Die Zahl der Menschen, die weltweit Drogen konsumieren, hat laut einem aktuellen Bericht des UN-Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung deutlich zugenommen. Besonders der Kokainmarkt wächst rasant, während kriminelle Gruppen die instabile globale Lage für ihre Aktivitäten nutzen.
Anstieg des drogenkonsums und verbreitung verschiedener stoffe im jahr 2023
Im Jahr 2023 konsumierten weltweit etwa 316 Millionen Menschen illegale Drogen – ein signifikanter Anstieg gegenüber den rund 292 Millionen Konsumenten im Jahr 2022. Diese Zahlen stammen aus dem jüngsten Weltdrogenbericht des UNODC mit Sitz in Wien. Die Erhebung berücksichtigt verschiedene Substanzen und zeigt eine deutliche Zunahme innerhalb eines Jahrzehnts von insgesamt 28 Prozent bei den Konsumenten illegaler Drogen, ohne Alkohol oder Tabak einzubeziehen.
Die am weitesten verbreitete Droge bleibt Cannabis, das von etwa 244 Millionen Menschen genutzt wird. Danach folgen Opiate mit rund 61 Millionen Konsumenten sowie Amphetamine mit knapp über 30 Millionen Nutzern. Der Kokainkonsum liegt bei circa 25 Millionen Personen, während Ecstasy von etwa 21 Millionen Menschen eingenommen wird. Diese Zahlen verdeutlichen die breite Palette an Substanzen, die global konsumiert werden.
Laut der UNODC-Chefin Ghada Waly wächst sowohl das Angebot als auch die Nachfrage nach illegalen Drogen kontinuierlich: „Dies befeuert die globale Instabilität und heizt diese Instabilität noch weiter an – ein Teufelskreis.“ Die steigende Zahl der Nutzer übertrifft somit das Wachstum der Weltbevölkerung deutlich.
Kokainproduktion erreicht rekordniveau – gewalt durch kriminelle organisationen nimmt zu
Der Markt für Kokain verzeichnet den stärksten Zuwachs unter allen illegalen Substanzen. Im Jahr 2023 stieg die Produktion um mehr als ein Drittel auf eine Rekordmenge von insgesamt rund 3 708 Tonnen weltweit an. Parallel dazu erhöhte sich auch die Anzahl der Konsumenten zwischen den Jahren 2013 und 2023 von etwa 17 auf nunmehr 25 Millionen Personen.
Diese Entwicklung führt nicht nur zu einer höheren Zahl von Drogentoten, sondern verstärkt auch gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden kriminellen Organisationen in verschiedenen Regionen Europas sowie anderen Teilen der Welt. Besonders in West- und Zentraleuropa wurden zuletzt mehr Kokainmengen beschlagnahmt als in Nordamerika – ein Hinweis auf zunehmende Schmuggelaktivitäten hierzulande.
In Ländern wie Ecuador ist laut UN-Bericht eine dramatische Steigerung der Mordrate festzustellen; zudem nehmen Bandenkriminalität und Gewalt in karibischen Staaten spürbar zu. Die destabilisierende Wirkung des weißen Aufputschmittels wirkt sich somit regional sehr unterschiedlich aus, trägt aber überall zur Verschärfung sozialer Konflikte bei.
Drogenhandel in kriegsgebieten verschärft sicherheitssituation
Das UNODC beobachtet mit Sorge auch ehemalige sowie aktuelle Kriegsgebiete hinsichtlich ihrer Rolle im internationalen Drogenhandel. In Syrien hält sich insbesondere der Export und Import synthetischer Substanzen wie Captagon hartnäckig trotz andauernder Konflikte vor Ort.
Auch im Kriegsgebiet Ukraine wurde seit Beginn des militärischen Konflikts eine Zunahme sowohl bei Produktion als auch Handel synthetischer Drogen festgestellt. Dies zeigt eindrücklich, wie instabile politische Situationen Ausbeutungspotenziale für illegale Märkte bieten können und so zusätzliche Risiken für Sicherheit und Stabilität entstehen lassen.
Diese Entwicklungen verdeutlichen einen Zusammenhang zwischen bewaffneten Auseinandersetzungen sowie dem florierenden Geschäft organisierter Kriminalität im Bereich illegaler Betäubungsmittelproduktion beziehungsweise -distribution unter schwierigen Bedingungen vor Ort.
Suchtkranke steigen auf geschätzte 64 millionen menschen weltweit
Nach Schätzungen des UN-Büros waren im Jahr 2023 rund 64 Millionen Menschen drogensüchtig; dies entspricht einem Anstieg um 13 Prozent innerhalb eines Jahrzehnts. Diese Zahl umfasst alle Formen schwerwiegender Abhängigkeiten ohne Berücksichtigung legaler Genussmittel wie Alkohol oder Tabak. In Deutschland wurden allein im vergangenen Jahr 2 227 Drogentote registriert, doppelt so viele wie vor zehn Jahren. Die offiziellen Daten zum Folgejahr sollen Anfang Juli veröffentlicht werden.
Der neue Bundesdrogenbeauftragte Hendrik Streeck betonte angesichts dieser Zahlen: „Dem Thema nicht zuerst aus der Perspektive der Sitte oder des Rechts zu begegnen, sondern der Gesundheit.“ Er warnte davor, dass Abhängigkeit kein Randthema bleiben dürfe. Die gesellschaftliche Debatte müsse alle Bevölkerungsgruppen erfassen, von Jugendlichen bis hin zu besonders vulnerablen Personengruppen. Dies sei entscheidend zur Prävention weiterer Schäden durch Suchtkrankheiten aller Art innerhalb Deutschlands sowie darüber hinaus europaweit.
Rückgang beim jugendlichen cannabiskonsum in europa trotz hoher nutzungsrate
Trotz steigender Gesamtzahlen gibt es positive Signale speziell beim Cannabiskonsum Jugendlicher in Europa. Im Alter zwischen 15 und 16 Jahren liegt zwar weiterhin eine überdurchschnittlich hohe Nutzung vor. Doch zeigen aktuelle Studien einen deutlichen Rückgang bezüglich Häufigkeit dieses Konsums unter jungen Menschen. Die Daten stammen ebenfalls vom UNODC, basierend auf europäischen Untersuchungen zur Entwicklung jugendlicher Verhaltensweisen gegenüber Cannabisprodukten. Ein solcher Trend könnte langfristig Auswirkungen haben auf Präventionsmaßnahmen ebenso wie gesundheitspolitische Strategien einzelner Länder. Zudem liefert er wichtige Hinweise darauf, wie gesellschaftliche Veränderungen Einfluss nehmen können selbst bei etablierten Risikogruppen junger Nutzerinnen und Nutzer.