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Massenfestnahme mutmaßlicher russischer Krimineller in Aserbaidschan verschärft diplomatische Spannungen

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Die Veröffentlichung eines Videos über die Festnahme mutmaßlicher russischer Krimineller in Baku verdeutlicht die eskalierenden Spannungen zwischen Russland und Aserbaidschan. Die Ereignisse stehen im Zusammenhang mit einer Reihe von Vorfällen, die das Verhältnis der beiden Länder innerhalb weniger Tage stark belastet haben.

Festnahmen in baku und ihre inszenierung

In einem am 27. Juni veröffentlichten Video der aserbaidschanischen Zeitung Report sind mehrere junge Männer zu sehen, die vor einer weißen Gebäudewand nebeneinanderstehen. Die Männer, offenbar Russen, tragen bei sommerlichen Temperaturen T-Shirts und kurze weiße Shorts. Ein Kameramann filmt sie einzeln ab, während sie hintereinander mit den Händen auf den Schultern des Vordermanns gehen – ähnlich einer Polonaise. In weiteren Szenen müssen sie tief im Gänseschritt laufen, die Hände im Nacken gefesselt; ein Mann zeigt Schwellungen im Gesicht.

Maskierte Polizisten legen den Festgenommenen Handschellen an und drücken ihre Gesichter beim Einsteigen in einen Polizeibus nach unten. Nach Angaben der Behörden handelt es sich um Mitglieder zweier russischer Gruppen organisierter Kriminalität sowie um Cyberkriminelle und Drogenschmuggler aus dem Iran. Die Verdächtigen wurden für zunächst vier Monate in Haft genommen.

Die öffentliche Inszenierung dieser Massenfestnahme soll eine klare Botschaft senden: Aserbaidschan geht entschlossen gegen Personen aus Russland vor, insbesondere gegen kriminelle Netzwerke. Das Video unterstreicht zugleich eine neue Härte im Vorgehen der aserbaidschanischen Sicherheitskräfte gegenüber mutmaßlichen Straftätern aus Russland.

Eskalation des konflikts zwischen russland und aserbaidschan

Der Hintergrund dieser Maßnahmen ist eine rapide Verschlechterung der Beziehungen zwischen Moskau und Baku, deren Ursprung auf Ereignisse innerhalb weniger Tage zurückgeht. Am 27. Juni nahmen russische Behörden in Jekaterinburg etwa 50 Menschen fest – darunter viele Aserbaidschaner –, wegen Ermittlungen zu alten Mordfällen von bis zu zwanzig Jahren zurückliegend.

Bei dieser Razzia kamen zwei Hauptverdächtige ums Leben: ein Brüderpaar aus Aserbaidschan. Während Russland Herzversagen als Todesursache angibt, ergaben Autopsien in Aserbaidschan gebrochene Rippen sowie schwere Blutergüsse an den Leichen; zudem fanden sich Prellungen, eine gebrochene Nase und Schürfwunden bei den Opfern.

Diese Diskrepanz führte zur Einleitung von Ermittlungen durch die Generalstaatsanwaltschaft Baku sowie zu Foltervorwürfen gegen Russland seitens aserbaidschanischer Behörden – ein schwerwiegender Konfliktpunkt zwischen beiden Staaten.

Parallel dazu reagierte Baku mit Absagen aller russischen Kulturveranstaltungen im Land sowie dem Ausladen prominenter Künstler wie Anschelika Warum; geplante Besuche von Abgeordneten wurden gestrichen. Auf Seiten Russlands blieb ein geplanter Besuch des Vizepremiers im Kaukasus ebenfalls aus.

Am folgenden Montag erreichte der Streit einen neuen Höhepunkt: In Baku durchsuchten Polizisten das Büro des russischen Auslandssenders Sputnik und nahmen zwei Mitarbeiter fest – darunter den Redaktionsleiter –, denen angeblich Verbindungen zum Geheimdienst FSB nachgesagt werden. Moskau bezeichnete diese Vorwürfe als absurd; es handele sich um Journalisten.

