In der chinesischen Megametropole Chongqing, die in den Bergen liegt, prägen einst zahlreiche Lastenträger das Stadtbild. Diese Männer trugen Waren und Güter über steile Treppen zu Geschäften und Restaurants. Heute ist ihr Beruf vom Aussterben bedroht.
Traditionelle lastenträger in chongqing: ein körperlich anspruchsvoller job im wandel
Chongqing ist bekannt für seine bergige Topografie, die das tägliche Treppensteigen zur Normalität macht. Die sogenannten Bangbang, wie die Lastenträger hier genannt werden, sind traditionell dafür zuständig gewesen, Waren aller Art an schwer zugängliche Orte zu transportieren. Sie trugen Lebensmittel, Getränke oder Möbel mit Hilfe von Bambusstangen auf dem Rücken über unzählige Stufen hinweg – eine körperlich äußerst belastende Tätigkeit.
Auf einem kleinen Platz nahe des Flusshafens warten heute nur noch wenige dieser Männer auf Aufträge. Die meisten sind älter als 50 Jahre und stützen sich müde auf ihre Tragestangen. Einer von ihnen ist Zeng Fanyou, der seit drei Jahrzehnten als Lastenträger arbeitet: „Meine Kinder studieren noch, ich muss sie finanzieren. Wenn ich das hier nicht mache, was soll ich sonst machen?“ Früher sei es einfacher gewesen, Geld zu verdienen; vor zwanzig Jahren habe er etwa 1 500 Euro monatlich verdient – heute seien Einkommen deutlich gesunken bei gleichzeitig steigenden Lebenshaltungskosten.
Die Zahl der Lastenträger hat stark abgenommen. Wo früher viele Männer schwere Lasten durch Hitze und Steigungen trugen, erleichtern heute Aufzüge und Rolltreppen den Transport erheblich. Zudem verdrängen moderne Lieferdienste mit E-Rollern oder Elektro-Lastendreirädern zunehmend diese traditionelle Arbeitsschicht.
Veränderte logistik durch expresslieferdienste und technik
In einem Stoffmarkt nahe des Flusshafens stapeln sich große Rollen bunter Stoffe entlang schmaler Gänge zwischen Verkäufern und Kundschaft. Der junge Händler Hu Mingqiang nutzt noch gelegentlich Dienste der Lastenträger für schwere Sendungen ab etwa 100 Kilogramm Gewicht: „Für kleine Sendungen verschicken wir alles per Expresslieferdienst – das ist günstiger.“
Expresslieferdienste ermöglichen schnelle Zustellungen per App-Bestellung durch große Konzerne mit moderner Fahrzeugflotte aus Elektromobilen wie Rollern oder Dreirädern. Im Gegensatz dazu arbeiten die Bangbang meist als Ein-Mann-Betriebe ohne technische Hilfsmittel auf Tageslohnbasis.
Der Händler erinnert daran, dass dieser Beruf aufgrund der geografischen Lage entstanden sei: „Früher gab es keine Elektromotoren; alles wurde getragen.“ Straßen waren schlechter ausgebaut; physische Arbeitskraft war unverzichtbar für den Transport in einer Bergstadt wie Chongqing.
Heute wählen kaum noch junge Menschen diesen Job; er altert stark aus – ein Zeichen für den tiefgreifenden Wandel im urbanen Arbeitsmarkt Chinas.
Persönliche eindrücke eines langjährigen lastenträgers
An einer steilen Straße zieht ein hagerer Mann mit Glatze einen leeren Handkarren nach oben – auch er gehört zur letzten Generation von Bangbang in Chongqing. Mit seinen 61 Jahren arbeitet er seit zwei Jahrzehnten als Lastenträger; früher konnte er bis zu 90 Kilogramm tragen, jetzt schafft er immerhin noch 60 bis 70 Kilo pro Auftrag.
Sein Arbeitspensum nimmt ebenfalls ab; dennoch will er weitermachen solange es etwas Einkommen bringt: „Ich fühle mich frei bei dieser Arbeit“, sagt er selbstbewusst.* „Niemand beobachtet mich hier.“*
Er beschreibt seine Tätigkeit als selbstbestimmt: Er arbeite nur dann für jemanden wenn das Angebot stimme.* „Wenn du gut zahlst, arbeite ich für dich.“*
Diese Freiheit steht im starken Kontrast zum oft monotonen Alltag anderer Berufe in einer schnell wachsenden Metropole wie Chongqing – doch sie reicht nicht mehr aus um viele jüngere Menschen anzuziehen oder dauerhaft wirtschaftlichen Erfolg zu sichern.
Der Beruf des Bangbang steht damit exemplarisch für einen traditionellen Arbeitszweig am Rande des Verschwindens angesichts technischer Innovationen sowie gesellschaftlicher Veränderungen innerhalb Chinas urbaner Zentren wie Chongqing.