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Immuntherapie gegen krebs: aktuelle forschung und anwendungen in deutschland

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Immuntherapien verändern die Behandlung von Krebserkrankungen grundlegend, indem sie das körpereigene Immunsystem aktivieren, um Tumorzellen gezielt zu bekämpfen. In Deutschland setzen Onkologen verschiedene Verfahren ein, die bereits bei zahlreichen Krebsarten Erfolge zeigen.

Funktionsweise der immuntherapie bei krebserkrankungen

Das menschliche Immunsystem erkennt und zerstört normalerweise entartete Zellen wie Tumorzellen. Dieser Prozess läuft unbemerkt täglich ab und verhindert häufig die Entstehung von Krebs. Allerdings gelingt es manchen Tumoren durch komplexe Mechanismen, sich der Immunabwehr zu entziehen. Hier setzt die Immuntherapie an: Sie unterstützt das Immunsystem dabei, diese Abwehrmechanismen zu überwinden.

Eine zentrale Rolle spielen sogenannte Checkpoint-Inhibitoren. Diese Medikamente blockieren Kontrollpunkte des Immunsystems, welche normalerweise verhindern sollen, dass Abwehrzellen gesunde Körperzellen angreifen oder überreagieren. Manche Tumorzellen nutzen diese Kontrollstellen jedoch aus, um eine Immunreaktion zu unterdrücken und so unerkannt zu bleiben.

Der Hamburger Onkologe Carsten Bokemeyer erklärt: „Checkpoint-Inhibitoren sind Moleküle, die den T-Zellen erlauben, die Tumorzelle doch wieder anzugreifen.“ Durch das Blockieren dieser Kontrollpunkte verlieren Krebszellen ihr Schutzsignal gegenüber den sogenannten Killerzellen . Dadurch können diese Abwehrzellen erneut Tumore erkennen und zerstören.

Diese Wirkungsweise ist keine theoretische Annahme mehr; seit etwa zehn Jahren werden Checkpoint-Inhibitoren erfolgreich in der klinischen Praxis eingesetzt – allein oder kombiniert mit Chemotherapie – bei verschiedenen Krebsarten wie Lungen-, Blasen- oder Nierenkrebs sowie bestimmten Brust- und Darmtumoren.

Aktuelle therapien mit checkpoint-inhibitoren

Checkpoint-Inhibitoren haben sich als wirksame Therapieoption für rund 15 unterschiedliche Krebsarten etabliert. Nach Angaben von Carsten Bokemeyer profitieren heute etwa 25 Prozent aller Krebspatientinnen und -patienten von dieser Behandlungsmethode. Besonders dort zeigt sie Wirkung, wo herkömmliche Therapien versagen oder nur begrenzte Erfolge erzielen konnten.

Ein Beispiel ist der fortgeschrittene schwarze Hautkrebs , dessen Behandlung früher oft aussichtslos war sobald Metastasen entstanden waren. Mit Checkpoint-Inhibitoren wird diese Erkrankung für ungefähr ein Drittel der Betroffenen chronisch kontrollierbar – eine bedeutende Verbesserung im Krankheitsverlauf.

Die Kombination aus Immun- und klassischer Chemotherapie erweitert zudem das therapeutische Spektrum erheblich. Die individuelle Anpassung ermöglicht es Ärztinnen und Ärzten zunehmend besser auf den jeweiligen Tumortyp einzugehen sowie Nebenwirkungen gezielt zu steuern.

Damit stellen Checkpoint-Inhibitor-Therapien einen wichtigen Baustein moderner Onkologie dar – sowohl als Erstlinientherapie als auch zur Ergänzung anderer Behandlungsformen bei unterschiedlichen soliden Tumoren weltweit einschließlich Deutschland.

Car-t-zell-therapie: zelluläre immunmodulation gegen blutkrebs

Neben den Checkpoint-Hemmern gewinnt eine weitere Form der Immuntherapie zunehmend an Bedeutung: Die CAR-T-Zell-Therapie gilt als bahnbrechend insbesondere bei Blutkrebserkrankungen wie Leukämie oder Lymphomen. Dabei werden Patientinnen beziehungsweise Patienten eigene T-Zellen entnommen und im Labor genetisch so verändert, dass sie spezifisch auf bestimmte Merkmale von Krebszellen abzielen können.

Dirk Jäger, Leiter der medizinischen Onkologie am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen Heidelberg, erläutert: „Man schafft echte Killerzellen mit dem Bauplan für Merkmal X.“ Diese modifizierten Zellen erkennen dann ausschließlich bösartige Zellentitäten mit diesem Merkmal zuverlässig – eine zielgerichtete „lebendige Einmal-Therapie“.

Die CAR-T-Zell-Behandlung hat bereits Zulassung erhalten und ist Teil des Standardvorgehens bei bestimmten hämatologischen Erkrankungen in Deutschland geworden. Klinische Studien untersuchen derzeit intensiv ihre Anwendungsmöglichkeiten auch bei soliden Tumoren wie Lungen- oder Magenkrebs; erste Ergebnisse gelten als vielversprechend.

Allerdings kann es durch die starke Aktivierung des Immunsystems nach einer solchen Therapie zu schweren Nebenwirkungen kommen – darunter Fieber bis hin zum sogenannten Cytokin-Freisetzungssyndrom –, weshalb manche Patientinnen intensivmedizinisch betreut werden müssen während bzw. nach Behandlungsschüben.

Perspektiven zukünftiger immuntherapien in onkologie

Immuntherapien gelten heute als Hoffnungsträger innerhalb der Krebstherapeutik aufgrund ihrer Fähigkeit zur personalisierten Bekämpfung unterschiedlichster Malignome unter Nutzung körpereigener Abwehrmechanismen statt rein toxischer Ansätze wie klassische Chemotherapien früherer Jahrzehnte.

Forschende arbeiten kontinuierlich daran bestehende Verfahren weiterzuentwickeln sowie neue Strategien umzusetzen — beispielsweise biospezifische Antikörperkombinationen oder Impfstoffe gegen tumorassoziierte Antigene –, um noch präzisere Therapiekonzepte anbieten zu können ohne unnötige Belastung für Patientinnen beziehungsweise Patienten durch Nebenwirkungen verursachen zu müssen.

Durch solche individualisierten Behandlungsansätze steigt nicht nur die Chance auf langfristiges Überleben deutlich; vielmehr eröffnen sich Perspektiven zur dauerhaften Kontrolle beziehungsweise Heilung bestimmter Krebserkrankungen trotz bisher ungünstiger Prognosen dank innovativer Immunmodulationstechniken im klinischen Alltag Deutschlands ebenso wie internationaler Forschungseinrichtungen weltweit.

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