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Hitze allein löst keine Waldbrände in Deutschland aus – fakten und ursachen

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In Deutschland treten derzeit mehrere Waldbrände auf, die häufig mit hohen Temperaturen in Verbindung gebracht werden. Trotz der Hitze sind jedoch weitere Faktoren notwendig, damit sich ein Brand entzündet und ausbreitet.

Hitze und dürre als Grundlage für waldbrandgefahr

Hohe Temperaturen und anhaltende Trockenheit schaffen die Voraussetzungen für Waldbrände, indem sie das brennbare Material austrocknen und den Trockenheitsstress der Vegetation erhöhen. Laut Jakob Zscheischler vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung Leipzig fördern Hitze und Dürre zwar die Ausbreitung von Bränden, doch es braucht immer einen Zündfunken wie Blitzschlag oder menschliche Fahrlässigkeit. Die Kombination aus Hitze und Trockenheit lässt Wälder anfälliger werden, da lebende Pflanzen durch Verdunstung schneller austrocknen. Besonders wenn vor einer Hitzewelle eine niederschlagsarme Phase lag, erhöht sich die Brennbarkeit der Vegetation deutlich.

Expertenmeinung zur bodenfeuchte

Der Experte Johann Georg Goldammer von der Arbeitsgruppe Feuerökologie am Max-Planck-Institut für Chemie sowie an der Universität Freiburg erklärt: „Durch abnehmende Bodenfeuchte verstärkt sich der Trockenheitsstress lebender Pflanzen.“ Diese Austrocknung betrifft auch abgestorbene Biomasse wie Totholz. Dadurch entstehen Brände höherer Intensität mit größerer Schädigung von Pflanzen, Bäumen sowie Bodenorganismen. Regen kann das Risiko selbst bei hohen Temperaturen senken; deshalb reicht Hitze allein nicht als Auslöser eines Waldbrands.

Mythos glasscherben als zündquelle widerlegt

Die Annahme, dass Glasscherben oder Glasflaschen durch Sonnenlicht einen Waldbrand entfachen können, ist wissenschaftlich widerlegt worden. Forschungen des Deutschen Wetterdienstes Braunschweig im Sommer 2006 zeigten in Versuchsanordnungen keine Entzündung durch solche Materialien. Der Freiburger Geographieprofessor Rüdiger Glaser bezeichnet sogenannte Selbstentzündungen von Wäldern als „Märchen“. Er betont: „Man braucht immer einen Zündeffekt.“ Häufige Ursachen sind neben Brandstiftung Unachtsamkeiten wie weggeworfene Zigarettenreste.

Diese Erkenntnisse verdeutlichen den Unterschied zwischen günstigen Bedingungen zur Ausbreitung eines Feuers und dem tatsächlichen Entstehungsprozess eines Brandes im Wald.

Fahrlässigkeit dominiert brandursachenstatistik 2024

Nach Angaben des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft wurden im Jahr 2024 insgesamt 563 Waldbrände registriert, welche rund 334 Hektar Fläche zerstörten – weniger als im Vorjahr. Die meisten Brände traten in den Monaten Mai bis August auf. Bei etwa 42 Prozent blieb die genaue Ursache ungeklärt; danach folgt Fahrlässigkeit mit rund 27 Prozent aller Fälle.

Fahrlässige Verursacher sind oft Camper oder Waldbesucher, deren Verhalten unbeabsichtigt Feuer entfacht hat. Brandstiftung machte knapp über 18 Prozent aus; natürliche Ursachen wie Blitzeinschläge spielten nur eine untergeordnete Rolle.

Eine Selbstentzündung aufgrund hoher Bodentemperaturen ist äußerst unwahrscheinlich – sie könnte nur auftreten bei Böden mit mehr als 200 Grad Celsius nach vorherigen Bränden; dieser Wert variiert je nach Vegetationstyp.

Eine besondere Ausnahme stellen nicht explodierte Kampfmittel dar: Auf etwa 600 000 Hektar ehemaliger Militärflächen könnten phosphorhaltige Sprengstoffe unter Sonneneinstrahlung selbst entzünden – so erläutert Goldammer diese seltene Gefahrensituation in Deutschland.

Laubwälder sind nicht automatisch widerstandsfähiger gegen brände

Entgegen verbreiteter Annahmen bieten Laubwälder keinen grundsätzlich besseren Schutz vor Bränden als Nadelwälder. Laut Statistik des BZL waren von den verbrannten Flächen im Jahr 2024 knapp 241 Hektar Laubholzbestände betroffen gegenüber etwa 93 Hektar Nadelholzflächen.

Goldammer weist darauf hin, dass Totholz während feucht-kalter Jahreszeiten zwar das Risiko mindern kann; während trockener heißer Perioden kehrt sich dies um: Ab einem bestimmten Kipp-Punkt steigt die Gefährdung stark an – Standorte mit viel Totholz erleiden dann größere Schäden als solche ohne diese Auflagen.

Diese Erkenntnisse zeigen komplexe Wechselwirkungen zwischen Baumartenstruktur sowie klimatischen Bedingungen auf das Brandrisiko in deutschen Wäldern auf und widersprechen einfachen Pauschalisierungen zur Resilienz verschiedener Waldbestandsarten gegenüber Feuerereignissen.

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