Hitzeperioden in der Schweiz und Frankreich führen zu Einschränkungen bei der Stromproduktion in mehreren Atomkraftwerken. Aufgrund zu warmer Flusswässer werden Reaktoren gedrosselt oder abgeschaltet, um ökologische Vorgaben einzuhalten.
Kühlwasserbedarf von atomkraftwerken und auswirkungen auf flussökosysteme
Atomkraftwerke benötigen große Mengen Kühlwasser, das sie meist aus nahegelegenen Flüssen entnehmen. Dieses Wasser wird zur Kühlung der Reaktoren verwendet und anschließend erwärmt wieder in die Gewässer zurückgeleitet. Bei anhaltend hohen Temperaturen im Sommer steigt die Wassertemperatur der Flüsse zusätzlich an, was negative Folgen für Flora und Fauna haben kann. Um eine übermäßige Erwärmung des Wassers zu verhindern, greifen Betreiber von Kernkraftwerken auf Maßnahmen wie Leistungsreduzierungen oder Abschaltungen zurück.
In der Schweiz wurde am 02.07.2025 einer der beiden Reaktoren des Kernkraftwerks Beznau aufgrund zu warmen Flusswassers abgeschaltet. Die Betreibergesellschaft Axpo teilte mit, dass der zweite Reaktor mit halber Leistung weiterläuft. Diese Schritte dienen dem Schutz des Ökosystems des Flusses Aare sowie dem Einhalten strenger umweltrechtlicher Vorschriften. „Eine übermäßige Erwärmung des bereits warmen Gewässers soll in heißen Sommerperioden verhindert werden, um Flora und Fauna nicht zusätzlich zu belasten“, erklärte Axpo.
Die beiden Anlagen im AKW Beznau sind mit Inbetriebnahmen 1969 beziehungsweise 1971 zwei der ältesten noch aktiven Atomreaktoren weltweit. Obwohl die Schweiz einen Atomausstieg beschlossen hat, dürfen bestehende Kraftwerke so lange betrieben werden, wie ihre Sicherheit gewährleistet ist. Nach aktuellem Plan sollen Beznau 1 und 2 bis 2032 beziehungsweise 2033 vom Netz genommen werden.
Abschaltungen von atomreaktoren in frankreich wegen hitzewellen
Auch Frankreich reagiert auf die extrem hohen Temperaturen mit Einschränkungen bei seinen Atomkraftwerken: Der staatliche Stromkonzern EDF meldete am späten Sonntagabend vor dem 02.07., dass das Kernkraftwerk Golfech im Süden Frankreichs heruntergefahren wurde. Ziel war es laut EDF, ein Aufheizen des Kühlwassers im Fluss Garonne, aus dem das Kraftwerk sein Wasser bezieht, zu verhindern.
Die genaue Dauer dieser Abschaltung gab EDF nicht bekannt; allerdings könnte sich die Wassertemperatur durch die Hitze auf bis zu 28 Grad Celsius erhöhen – ein Wert oberhalb dessen ökologische Schäden drohen können.
Neben Golfech wurden auch weitere französische AKW-Leistungen reduziert: Im westfranzösischen Kraftwerk Blayais wurde am selben Tag ebenfalls gedrosselt, um eine Überhitzung an der Mündung des Flusses Gironde abzuwenden. Für das südlich gelegene AKW Bugey, welches sein Kühlwasser aus dem großen Stromfluss Rhône bezieht, wird ein Herunterfahren als mögliche Maßnahme geprüft.
Frankreich betreibt insgesamt 57 Atomreaktoren; Hitzewellen führten dort schon mehrfach dazu, dass einzelne Anlagen ihre Produktion drosseln mussten – dies geschieht zum Schutz sowohl ökologischer Systeme als auch zur Einhaltung gesetzlicher Umweltauflagen.
Langfristige herausforderungen durch klimawandel für kernenergieproduktion
Das Problem erhöhter Wassertemperaturen bei Hitzeperioden ist kein neues Phänomen für Betreiber von Atomstromanlagen – doch durch den Klimawandel dürfte es künftig häufiger auftreten oder sich verschärfen lassen müssen Anpassungsstrategien entwickelt werden.
Laut Angaben von EDF führte das Drosseln oder Herunterfahren französischer Kernreaktoren während heißer Sommer seit dem Jahr 2000 durchschnittlich zu einer jährlichen Reduzierung ihrer Stromproduktion um etwa 0,3 Prozent gegenüber möglichen Maximalwerten ohne Temperaturbeschränkungen.
Diese Entwicklung zeigt den zunehmenden Einfluss klimatischer Veränderungen auf konventionelle Energieerzeugungssysteme mit hohem Kühlwasserbedarf wie Atomkraftwerke auf: Steigende Durchschnittstemperaturen sowie häufigere Hitzewellen stellen Betreiber vor Herausforderungen beim Betriebssicherheits-Management ebenso wie beim Umweltschutz gegenüber sensiblen Ökosystemen entlang großer Ströme wie Aare oder Rhône.
Zukünftige Strategien könnten neben technischen Anpassungen auch verstärkt alternative Energiequellen umfassen sowie verbesserte Regelmechanismen zur flexiblen Steuerung von Leistungsspitzen während extremer Wetterlagen gewährleisten müssen – sowohl in Deutschland als auch international angesichts globaler Klimaentwicklung bleibt dieses Thema relevant für Versorgungssicherheit und Umweltschutz gleichermaßen.