Die US-Regierung beendet den temporären Schutzstatus für rund 500.000 Haitianerinnen und Haitianer. Ab September droht vielen die Abschiebung in ein Land, das weiterhin von Gewalt und Instabilität geprägt ist.
Aufhebung des temporären schutzstatus für haitianische migranten
Das Heimatschutzministerium der USA hat angekündigt, den temporären Schutzstatus für haitianische Migrantinnen und Migranten zum 2. September 2025 aufzuheben. Dieser Status war ursprünglich nach dem verheerenden Erdbeben von 2010 gewährt worden, um Menschen vor einer Rückkehr in eine unsichere Heimat zu schützen. Mit dem Wegfall des TPS verlieren die Betroffenen auch ihre Arbeitserlaubnis, was erhebliche Auswirkungen auf ihren Lebensunterhalt hat.
Der TPS wurde eingeführt, um Menschen aus Krisenregionen einen vorübergehenden Aufenthalt zu ermöglichen, wenn Krieg, Naturkatastrophen oder andere außergewöhnliche Umstände eine sichere Rückkehr unmöglich machen. Die US-Regierung begründet die Entscheidung mit einer angeblichen Verbesserung der Sicherheitslage in Haiti und sieht nun eine sichere Rückkehr als möglich an.
Gleichzeitig bietet das Heimatschutzministerium Unterstützung bei der Ausreise an und verweist darauf, dass sich Betroffene alternativ um andere legale Aufenthaltstitel bemühen können. Wie viele tatsächlich abgeschoben werden oder freiwillig ausreisen werden, bleibt unklar.
Diese Maßnahme trifft etwa eine halbe Million Menschen – viele von ihnen leben seit Jahren in den USA und sind dort sozial integriert oder arbeiten legal mit dem TPS-Status.
Sicherheitssituation in haiti bleibt kritisch trotz regierungsangaben
Trotz der Einschätzung des US-Heimatschutzministeriums bewerten Experten die Lage in Haiti deutlich anders. Das Land leidet seit Jahrzehnten unter politischer Instabilität sowie wiederholten Naturkatastrophen wie Erdbeben und Hurrikanen.
In jüngster Zeit hat sich die Sicherheitslage durch zunehmende Gewalt bewaffneter Banden verschärft: Diese Gruppen kontrollieren weite Teile des Landes mit brutaler Gewalt gegen Zivilisten sowie Entführungen und anderen schweren Verbrechen.
Warnung des UN-Menschenrechtsexperten
Der UN-Menschenrechtsexperte William O’Neill warnte im März eindringlich davor, haitianische Migrantinnen und Migranten abzuschieben:
„Sie töten, vergewaltigen, terrorisieren; sie zünden Häuser an – darunter Kinderheime sowie Schulen –, rekrutieren Kinder zwangsweise und infiltrieren alle Ebenen der Gesellschaft.“ Solche Zustände erschweren eine sichere Rückkehr erheblich.
Auch das US-Außenministerium rät derzeit wegen Entführungen sowie eingeschränkter Gesundheitsversorgung dringend von Reisen nach Haiti ab – ein Widerspruch zur offiziellen Begründung der Aufhebung des TPS-Status durch das Heimatschutzministerium.
Die Diskrepanz zwischen offizieller Darstellung aus Washington und Berichten internationaler Organisationen zeigt die Komplexität der Situation vor Ort deutlich auf.
Politische hintergründe zur abschiebepolitik gegenüber haitianern
Der Schritt zur Aufhebung des Schutzstatus reiht sich ein in eine strengere Migrationspolitik unter früheren Regierungen wie jener von Donald Trump sowie deren Nachfolgern. Ziel ist es offenbar weiterhin, möglichst viele Personen ohne gültigen Aufenthaltstitel außer Landes zu bringen oder Abschiebungen durchzusetzen.
Bereits zuvor wurden ähnliche Maßnahmen gegen andere Gruppen ergriffen: So verlor beispielsweise auch ein Teil venezolanischer Flüchtlinge ihren temporären Schutzstatus aufgrund verbesserter Lageeinschätzungen seitens amerikanischer Behörden – trotz widersprüchlicher Berichte über fortbestehende Krisensituationen im Herkunftsland Venezuela beziehungsweise Kuba.
Wie schnell es tatsächlich zu Abschiebungen kommen wird beziehungsweise ob Gerichte oder politische Entscheidungen diese verhindern können, bleibt offen. Die betroffenen Personen stehen angesichts dieser Unsicherheit vor großen Herausforderungen hinsichtlich ihrer Zukunftsperspektiven innerhalb oder außerhalb der USA.