Das Mittelmeer verzeichnet im Sommer 2025 außergewöhnlich hohe Wassertemperaturen, die weit über den bisherigen Durchschnittswerten liegen. Diese Entwicklung gefährdet die Meeresbiodiversität und erhöht das Risiko für extreme Wetterereignisse in den angrenzenden Küstenregionen.
Rekordwerte der Wassertemperatur an der französischen Mittelmeerküste
In mehreren Regionen entlang der französischen Mittelmeerküste wurden in den letzten Tagen ungewöhnlich hohe Wassertemperaturen gemessen. Am Strand von Juan-les-Pins nahe Antibes berichten Badegäste von Temperaturen, die sonst erst im Hochsommer üblich sind. Eine Besucherin sagt: „Ich bin rausgegangen, weil es wirklich zu warm wird – okay, ich übertreibe ein bisschen. Aber das Wasser ist wirklich sehr warm heute.“ Ein anderer Beobachter ergänzt: „Das Wasser wird immer wärmer und es gibt immer mehr Feuerquallen, jedes Jahr etwas mehr.“ Die ungewöhnliche Wärme sorgt bei vielen für Besorgnis.
Nach Angaben des EU-Erdbeobachtungsprogramms Copernicus erreichte die Oberflächentemperatur des Mittelmeers Ende Juni einen Durchschnittswert von 26 Grad Celsius. Das liegt drei Grad über dem Referenzzeitraum von 1991 bis 2020. An einigen Stellen entlang der französischen Küste wurden sogar Werte zwischen 27 und 28 Grad gemessen – etwa ein bis drei Grad höher als üblich.
Rekordhalter aus wissenschaftlicher sicht
Der Klimatologe Fabio D’Andrea vom staatlichen Forschungszentrum CNRS bezeichnet diese Werte als „außergewöhnlich“. Er erklärt: „Wir haben im Mittelmeer noch nie eine so hohe Temperatur in einem Juni festgestellt. Solche Temperaturen treten normalerweise erst Ende August auf.“ Die aktuellen Messungen markieren damit einen neuen Rekord seit Beginn der systematischen Aufzeichnungen.
Diese frühzeitige Erwärmung hat nicht nur Auswirkungen auf Badegäste oder Tourismus, sondern auch auf das Ökosystem des Mittelmeers insgesamt. Die steigenden Temperaturen verändern Lebensräume und setzen zahlreiche Arten unter Stress.
Auswirkungen hoher temperaturen auf biodiversität und wetterphänomene
Die anhaltend hohen Wassertemperaturen führen zu einem massiven Artensterben im Mittelmeerraum, insbesondere bei Organismen ohne Fluchtmöglichkeit in kühlere Gewässer wie bestimmte Korallen- oder Schwammarten. Der Betreiber eines Tauchzentrums in Nizza, Richard Vial, berichtet: „Besonders empfindlich bei hohen Temperaturen in flachen Gewässern sind zum Beispiel die Schwammarten. Wenn es so weitergeht, werden sie eingehen; sie werden das nicht aushalten.“
Neben dem Verlust an Biodiversität beeinflusst die Erwärmung auch den regionalen Wetterkreislauf nachhaltig. Im Gegensatz zur Luft kühlt sich Meerwasser langsamer ab und speichert Wärme längerfristig als Wärmereservoir für die Atmosphäre.
Klimatologe D’Andrea erläutert diesen Effekt: „Der Ozean kann mehr Hitze aufnehmen und erwärmt sich langsamer; er gibt diese Wärme aber auch länger wieder ab.“ Dadurch kann eine frühe sommerliche Erwärmung zu einer verlängerten Phase hoher Lufttemperaturen führen.
Diese Verzögerung hat Folgen für spätsommerliche Wetterlagen am Mittelmeer: Wenn ab September kältere Luftmassen eintreffen, trifft diese auf noch sehr warmes Wasser mit großer Energiezufuhr zur Atmosphäre – ein Phänomen mit potenziell extremen Regenfällen an Küstenregionen.
Beispielhafte folgen extremer wettereignisse
Dieses sogenannte Mittelmeer-Phänomen steht laut Experten hinter schweren Unwettern wie jener Überschwemmungskatastrophe im Oktober vergangenen Jahres nahe Valencia, Spanien, bei der mehr als 200 Menschen starben. Derartige Ereignisse gelten als direkte Folge des Klimawandels, dessen Auswirkungen besonders stark rund um das Mittelmeer spürbar sind.
Die Umweltorganisation WWF weist darauf hin, dass sich die Temperatur des Mittelmeers derzeit um etwa ein Fünftel schneller erhöht als der globale Durchschnitt – eine Entwicklung mit weitreichenden Konsequenzen für Natur sowie Bevölkerung entlang dieser sensiblen Region Europas.