Der frühere Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Wolfgang Böhmer, ist im Alter von 89 Jahren verstorben. Der CDU-Politiker prägte die Landespolitik über viele Jahre und galt als Symbol für Stabilität und Verlässlichkeit.
Würdigung durch Reiner Haseloff und CDU-Landeschef Sven Schulze
Reiner Haseloff, amtierender Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, ehrte Wolfgang Böhmer als einen der bedeutendsten Sachsen-Anhalter seiner Zeit. Haseloff bezeichnete ihn als „Garant des Ausgleichs“, der sowohl Traditionen bewahrte als auch die Modernisierung des Bundeslandes vorantrieb. Er hob hervor, dass Böhmers umfangreiche Lebenserfahrung und Menschenkenntnis ihm ermöglichten, das Vertrauen der Bevölkerung zu gewinnen. „Böhmer hat Sachsen-Anhalt mit Verlässlichkeit im Handeln und Klarheit im Wort gedient“, so Haseloff weiter.
Auch Sven Schulze, CDU-Landesvorsitzender in Sachsen-Anhalt, betonte Böhmers herausragende Rolle für Partei und Land. Er beschrieb den Verstorbenen als klugen Politiker mit Haltung und Format sowie als Garant für Stabilität und Zusammenhalt innerhalb der CDU sowie des Bundeslandes insgesamt. Schulze unterstrich den Verlust für die politische Gemeinschaft: „Wir werden ihn als Ratgeber und Persönlichkeit sehr vermissen.“ Die Würdigungen spiegeln Böhmers Ansehen wider, das er sich über Jahrzehnte hinweg erworben hatte.
Beruflicher weg vom Chefarzt zum Ministerpräsidenten
Bevor Wolfgang Böhmer seine politische Karriere begann, war er Facharzt für Gynäkologie. Über viele Jahre leitete er das Paul-Gerhardt-Stift in Wittenberg als Chefarzt. 1990 wurde er erstmals in den Landtag von Sachsen-Anhalt gewählt – ein Schritt in die Politik, der sein weiteres Leben prägen sollte. Anfangs verband Böhmer beide Tätigkeiten parallel; spätestens mit seiner Ernennung zum Finanzminister 1991 war dies nicht mehr möglich.
Die Aufgabe des Chefarztes gab er schweren Herzens auf – wie es die Konrad-Adenauer-Stiftung beschreibt –, um sich voll auf seine politischen Ämter zu konzentrieren. Sein medizinischer Hintergrund blieb jedoch Teil seines Profils: Ein Arzt mit politischem Gespür prägte seinen Führungsstil nachhaltig.
Politische karriere zwischen Finanzministerium bis Ministerpräsidium
Nach seinem Amt als Finanzminister wechselte Böhmer 1993 ins Arbeitsministerium; dieses Amt übte er bis 1994 aus, bevor SPD und Grüne bei der Landtagswahl stärkere Positionen gewannen und die CDU in Opposition ging. Trotz dieser Rückschläge blieb Böhmer eine zentrale Figur innerhalb seiner Partei: Als Fraktionsvorsitzender sowie späterer Landesvorsitzender führte er die CDU durch schwierige Phasen.
2002 wurde Wolfgang Böhmer Spitzenkandidat bei der Landtagswahl – ein Erfolg führte ihn ins Amt des Ministerpräsidenten von Sachsen-Anhalt zurück. Dieses verantwortungsvolle Amt bekleidete er fast zehn Jahre lang bis 2011; sein Nachfolger wurde Reiner Haseloff.
Auch nach dem Ende seiner Amtszeit äußerte sich Böhmer gelegentlich politisch öffentlichkeitswirksam etwa anlässlich seines 80. Geburtstags im MDR-Interview: „Bis ungefähr zum Alter von 75 ging es mir so gut, dass ich nicht merkte, wie alt ich bin.“ Zugleich zeigte sich seine realistische Haltung gegenüber dem Älterwerden: „Jetzt merke ich es zwar deutlich mehr; ich versuche aber möglichst nicht nur damit abzufinden oder darüber laut zu jammern.“
Ehrenzeichen würdigen Lebenswerk Böhmers
Für sein Engagement erhielt Wolfgang Böhmer zahlreiche Auszeichnungen auf Landesebene: Im Jahr 2015 verlieh ihm das Bundesland Sachsen-Anhalt den Verdienstorden – die höchste Ehrung des Landes überhaupt – für seine Verdienste um Politik und Gesellschaft.
Bereits einige Jahre zuvor hatte ihn die Lutherstadt Wittenberg zum Ehrenbürger erklärt – eine Würdigung seines besonderen Bezugs zur Region sowie seines langjährigen Wirkens dort sowohl medizinisch wie politisch.
Diese Ehrungen unterstreichen den bleibenden Einfluss Böhmers auf das öffentliche Leben Sachsens-Anhalts über mehrere Jahrzehnte hinweg.