger Stefan Gwildis in der Fernsehsendung „Helene Fischer Show“. Während Gwildis sang, übersetzte der Chor sein Lied „Wir haben doch jeden Berg geschafft“ mittels ausdrucksstarker Gebärdensprache ins Visuelle – eine emotionale Bereicherung laut Gwildis selbst: „Der Chor gibt meiner Musik eine andere Dimension.“

Nach Auslaufen öffentlicher Fördermittel tritt die Gruppe heute nur noch bei kleineren Veranstaltungen auf; dennoch bleibt ihre Botschaft unverändert wichtig: Sichtbarkeit von Gehörlosenkultur fördern sowie Barrieren abbauen durch kreative Kunstformen wie die Gebärdenpoesie gehören zusammen.

Gesellschaftliche bedeutung der gebärdensprache als kulturträgerin

In Deutschland leben schätzungsweise 80 000 bis 100 000 gehörlose Menschen neben rund 16 Millionen Schwerhörigen unterschiedlichster Altersgruppen. Für viele ist die deutsche Gebärdensprache mehr als bloß ein Kommunikationsmittel; sie bildet einen zentralen Bestandteil kultureller Identität innerhalb dieser Gemeinschaften.

Trotzdem fehlt es häufig an gesellschaftlicher Akzeptanz ebenso wie an ausreichendem Angebot barrierefreier Bildungs- oder Freizeitmöglichkeiten speziell im Kulturbereich. Hier kann insbesondere die Verbreitung künstlerischer Formen wie der Gebährdensprach-Poesie Brücken bauen zwischen unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen schaffen beziehungsweise Vorurteile abbauen helfen.

Das Interesse Hörender am Erlernen dieser Sprache wächst langsam aber stetig an – oft ausgelöst durch Begegnungen etwa bei Workshops oder Konzerten unter Leitung Gehörloser selbst angeboten werden können solche Kurse Selbstbestimmung stärken sowie Empowerment fördern:

„Gebährdensprachkurse geben vielen Teilnehmern Zugang zu einer neuen Welt“, erklärt Helke dazu abschließend eindrücklich.

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