Erbschaften prägen zunehmend die finanzielle Lage vieler Menschen in ihren Vierzigern und sorgen für Spannungen im Freundeskreis. Während einige von beträchtlichen Vermögenswerten profitieren, bleiben andere ohne Unterstützung.
Erbschaften als faktor sozialer ungleichheit im freundeskreis
Das Thema Erbschaft ist historisch eng mit der Oberschicht verbunden, doch heute profitieren auch viele Angehörige der sogenannten Boomer-Generation von erheblichen Vermögenswerten. Diese Werte werden zunehmend an die nachfolgende Generation weitergegeben. Dennoch bleibt das Erben ungleich verteilt, was bei Betroffenen zu emotionalen Belastungen führt.
Eine Autorin der britischen Daily Mail beschreibt ihre persönliche Erfahrung mit dieser Ungleichheit innerhalb ihres Freundeskreises. Sie möchte anonym bleiben, da sie sich nicht über den Geldsegen ihrer Bekannten freuen kann und stattdessen unter einer „Erblücke“ leidet. Während viele ihrer Freunde durch Erbschaften finanziell entlastet werden oder sogar Luxusgüter anschaffen können, fehlt ihr diese Unterstützung komplett.
Die Autorin beobachtet eine wachsende Kluft zwischen ihr und ihren Freunden, die sich vor allem durch unterschiedliche Lebensstile zeigt. So berichtet sie etwa von ihrer besten Freundin Ellie, deren Schwiegervater kürzlich verstarb und ein großes Vermögen hinterließ. Ellie konnte sich daraufhin einen nagelneuen Land Rover Defender leisten – ein Fahrzeugtyp, den die Autorin selbst nur aus zweiter Hand kennt und noch abbezahlt.
Diese Unterschiede wirken sich auch auf alltägliche Ausgaben aus: Während Ellie sorglos Privatschulgebühren zahlt oder Urlaube plant, muss die Autorin wegen steigender Kosten auf Renovierungen verzichten und ihren Urlaub einschränken. Die Diskrepanz zwischen dem Umgang mit Geld erzeugt Spannungen innerhalb des Freundeskreises.
Finanzielle herausforderungen trotz guter einkommen
Die meisten Personen im Bekanntenkreis der Autorin haben ähnliche Lebenswege durchlaufen: Eltern oder Großeltern unterstützten beim Erwerb der ersten Wohnung mit einem Anschubkapital; danach folgte harte Arbeit zur Verbesserung des Einkommensstandards. Freizeitaktivitäten wie Restaurantbesuche sowie spätere Investitionen in Hochzeiten oder Kinder prägten das Budget.
Trotz guter Jobs gelingt es vielen nicht, größere Vermögen aufzubauen – insbesondere wenn keine Erbschaftshilfen fließen. Inzwischen sind alle Beteiligten Anfang bis Mitte vierzig Jahre alt; nun offenbart sich eine deutliche Spaltung aufgrund unterschiedlicher finanzieller Ausgangslagen infolge von Erbschaften.
Die Autorin beklagt steigende Belastungen durch Hypothekenzahlungen sowie hohe Kosten für Bildungseinrichtungen wie Privatschulen ihres Kindes – Ausgabenpositionen, die kaum Spielraum für Luxus lassen. Sie gibt offen zu: „Ich bin nicht stolz darauf, aber ich empfinde schon einen Groll gegen diejenigen, die entweder eine hübsche Summe erben oder immer auf das Geld von Mama und Papa zurückgreifen können.“
Diese Gefühle spiegeln gesellschaftliche Entwicklungen wider: Das britische Institute for Fiscal Studies analysierte jüngst Einkommens- und Vermögensverteilungen verschiedener Generationen genauer. Dabei zeigte sich ein wachsender Einfluss vererbten Kapitals auf das Lebenseinkommen Wohlhabender – rund 29 Prozent stammen dort aus Erbe trotz hoher eigener Einkommen; bei ärmeren Gruppen sind es lediglich fünf Prozent bezogen auf niedrigere Gehälter.
Unterschiedliche auswirkungen von erbschaften
Der Unterschied wird besonders deutlich bei absoluten Zahlenwerten: Für manche Millennials entscheidet das geerbte Kapital maßgeblich darüber, ob sie finanziell gut abgesichert leben können oder dauerhaft knausern müssen.
Soziale folgen der erblücke im freundeskreis
Innerhalb des Freundeskreises verstärken diese Unterschiede bestehende soziale Gräben sichtbar: Eine weitere Freundin erhielt beispielsweise nach dem Verkauf eines Ferienhauses eine Finanzspritze vom Elternhaus – gleichzeitig trauert sie um den Verlust dieses Rückzugsorts an der Küste. Zudem verkauften ihre Eltern einen Familienwohnsitz für fünf Millionen Pfund zugunsten einer Aufteilung unter den Kindern.
Eine andere Bekannte verlor beide Elternteile frühzeitig; als Folge erbte sie ein altes staatliches Pfarrhaus ohne finanzielle Sorgen mehr haben zu müssen. „Es ist keine Übertreibung zu sagen“, so beschreibt es die Autorin, „dass sie sich um Geld nie wieder Sorgen machen muss.“
Für jene ohne solche Hintergründe bedeuten Studienkosten sowie laufende Ausgaben weiterhin große Herausforderungen im Alltag. Sinnbildlich stehen alte Freunde plötzlich vor Landsitzen mit Fasanenportraits an den Wänden während andere froh sind über einen einfachen Urlaub in einer Pension bei schlechtem Wetter.
Der materielle Abstand manifestiert sich auch in Freizeitgestaltung und Konsumverhalten: Wer etwa wie Ellie einen neuen Land Rover fahren kann, müsse dafür rund zehn Jahre sparen, rechnet die Autorin resigniert vor. „Ich kann nicht leugnen,“ gesteht sie, „dass ich ein bisschen neidisch bin.“
Diese neue Kluft scheint tiefgreifend genug, dass manche befürchten, dass daraus langfristig kaum Überbrückungsmöglichkeiten entstehen könnten. Die Verteilung geerbter Werte beeinflusst somit zunehmend soziale Beziehungen ebenso stark wie individuelle Lebensrealitäten innerhalb derselben Altersgruppe.