Diese gegenseitigen Aktionen führten zu diplomatischen Protestnoten beider Seiten: Moskau bestellte den aserbaidschanischen Botschafter ein; Baku hatte bereits zuvor wegen der tödlichen Festnahmen in Jekaterinburg seinen Botschafter bei Russland vorgeladen hatte.

Kremlsprecher Dmitrij Peskow kritisierte das Vorgehen Aserbaidschans als „sehr emotional“ und verwies darauf, dass dies nicht dem „Geist der russisch-aserbaidschanischen Beziehungen“ entspreche – einem Geist jedoch, dessen Zustand schon länger angespannt ist.

Historische hintergründe der beziehungen zwischen moskau und baku

Die aktuellen Spannungen stehen auch vor dem Hintergrund historisch enger Verbindungen zwischen beiden Ländern sowie jüngster Entwicklungen politischer Natur:

Der Präsident Aserbaidschans, Ilham Alijew, erschien nicht zur Siegesparade am 9. Mai in Moskau zum 80-jährigen Jubiläum des Endes des Zweiten Weltkriegs – was von vielen Beobachtern als diplomatischer Affront gewertet wird.

Aserbaidschans Position ist geprägt durch seine bedeutenden Ölreserven sowie seine energiepolitische Unabhängigkeit von Russland – anders als etwa das benachbarte Armenien mit seiner starken Bindung an Moskau bleibt Baku wirtschaftlich eigenständig gegenüber seinem großen Nachbarn im Norden.

Vor zwei Jahren gelang es Aserbaidschan militärisch erneut Kontrolle über Bergkarabach zu erlangen; trotz seiner Rolle als Schutzmacht Armeniends griff Russland damals nicht militärisch ein – was auf gute bilaterale Beziehungen schließen ließ bis zuletzt.

Ein einschneidendes Ereignis war jedoch am 25. Dezember letzten Jahres ein Flugzeugabsturz einer Maschine der Azerbaijan Airlines auf kasachischem Gebiet nahe Grosny . Von 76 Passagieren starben 38 Menschen vermutlich infolge eines versehentlichen Abschusses durch eine Einheit russischer Raketenabwehrsysteme.

Kremlchef Wladimir Putin zeigte öffentliches Bedauern über diese Katastrophe; dennoch bestehen weiterhin Differenzen bezüglich Verantwortungsaussagen seitens Russlands.

Medienberichte weisen darauf hin, dass Aserbaidschan seit Monaten vergeblich versucht habe, ‚Moskaus volle Anerkennung für diesen Fehler einzufordern‘ und entsprechende Konsequenzen verlangt habe.

Dieser ungelöste Konflikt gilt inzwischen laut Berichten europäischer Medien wie Nowaja Gaseta oder Europa als wesentlicher Grund für verschärfte Rhetorik beider Seiten.

Aktuelle entwicklung: gegenseitige vorwürfe verstärken konflikt weiter

Nach mehreren Wochen zunehmender Spannungen setzen beide Länder ihre gegenseitigen Anschuldigungen fort:

Am Montag berichtete die russische Zeitung RBC unter Berufung auf Ermittlungsquellen, „dass einige festgenommene Aserbaidschaner an einer Massenvergiftung mit geschmuggeltem Alkohol vor vier Jahren beteiligt gewesen seien“ – womit weitere strafrechtliche Vorwürfe erhoben werden.

Daraufhin folgte am Dienstag eine Reaktion aus Baku: Die Agentur Minval veröffentlichte Dokumente, die angeblich bestätigen sollen, dass das abgestürzte Flugzeug durch eine Rakete abgeschossen wurde.

Auf spezialisierten Nachrichtenplattformen wie Jam News wird bereits gefragt: „Wie wird Russland antworten?“

Diese Entwicklungen zeigen deutlich, wie sehr sich beide Staaten derzeit misstrauen. Der Konflikt droht weiter auszubreiten; politische Beobachter erwarten keine kurzfristige Entspannung.

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