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Sexuelle zufriedenheit bei transjugendlichen nach behandlung mit pubertätsblockern in den niederlanden

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Eine aktuelle Studie aus den Niederlanden untersucht erstmals, wie sich die Gabe von Pubertätsblockern im Jugendalter auf die sexuelle Zufriedenheit im Erwachsenenalter auswirkt. Die Ergebnisse zeigen kaum Unterschiede zwischen behandelten trans Personen und der Gesamtbevölkerung.

Erste langzeitstudie zu pubertätsblockern und sexueller zufriedenheit bei transjugendlichen

Die niederländische Studie ist die erste ihrer Art, die den Einfluss von Pubertätsblockern auf das spätere sexuelle Erleben von trans Personen wissenschaftlich untersucht hat. Dabei wurden 70 Teilnehmende befragt, die vor rund 14 Jahren als Jugendliche mit Pubertätsblockern behandelt worden waren. Diese Medikamente verzögern oder unterbrechen vorübergehend die körperliche Entwicklung während der Pubertät und werden eingesetzt, um Jugendlichen Zeit für eine geschlechtliche Identitätsfindung zu geben.

Die Forscher fanden heraus, dass 49 Prozent der befragten trans Personen ihre sexuelle Zufriedenheit als hoch einschätzten – ein Wert, der nur geringfügig über dem Anteil von 47 Prozent in der Gesamtbevölkerung liegt. Dieses Ergebnis deutet darauf hin, dass eine Behandlung mit Pubertätsblockern nicht zwangsläufig negative Auswirkungen auf das spätere Sexualleben hat.

Georg Romer vom Uniklinikum Münster begrüßt diese Erkenntnisse ausdrücklich: „Berichtete Probleme mit der sexuellen Zufriedenheit traten bei den im Jugendalter mit Pubertätsblockern Behandelten nicht häufiger auf als bei Transgender-Personen ohne solche Behandlung.“ Auch Endokrinologe Achim Wüsthof aus Hamburg sieht darin eine wichtige Grundlage für zukünftige Beratungen: „Es ist beruhigend zu sehen, dass die Ergebnisse nicht sehr negativ ausgefallen sind.“

Trotz dieser positiven Signale bleibt anzumerken, dass es sich um eine vergleichsweise kleine Stichprobe handelt. Die geringe Zahl an Menschen mit Geschlechtsdysphorie erschwert groß angelegte Langzeitstudien erheblich. Dennoch liefert diese Untersuchung erste belastbare Hinweise zur Wirkung von Pubertätsblockern auf das spätere Sexualleben.

Wissenschaftliche kritik und methodische grenzen der studie

Kritiker wie Florian Zepf von der Uniklinik Jena weisen darauf hin, dass methodische Schwächen bestehen: Die Teilnehmer:innen erhielten neben den Blockern auch Cross-Sex-Hormone sowie teilweise chirurgische Eingriffe. Dadurch lasse sich nicht isoliert feststellen, welchen Einfluss allein die Pubertätssuppression auf die sexuelle Zufriedenheit habe.

Zepf betont: „Die Datenlage erlaubt keine Trennung der Effekte von Pubertätssuppression, Hormongabe und Operation.“ Aus seiner Sicht kann daher keine abschließende Aussage darüber getroffen werden, ob oder wie stark Pubertätsblocker selbst das spätere Sexualleben beeinflussen.

Diese Kritik verdeutlicht ein grundsätzliches Problem in diesem Forschungsfeld: Komplexe Behandlungsverläufe erschweren klare Zuordnungen einzelner Therapieelemente zu langfristigen Ergebnissen. Zudem ist aufgrund kleiner Fallzahlen oft nur eingeschränkte statistische Aussagekraft möglich.

Dennoch sehen Fachleute wie Romer und Wüsthof in solchen Studien einen wichtigen Schritt zur besseren Einschätzung möglicher Folgen einer frühen medizinischen Intervention bei Geschlechtsdysphorie – auch wenn weitere Untersuchungen notwendig bleiben.

Dilemmata für ärztinnen und ärzte sowie betroffene familien

Weltweit wird geschätzt weniger als ein Prozent aller Menschen als transgender eingestuft; etwa ein Fünftel davon strebt eine Geschlechtstransition an. Der Einsatz von Pubertätsblockern stellt dabei häufig einen ersten medizinischen Schritt dar – so beschreibt es Endokrinologe Christof Land aus München: „Ist es besser nichts zu tun und abzuwarten oder frühzeitig zu behandeln? Das Ziel ist es oft, Leidensdruck zu mindern und später freier leben zu können.“

Dieses Abwägen zwischen Abwarten ohne ausreichende Evidenz einerseits sowie dem Respektieren des Selbstbestimmungsrechts junger Menschen andererseits führt immer wieder zu kontroversen Diskussionen innerhalb des medizinischen Fachkreises. Fehlende Langzeitdaten verstärken dieses Dilemma zusätzlich.

Für behandelnde Ärztinnen und Ärzte bedeutet dies große Verantwortung gegenüber ihren Patient:innen sowie deren Familien – sie müssen Entscheidungen treffen trotz unvollständiger wissenschaftlicher Grundlagenlage. Gleichzeitig wächst das Bedürfnis nach fundierten Studien weiter an; sie sollen helfen Risiken besser einzuschätzen und Therapien gezielter anzupassen.

Bis dahin bleibt das Thema sensibel sowohl für Betroffene als auch Fachpersonal – denn jede Entscheidung wirkt sich nachhaltig auf Lebensqualität sowie psychisches Wohlbefinden aus.

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