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Windkraftausbau in deutschland: bayern verfehlt ausbauziele im ersten halbjahr 2025

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Der Ausbau der Windkraft an Land verläuft in den deutschen Bundesländern sehr unterschiedlich. Während Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen ihre Ziele deutlich übertreffen, bleibt Bayern weit hinter den eigenen Erwartungen zurück.

Bundesweiter windkraftausbau im ersten halbjahr 2025

Im ersten Halbjahr 2025 wurden deutschlandweit insgesamt 378 neue Windkraftanlagen ans Netz genommen. Das entspricht einem deutlichen Anstieg gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres, als lediglich 285 Anlagen neu in Betrieb gingen. Diese Zahlen basieren auf Daten der Bundesnetzagentur, die vom SWR für alle Bundesländer ausgewertet wurden. Trotz des bundesweiten Zuwachses zeigt sich ein stark differenziertes Bild zwischen den Regionen.

Das größte Flächenbundesland Bayern liegt mit nur sechs neuen Windrädern im ersten Halbjahr 2025 deutlich zurück. Im Vergleich dazu hat allein das bevölkerungsreiche Bundesland Nordrhein-Westfalen mit 108 neuen Anlagen eine führende Rolle beim Ausbau eingenommen. Auch die Länder Niedersachsen und Schleswig-Holstein konnten ihre Kapazitäten weiter ausbauen und setzen damit ihren Kurs fort, der bereits in den vergangenen Jahren von einem starken Zubau geprägt war.

Die Diskrepanz zwischen Bayern und anderen Ländern ist besonders auffällig vor dem Hintergrund der selbst gesteckten Ziele des Freistaats. Im Juni 2023 hatte das bayerische Wirtschaftsministerium noch von einer „Trendwende beim Ausbau“ gesprochen und angekündigt, kurzfristig bis zu „340 neue Windkraftanlagen“ errichten zu wollen – diese Prognose wurde bislang klar verfehlt.

Hemmnisse für den windkraftausbau in bayern

Ein wesentlicher Grund für die Verzögerungen beim Ausbau der Windenergie in Bayern ist die sogenannte „10H-Regelung“. Diese Vorschrift schreibt einen Mindestabstand von zehnfacher Höhe eines Windrades zur nächsten Wohnbebauung vor – bei einem typischen Turm von etwa 200 Metern sind dies zwei Kilometer Abstand. Umweltverbände kritisieren diese Regelung scharf, da sie faktisch viele potenzielle Standorte ausschließt.

Kasimir Buhr vom Bund für Umwelt- und Naturschutz Bayern bezeichnete gegenüber dem SWR die Politik Bayerns als aktiv hinderlich: „Die Landesregierung hat so sowohl der Energiewende als auch dem Klimaschutz einen Bärendienst erwiesen.“ Er betont zugleich, dass inzwischen ein Umdenken stattfinde: „Man erkennt zunehmend, dass mehr Windenergie notwendig ist.“

Zur Unterstützung des Ausbaus hatte Bayern sogenannte „Windkümmerer“ eingeführt – Fachkräfte zur Betreuung lokaler Projekte mit dem Ziel, Akzeptanz zu schaffen und Planungsvorhaben voranzutreiben. Laut Angaben des Wirtschaftsministeriums wurden knapp 90 Kommunen bei rund 75 Projekten beraten; dennoch räumte das Ministerium auf Nachfrage ein, dass keines der zuletzt errichteten Projekte durch diese Experten begleitet wurde.

Unterschiedliche entwicklungen in weiteren bundesländern

Neben Nordrhein-Westfalen führen auch andere Länder wie Niedersachsen oder Schleswig-Holstein weiterhin einen zügigen Ausbau durch. In kleineren Flächenländern wie Rheinland-Pfalz , Sachsen-Anhalt oder Brandenburg wächst die Zahl neuer Anlagen ebenfalls kontinuierlich an.

Ausnahmen bilden Hessen sowie Mecklenburg-Vorpommern mit jeweils nur drei neuen Anlagen im laufenden Jahr – ähnlich schwach wie Bayern bisher unterwegs sind sie jedoch nicht dauerhaft: Das hessische Wirtschaftsministerium verweist auf zahlreiche Neuanträge sowie Genehmigungen und erwartet eine deutliche Steigerung bei Inbetriebnahmen innerhalb weniger Jahre.

Das Bundeswirtschaftsministerium bewertet den Gesamttrend positiv: „Der Zubau bei Windenergie an Land hat in den ersten fünf Monaten 2025 gegenüber dem Vorjahreszeitraum deutlich an Fahrt aufgenommen.“ Die Neubauzahlen lägen etwa sechzig Prozent über denen des Vorjahreszeitraums; viele genehmigte Projekte befänden sich aktuell im Bauprozess oder kurz davor.

Situation im süden: baden-württemberg stockt ebenfalls

Auch südlich von Bayern gibt es Herausforderungen beim schnellen Ausbau erneuerbarer Energien per Windkraftanlage. In Baden-Württemberg sollen bis zum Jahr 2030 zusätzlich rund 750 neue Anlagen errichtet werden, um Klimaziele einzuhalten – bisher gingen dort erst dreizehn neue Kraftwerke ins Netz seit Jahresbeginn; insgesamt waren es innerhalb anderthalb Jahren etwa fünfunddreißig Stück.

Das baden-württembergische Umweltministerium sieht trotz dieser Zahlen Fortschritte aufgrund einer umfangreichen Projektpipeline mit über tausend geplanten oder genehmigten Standorten sowie vier Gigawatt zusätzlicher Leistungskapazität bis zum Ende dieses Jahrzehnts als realistisch erreichbar an.

Lange Planungsphasen gelten auch hier als Hemmnis für schnellere Realisierungsschritte; dennoch wird davon ausgegangen, dass sich nach Abschluss behördlicher Verfahren ein dynamischer Zubau einstellen wird.

Reformen zur beschleunigung des ausbaus in bayern

Um gegen das langsame Wachstum entgegenzuwirken wurde die restriktive „10H-Regelung“ Anfang letzten Jahres gelockert beziehungsweise reformiert. Der zuständige Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger erklärte daraufhin optimistisch: „Diese Reform bringt uns unserem Ziel von eintausend neuen Windenergieanlagen näher.“ Für dieses Ziel müssten jährlich rund zweihundert neue Turbinen gebaut werden – eine Zahl weit entfernt vom aktuellen Tempo mit nur fünfzehn Errichtungen binnen anderthalb Jahren.

Das Bayerische Wirtschaftsministerium führt lange Planungs- und Genehmigungsphasen als Hauptgrund für Verzögerungen an; gleichzeitig werde nach Reformen bereits jetzt eine sprunghafte Zunahme beantragter Projekte beobachtet.

Die grüne Opposition äußert Zweifel am Erreichen dieser ambitionierten Ziele unter aktueller Regierungspolitik: Eva Lettenbauer kritisiert scharf, „die Söder-Regierung steht noch immer auf der Windkraftbremse“, was ihrer Ansicht nach wiederholt zu Verschleppungen führe.

Sie verweist zudem darauf, „kein anderes Bundesland nutzt seine Möglichkeiten zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen schlechter als Bayern“.

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