In sozialen Netzwerken verbreiten sich zahlreiche Mythen über die Schädlichkeit von Sonnencremes und Sonnenbrillen. Experten aus Dermatologie und Augenheilkunde weisen diese Behauptungen zurück und betonen die Bedeutung bewährter Sonnenschutzmaßnahmen.
Steigende hautkrebszahlen in deutschland: ursachen und fakten zum sonnenschutz
Die Zahl der Hautkrebsfälle in Deutschland steigt seit Jahren kontinuierlich an. In sozialen Medien wird daraus oft ein direkter Zusammenhang mit der Verwendung von Sonnenschutzmitteln abgeleitet, wobei behauptet wird, Sonnencremes würden entweder nicht schützen oder sogar Hautkrebs verursachen. Diese Annahmen sind wissenschaftlich widerlegt. Claus Garbe, Dermatologe an der Universität Tübingen, erklärt:
„Die Sonnenschutzmittel, die in Deutschland auf den Markt kommen, werden vorab getestet.“ Alle Inhaltsstoffe seien hinsichtlich Krebsgefahr als unbedenklich eingestuft worden.
Studien belegen zudem den Schutz vor UV-Strahlung durch das Auftragen von Sonnencreme. Allerdings erreichen viele Menschen nicht die empfohlene Menge von zwei Milligramm pro Quadratzentimeter Hautfläche; Erwachsene benötigen etwa 35 Gramm für einen vollständigen Schutz. Zudem führt das Auftragen von Sonnencreme bei manchen zu einer falschen Sicherheit gegenüber intensiver Sonneneinstrahlung.
Experten raten deshalb dazu, während der Mittagszeit – zwei Stunden davor und danach – direkte Sonne zu meiden, da dann die UV-Intensität am höchsten ist. Der UV-Index gibt Auskunft über die Tagesmaxima der sonnenbrandwirksamen Strahlung mit Kategorien von niedrig bis extrem . Neben Cremes bietet auch geeignete Kleidung einen effektiveren Schutz gegen UV-Strahlen.
Der Anstieg der Hautkrebsfälle lässt sich laut Jochen Utikal vom Deutschen Krebsforschungszentrum hauptsächlich durch demografische Veränderungen erklären:
„Wir haben eine älter werdende Bevölkerung und Hautkrebs tritt vorwiegend bei älteren Menschen auf.“ Viele heutige Fälle gehen auf frühere Jahrzehnte zurück, als weniger Wert auf Sonnenschutz gelegt wurde und Lichtschutzfilter noch nicht so wirksam waren. Seit 2008 haben gesetzlich Versicherte ab 35 Jahren Anspruch auf Früherkennungsuntersuchungen, was zur besseren Erkennung beiträgt.
Irrtümer rund um sonnenbrillen: kein zusammenhang mit schnellerem sonnenbrand oder hautkrebs
In sozialen Netzwerken kursiert ebenfalls die Behauptung, dass das Tragen einer Sonnenbrille zu schnellerem Sonnenbrand führe oder gar Hautkrebs begünstige. Die Begründung lautet häufig, dass durch fehlendes ungefiltertes Licht an den Augen weniger Melanin produziert werde – ein Pigment zum Schutz vor UV-Strahlen –, weil das Auge Informationen für dessen Bildung liefert. Diese These ist falsch.
Carsten Grohmann, Oberarzt am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, erläutert:
„Melanin-Produktion hängt nicht nur vom Lichteinfall aufs Auge ab.“ Die Haut reagiert direkt auf UV-Strahlung mit Melaninbildung unabhängig davon, ob Augenlicht vorhanden ist; blinde Menschen werden ebenfalls braun.
Möglicherweise unterschätzen Personen beim Tragen einer Sonnenbrille aufgrund reduzierter Blendwirkung die Intensität des Lichts und cremen sich daher seltener ein – dies könne indirekt zu mehr Sonnenbrand führen. Einen direkten Zusammenhang zwischen Brillentragen und schnelleren Verbrennungen gebe es jedoch nicht.
UV-Strahlen schädigen neben der Haut auch empfindliche Augenstrukturen wie Hornhaut oder Linse sowie möglicherweise Makula im Auge . Daher sind qualitativ hochwertige Brillen mit ausreichendem UV-Schutz wichtig für den Augengesundheitsschutz gerade bei Kindern mit empfindlichen Augen.
Uv-schutz bei sonnenbrillen gewährleistet ausreichenden lichtdurchlass ohne hormonelle störungen
Sonnenbrillen absorbieren typischerweise zwischen 70 % bis 80 % des sichtbaren Lichts; dennoch gelangt ausreichend Licht ans Auge selbst an sonnigen Tagen – deutlich mehr als an trüben Wintertagen –, wie Klaus Rohrschneider, Augenarzt am Universitätsklinikum Heidelberg, erklärt:
„Dass wegen einer Sonnenbrille nicht genug Licht ins Auge fällt, ist falsch.“
Brillen müssen in Deutschland mindestens einen Schutz gegen ultraviolette Strahlen bis etwa 380 Nanometer bieten . Modelle mit sogenanntem UV400-Schutz filtern sogar Wellenlängen bis circa 400 Nanometer heraus – damit sind sowohl schädliche UVA- als auch UVB-Strahlen abgeblockt worden.
Behauptungen über Störungen des Biorhythmus durch Brillentragen entbehren jeder Grundlage; genügend Tageslicht gelangt weiterhin ans Auge zur Regulierung des Schlafhormons Melatonin. Selbst bei bewölktem Himmel bleibt so der natürliche Rhythmus erhalten.
Auch Sorgen um hormonelle Entwicklungsstörungen bei Kindern durch das Tragen von Brillen sind unbegründet laut Grohmann:
„Das ist wissenschaftlich nicht erwiesen.“ Gerade Kinderaugen benötigen besonderen Schutz gegen schädliche Strahlung wegen ihrer Empfindlichkeit sowie langfristiger DNA-Schäden im Gewebe aufgrund hoher Lebenserwartung dieser Altersgruppe.
Warnung vor ersatz durch nahrungsergänzungsmittel statt bewährtem sonnenschutz
Einige Influencer empfehlen stattdessen Nahrungsergänzungsmittel als Ersatz für klassische Sonnenschutzmaßnahmen wie Creme oder Brille – oft verbunden mit Eigenvermarktung dieser Produkte in Sozialen Medien. Experten warnen eindringlich davor:
Grohmann bezeichnet solche Empfehlungen als gesundheitlich riskant:
„Menschen davon abzuraten, Sonnencreme oder -brille zu nutzen zugunsten Supplementen kann schwerwiegende Folgen haben.“
Zwar existiert eine schwache Evidenz dafür, dass hochdosierte Antioxidantien kombiniert mit Zink altersbedingte Makuladegeneration verlangsamen können; dies gilt jedoch ausschließlich für diese Erkrankungsteilbereiche, betont Rohrschneider weiter:
„Das Auge hat viele weitere Bereiche wo Schäden entstehen können — beispielsweise auch Krebsvorstufen — wenn man sich ungeschützt starker UV-Bestrahlung aussetzt.“
Etwa achtzig Prozent aller weißen-Hautkrebserkrankungen treten im Gesicht beziehungsweise Kopfbereich einschließlich Augenlidern auf; intensive Sonne gilt hier als Hauptursache. Das Tragen hochwertiger Brillen zusammen mit regelmäßigem Eincremen minimiert dieses Risiko deutlich:
Rohrschneider fasst zusammen:
„Das Tragen einer Sonnenbrille bei strahlender Sonne hat nur Vorteile und überhaupt keine Nachteile.“