Die deutsche Frauenfußballnationalmannschaft beginnt am Freitagabend ihr erstes Spiel bei der Frauen-Europameisterschaft 2022 gegen Polen. Das Team hat sich das klare Ziel gesetzt, Europameister zu werden, was von Expertin Julia Šimić als mutiger Schritt gewürdigt wird.
Deutscher titelausruf bei frauen-em sorgt für aufsehen und expertinnenlob
Am 08.07.2022 startet die deutsche Frauenfußballnationalmannschaft in die Europameisterschaft mit einem deutlichen Anspruch: Der Titel soll gewonnen werden. Zwei Tage nach dem offiziellen Turnierbeginn steigt das Team um Kapitänin Alexandra Popp ins Geschehen ein und trifft im ersten Gruppenspiel auf Polen. Die Partie wird ab 21 Uhr unter anderem im Liveticker von t-online begleitet.
Linda Dallmann, eine der Schlüsselspielerinnen des Teams, formulierte kürzlich klar: „Mein Ziel ist, Europameister zu werden – und ich glaube, da geht’s den anderen Mädels nicht anders.“ Diese offene Ansage überrascht manche Beobachter angesichts der starken Konkurrenz aus Spanien oder England.
Die frühere Profispielerin und heutige Sky-Expertin Julia Šimić zeigte sich beeindruckt vom Mut des Teams: „Ich bin etwas überrascht, dass die Spielerinnen das so klar äußern – finde es gleichzeitig aber auch gut“, sagte sie im Gespräch mit t-online. Für Šimić ist es wichtig, dass die Mannschaft keine Zurückhaltung zeigt und den Glauben an den Erfolg offen kommuniziert.
Der Weg zum Titel ist trotz einer Olympia-Bronzemedaille sowie eines Vizeeuropameistertitels kein Selbstläufer gewesen. Die vergangenen Monate waren geprägt von Herausforderungen innerhalb des Teams sowie im Umfeld des Deutschen Fußball-Bundes . Umso bedeutsamer sei es laut Šimić, dass Deutschland nun offensiv auftritt: „Du entwickelst den Glauben nur dann, wenn du ihn auch formulierst.“
Sie betont zudem die Bedeutung einer realistischen Einschätzung der eigenen Chancen: „Es ist sinnvoller, das Gewinnen in den Vordergrund zu stellen – sofern es nicht aus der Luft gegriffen ist.“ Dabei sieht sie Deutschland trotz starker Konkurrenten wie Weltmeister Spanien oder Titelverteidiger England weiterhin als eine Spitzenmannschaft an: „Aber dann kommen auch schon wir“, so die Expertin selbstbewusst.
Entwicklung des deutschen frauenteams zwischen kampfgeist technik und talentförderung
Die neue Selbstverständlichkeit beim Titelausruf spiegelt eine tiefgreifende Entwicklung wider, welche das deutsche Frauenteam in den letzten Jahren durchlaufen hat. Julia Šimić erinnert daran, dass Deutschland traditionell für Kampfgeist und Willen stand – Eigenschaften kombiniert mit einem soliden technischen Grundniveau.
Spielerinnen wie Alexandra Popp, Célia Šašić, Simone Laudehr oder Annike Krahn prägten früher ein Mannschaftsbild voller physischer Stärke und Durchsetzungsvermögen. Sie waren Gegnerinnen, gegen die man ungern spielte; diese Mentalität galt lange als Markenzeichen der deutschen Nationalelf.
Inzwischen hat sich das Spiel deutlich verändert: Das Team setzt heute verstärkt auf Technik sowie Tempo gepaart mit taktischer Reife. Diese Anpassung war notwendig geworden angesichts großer Fortschritte anderer Nationen im europäischen Frauenfußball.
Ein zentraler Faktor für diese Entwicklung liegt laut Šimić in einer verbesserten Nachwuchsausbildung innerhalb Deutschlands. Sie sieht darin einen Schlüssel dafür, dauerhaft an der Spitze bleiben zu können: „Die Spielerinnen nachrücken tendenziell sogar noch besser als diejenigen ausscheiden.“
Diese Aussage spiegelt sich auch im aktuellen Kader wider; vor dem Auftaktspiel gegen Polen verfügt er über viel Talent bei gleichzeitig weniger Länderspielerfahrung insgesamt als frühere Generationen gehabt haben mögen.
Šimić trainiert derzeit Frankfurts weibliche U20-Mannschaft und bewertet diesen Umstand positiv: Junge Spielerinnen erhalten dadurch mehr Freiraum zur individuellen Entwicklung ihrer Fähigkeiten ohne sofortigen Erfolgsdruck aufzubauen oder dauerhaft performen zu müssen.
Erfahrene Kräfte wie etwa Sara Däbritz mit 108 Länderspielen oder ehemalige Abwehrchefin Kathrin Hendrich bilden weiterhin wichtige Stützen innerhalb des Teams – auch wenn sie aktuell nicht zur Stammelf zählen beziehungsweise weniger Einsatzzeiten bekommen.