Vor dem Landgericht Dortmund müssen sich seit dem 26. Juni 2025 vier Neonazis verantworten, die die verbotene Gruppe Combat 18 Deutschland im Untergrund weitergeführt haben sollen. Die Angeklagten stehen im Zentrum eines Prozesses, der die Fortsetzung rechtsextremer Strukturen trotz behördlicher Verbote beleuchtet.
Hintergrund und bedeutung von combat 18 in deutschland
Die militante Neonazi-Gruppe Combat 18 Deutschland wurde im Januar 2020 vom damaligen Bundesinnenminister Horst Seehofer verboten. Das Verbot richtete sich nicht nur gegen die Organisation selbst, sondern untersagte auch ausdrücklich die Gründung von Ersatzorganisationen oder eine Fortführung der Aktivitäten unter anderem Namen. Trotz dieses Verbots sollen die vier Angeklagten das Netzwerk illegal weitergeführt haben.
Der Name „Combat 18“ steht für „Kampftruppe Adolf Hitler“, wobei „18“ für den ersten und achten Buchstaben des Alphabets steht – A und H als Initialien Adolf Hitlers. Die Ursprünge der Gruppe liegen in Großbritannien, wo sie Anfang der 1990er Jahre gegründet wurde. In Deutschland war Combat 18 als bewaffneter Arm des ebenfalls verbotenen Neonazi-Netzwerks Blood and Honour aktiv.
Die Gruppe ist für zahlreiche gewalttätige Anschläge auf politische Gegner, Migranten und Journalisten verantwortlich gemacht worden. Ein besonders schwerwiegender Vorfall war ein Nagelbombenanschlag in London im April 1999 mit drei Toten und über hundert Verletzten, der Combat-18-Mitgliedern zugeschrieben wird.
Das Bundesamt für Verfassungsschutz beobachtete das Netzwerk bereits vor dem Verbot intensiv. So konnte es etwa feststellen, dass Mitgliedsbeiträge aus Deutschland ins EU-Ausland überwiesen wurden – unter anderem an ungarische Sektionen von Blood and Honour.
Einblick in die symbolik von combat 18
„Der Name trägt eine klare Bezugnahme auf die Ideologie des Nationalsozialismus,“ erläutert ein Experte, „was die Gefährlichkeit und Radikalität dieser Gruppe unterstreicht.“
Ermittlungen zu schießtraining und konspirativen treffen
Im Jahr 2017 gelang es dem Verfassungsschutz durch einen Quellenbericht Hinweise auf ein Schießtraining von Combat-18-Mitgliedern in Tschechien zu erhalten. Daraufhin informierte er die Polizei, welche am Grenzübergang Schirnding eine Spezialeinheit bereitstellte. Bei der Rückkehr wurden zwölf Neonazis kontrolliert; dabei fanden Beamte verbotene Munition bei den Verdächtigen.
Zu den Teilnehmern des Trainings gehörte auch Stanley R., eine zentrale Figur aus Eisenach . Er gilt als international vernetzter Rechtsextremist mit jahrzehntelanger Erfahrung innerhalb der Szene und soll sowohl vor als auch nach dem Verbot Führungsaufgaben bei Combat 18 übernommen haben.
Ab Oktober 2020 soll Stanley R. mindestens vierzehn konspirative Treffen organisiert haben – unter anderem in Eisenach, Detmold sowie Greimerath . Diese Zusammenkünfte dienten offenbar zur Koordination illegaler Aktivitäten sowie zur Aufnahme neuer Mitglieder.
Bei einem Treffen fand laut Anklage ein sogenannter Leistungsmarsch statt; bei einem anderen mussten Anwärter Fragen zum Nationalsozialismus beantworten – Teil eines Aufnahmeverfahrens für neue Mitglieder von Combat 18 Deutschland gemäß Angaben der Bundesanwaltschaft.
Bundesweite razzia stoppt fortführung des netzwerks
Erst im April 2022 gelang es Ermittlern durch eine großangelegte Razzia bundesweit rund sechzig Wohnungen von Rechtsextremen zu durchsuchen und so das illegale Weiterbestehen von Combat 18 zu stoppen. Neben dieser Gruppierung stand dabei auch „Knockout 51“ aus Eisenach im Fokus einer Untersuchung wegen mutmaßlich rechtsterroristischer Aktivitäten.
Zwischen Stanley R., mutmaßlichem Kopf von Combat 18 Deutschland, und Mitgliedern dieser Kampfsportgruppe bestehen enge Kontakte: Fotos zeigen gemeinsame Auftritte mit führenden Personen beider Gruppen in Eisenach.
Gegen Mitglieder beider Organisationen laufen derzeit Gerichtsverfahren wegen terroristischer Zielsetzungen beziehungsweise Verstöße gegen das Vereinsverbot sowie Waffengesetze.
Stanley R., zuletzt verurteilt wegen Herstellung volksverhetzender Musik-CDs für Blood & Honour im Jahr 2022 zu acht Monaten Bewährung, gilt weiterhin als zentraler Akteur innerhalb internationaler Neonazi-Strukturen mit langjähriger Szenezugehörigkeit seit Jahrzehnten zurückreichend bis Thüringen hinein.
Laufende ermittlungen gegen weitere rechte extremisten
Neben den Hauptangeklagten werden weitere mutmaßliche Mitglieder von Combat 18 Deutschland strafrechtlich verfolgt oder sind Gegenstand laufender Ermittlungen – insbesondere aus Thüringen, Brandenburg sowie Mecklenburg-Vorpommern stammen mehrere Beschuldigte dieser Verfahren.
Ein Verfahren gegen einen Dortmunder Rechtsextremisten wurde bereits eingestellt; dies geschah nach Zahlung einer Geldauflage durch den Betroffenen im vergangenen Jahr ohne weitere Strafverfolgung aufgrund geringer Schuld oder mangelnder Beweislage laut Behördenangaben.
Erneute polizeimaßnahmen gegen neonazi-netzwerke
Erst am Vortag fanden erneut bundesweite Durchsuchungen statt: Polizeiaktion richtete sich diesmal gegen mehrere Rechtsextreme aus Nordrhein-Westfalen sowie Baden-Württemberg mit Verdacht auf Fortführung des ebenfalls verbotenen Netzwerks Blood & Honour unter neuem Namen „Brothers of Honour„.
Diese Gruppierung soll über Jahre hinweg Rechtsrock-Konzerte organisiert sowie andere Aktivitäten durchgeführt haben – womit sie weiterhin versucht hätten, bestehende neonazistische Strukturen trotz behördlicher Verbote am Leben zu erhalten.
„Die kontinuierlichen Aktionen der Sicherheitsbehörden zeigen die fortdauernde Gefahr und die unermüdlichen Bestrebungen der Szene,“ so ein Sprecher des Landeskriminalamtes.