Eine aktuelle Analyse zeigt, dass ältere Menschen in Deutschland bei extremen Hitzewellen besonders gefährdet sind und der Schutz dieser Bevölkerungsgruppe deutlich verbessert werden muss.
Gefährdung älterer menschen durch extreme hitzewellen
Ältere Menschen zählen zu den am stärksten von Hitze betroffenen Gruppen in Deutschland. Die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie warnt vor erheblichen Risiken bei langanhaltenden Hitzewellen, sogenannten Hitzedomes. Ein solcher Hitzedom entsteht, wenn eine starke Hochdruckzone eine Kuppel bildet, unter der die Hitze über Tage oder Wochen eingeschlossen bleibt. Dies führt zu anhaltend hohen Temperaturen, wie sie im Sommer 2021 im Westen Nordamerikas mit Rekordwerten von über 49 Grad Celsius beobachtet wurden. Im Sommer 2023 starben nach Angaben der DGG schätzungsweise 7 600 Menschen allein in Deutschland aufgrund einer starken Hitzewelle.
Die Gefährdung älterer Personen resultiert aus mehreren Faktoren: Ihre Fähigkeit zur Temperaturregulation ist vermindert und das Durstempfinden reduziert. Zudem können Wechselwirkungen zwischen Medikamenten bei Hitze auftreten. Häufige Vorerkrankungen sowie eingeschränkte Mobilität und kognitive Beeinträchtigungen erhöhen das Risiko zusätzlich. Diese Kombination macht ältere Menschen besonders anfällig für hitzebedingte Gesundheitsprobleme bis hin zum Tod.
Forderungen zur verbesserten vorbereitung auf hitzedom-szenarien
Die Analyse „Hitzedom in Deutschland und wie gut wir darauf vorbereitet sind“, veröffentlicht in der Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie, fordert umfassende Maßnahmen zum Schutz vulnerabler Gruppen bei Extremhitzeereignissen. Der Präsident der DGG, Markus Gosch, hebt hervor: „Es fehlt an grundlegenden Vorbereitungen.“ Auch Clemens Becker vom Geriatrischen Zentrum der Uniklinik Heidelberg betont die Dringlichkeit besserer Strategien.
Konkret wird empfohlen, bestehende Hitzeaktionspläne zu überarbeiten und dabei auch extreme Szenarien einzubeziehen. Notaufnahmen sollten speziell auf Patienten mit Hitzeschlag vorbereitet werden, um schnelle medizinische Hilfe sicherzustellen. Die Einrichtung von Krisenstäben soll eine koordinierte Reaktion ermöglichen.
Besonders gefährdete Personen könnten durch gezielte Datenabgleiche zwischen Kranken- und Pflegekassen identifiziert werden. Mobile Einsatzteams sollen diese Risikogruppen direkt schützen können – etwa durch regelmäßige Besuche oder Versorgung mit Trinkwasser sowie kühlenden Maßnahmen.
Weitere empfehlungen
Neben präventiven Schritten schlägt die Analyse zusätzliche organisatorische Maßnahmen vor: Im Gesundheitssektor könnten Urlaubssperren oder ein Urlaubsabbruch für Beschäftigte während extremer Hitzeperioden eingeführt werden, um Personalengpässe zu vermeiden.
Der Einsatz geschulter Laieneinsatzhelfer wird als ergänzende Unterstützung empfohlen – insbesondere dort, wo Fachpersonal knapp ist oder schnelle Hilfe benötigt wird. In einzelnen Stadtteilen sollten öffentliche gekühlte Räume zugänglich gemacht werden; diese dienen als Anlaufstellen für ältere Menschen ohne eigene Klimatisierungsmöglichkeiten.
Clemens Becker kritisiert den aktuellen Stand: „Während andere Länder bereits katastrophale Hitzewellen erlebt haben – und das sind längst nicht mehr nur die Länder im Süden Europas –, fehlen in Deutschland grundlegende Vorbereitungen für solche Extremereignisse.“ Damit unterstreicht er den dringenden Handlungsbedarf angesichts zunehmender klimatischer Herausforderungen auch nördlich des Alpenraums.