Die UN-Entwicklungshilfe-Konferenz in Sevilla versammelte 15 000 Teilnehmer aus Politik, Hilfsorganisationen und Finanzsektor, um über die Zukunft der Entwicklungsfinanzierung zu beraten. Im Fokus standen die Folgen des Rückzugs der USA sowie die Frage, wie Schuldenprobleme und Finanzierungslücken überwunden werden können.
Die Demonstrationen während der Konferenz spiegelten zentrale Konflikte wider: Auf Transparenten stand „Debt kills development“ – Schulden töten Entwicklung –, während andere Rufe wie „Tax the rich, not the poor“ auf eine gerechtere Steuerpolitik drängten. Diese Forderungen verdeutlichen den Druck auf Entwicklungsländer durch hohe Schuldenberge sowie den Bedarf an neuen Finanzierungsquellen.
Seit dem Rückzug der USA aus ihrer Entwicklungsbehörde USAID sind viele Projekte akut gefährdet. Die Kürzungen von mehr als 80 Prozent bei US-Mitteln treffen Partnerorganisationen weltweit hart. Auch europäische Länder reduzieren ihre Beiträge zunehmend. Klaus Schilder von Misereor, einem großen deutschen Hilfswerk, betonte gegenüber der tagesschau: „Alle Staaten zusammen bringen nur etwa die Hälfte der Mittel auf, die sie vor 55 Jahren zugesagt haben.“ Das Ziel einer öffentlichen Entwicklungshilfequote von 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens wird seit Jahrzehnten nicht erreicht.
Diese Finanzierungslücke erschwert soziale Entwicklungsprogramme erheblich. Die Tendenz sinkender Mittel ist besorgniserregend angesichts wachsender Herausforderungen im Kampf gegen Armut und für nachhaltige Entwicklung weltweit.
Deutschland verfehlte mit einer ODA-Quote von 0,67 Prozent das angestrebte Ziel knapp. Dabei fließen rund 5,8 Milliarden Euro aus Leistungen für Geflüchtete im Inland in diese Quote ein; ohne diese wäre Deutschlands Beitrag noch geringer ausgefallen. Für das Jahr 2025 wurde ein Rückgang des deutschen Entwicklungsetats um fast eine Milliarde Euro auf insgesamt etwa 10,3 Milliarden Euro angekündigt.
Nur vier Länder – Norwegen, Luxemburg, Schweden und Dänemark – erreichten laut OECD-Daten im Jahr 2024 das ODA-Ziel unter den wichtigsten Gebern weltweit. Die UN bekräftigten mit der überraschend früh verabschiedeten „Verpflichtung von Sevilla“ erneut das Festhalten an dieser Quote als Maßstab für öffentliche Entwicklungsfinanzierung.
Deutschlands Entwicklungsministerin Reem Alabali Radovan erklärte dazu: „Weder Deutschland noch Europa können die Lücke füllen, die durch den Abzug der USA entstanden ist.“ Gleichzeitig hob sie hervor: „Mit dem Rückzug der USA ist Deutschland nun in vielen Bereichen größter Geber.“ Sie forderte zudem gerechtere Steuerfinanzierung sowie einen klugen Umgang mit Verschuldung neben verstärktem privatem Investment als wichtige Bausteine künftiger Hilfeleistungen.
Angesichts sinkender öffentlicher Mittel rückt verstärkt private Finanzierung ins Zentrum internationaler Strategien zur Armutsbekämpfung und nachhaltigen Entwicklung. Die Weltbank gilt dabei als zentraler Akteur mit umfassendem Know-how insbesondere im globalen Süden – trotz Kritik am Einfluss großer Geberländer wie den USA innerhalb dieser Institution.
Axel van Trotsenburg von der Weltbank warnte vor zu langsamen Fortschritten bei Entwicklungsfragen: „Wir müssen ambitioniert bleiben.“ Er verwies darauf, dass sich Afrikas Bevölkerung bis zum Jahr 2035 verdoppeln werde; jährlich kämen rund 1,2 Milliarden junge Menschen neu auf Arbeitsmärkte weltweit hinzu – doch es stünden nur etwa 400 Millionen Jobs zur Verfügung.
Van Trotsenburg betonte weiter: „Arbeitsplätze werden meist nicht vom Staat geschaffen sondern durch Unternehmen.“ Deshalb müsse man privaten Investoren besondere Aufmerksamkeit schenken. Auch Präsident Emmanuel Macron sprach sich dafür aus, den Privatsektor besser zu mobilisieren und stärker einzubinden.
Diese Perspektive findet breite Zustimmung unter Konferenzteilnehmern; dennoch bleibt Unklarheit darüber bestehen, wie private Investitionen effektiv gesteuert werden können, um soziale Ziele nachhaltig zu unterstützen.
Trotz positiver Signale stößt das Ergebnisdokument vielfach auf Skepsis. Experten kritisieren fehlenden Handlungsdruck. Klaus Schilder bezeichnete es als Minimalkonsens, während Bodo Ellmers vom Thinktank Global Policy Forum einen „leeren Rahmen“ sieht, der erst noch konkret gefüllt werden müsse.
Die Nachricht über Schließung von USAID war bereits bekannt; daher löste sie keine Überraschung mehr aus. Dennoch bemängelt Ellmers: „Es fehlt an Dringlichkeit beim Umsetzen notwendiger Maßnahmen gegen Armut, Klimawandel sowie für Bildung und Gesundheit.“
Das offizielle Ziel einer Welt ohne Hunger oder extreme Armut bis zum Jahr 2030 scheint angesichts stagnierender Finanzierungszusagen weiterhin fern. Der UN-Generalsekretär António Guterres mahnte bereits eingangs: „Die Finanzierung ist Motor für Entwicklung. Im Moment stottert dieser Motor.“
Nach Abschluss in Sevilla bleibt offen, wie sich neue Impulse setzen lassen, um trotz geopolitischer Veränderungen ausreichende Ressourcen bereitzustellen. Der Weg hin zu stabiler globaler Zusammenarbeit erfordert weitere Anstrengungen aller Beteiligten.
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