Der NATO-Gipfel in Den Haag am 24. und 25. Juni 2025 stand vor allem im Zeichen von US-Präsident Donald Trump und der Debatte um höhere Militärausgaben. Der Krieg gegen die Ukraine spielte nur eine untergeordnete Rolle, obwohl sich Präsident Wolodymyr Selenskyj mit Trump zu einem Gespräch traf. Die Ergebnisse dieses Treffens werfen ein Licht auf die aktuelle Unterstützungslage für das vom Krieg betroffene Land.
Gespräch zwischen selenskyj und trump: inhalte und bedeutung
Im Vorfeld des Gipfels war unklar, ob es zu einem direkten Treffen zwischen dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und dem US-Präsidenten Donald Trump kommen würde. Letztlich sprachen beide rund 50 Minuten miteinander, was für eine eher kurze Begegnung spricht angesichts der komplexen Lage.
Selenskyj bezeichnete das Gespräch als „substanziell“ und berichtete, dass sie über Möglichkeiten gesprochen hätten, wie man eine Feuerpause erreichen könne sowie einen echten Frieden schaffen wolle. Zudem sei es wichtig gewesen, „unser Volk zu schützen“. Diese Aussagen zeigen den Wunsch nach einer politischen Lösung trotz anhaltender Kampfhandlungen.
Trump hingegen relativierte den Fokus auf eine Waffenruhe deutlich bei seiner anschließenden Pressekonferenz. Er kündigte an, bald mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin über eine Beendigung des Krieges sprechen zu wollen – ohne konkrete Details oder Zeitpläne zu nennen. Auf Fragen zur militärischen Unterstützung der Ukraine äußerte er sich vage: Es sei noch offen, ob die USA weiterhin finanzielle Hilfe leisten oder Kiew „Patriot“-Raketen liefern würden.
Die Haltung Trumps markiert einen deutlichen Bruch zur bisherigen US-Politik vor seinem Amtsantritt: Damals waren die Vereinigten Staaten Hauptunterstützer im Abwehrkampf gegen Russland; nun hat sich diese Position abgeschwächt zugunsten einer Annäherung an Moskau.
Merz fordert verschärfte sanktionen gegen russland
Auch Bundeskanzler Friedrich Merz nutzte den Rande des Gipfels für Gespräche mit Trump. Vor Journalisten erklärte Merz seinen dringenden Appell an die USA, weitere Sanktionen gegen Russland umzusetzen angesichts der Lage in der Ukraine.
Merz betonte klar: „Es wird keine militärische Lösung dieses Konfliktes geben.“ Stattdessen müsse man den wirtschaftlichen Druck auf Moskau erhöhen – auch durch ein neues Sanktionspaket seitens der Europäischen Union . Das bereits angekündigte 18. Paket reiche jedoch nicht aus; es brauche zusätzlich stärkere Beteiligung seitens Washingtons.
Dem widersprach zuvor US-Außenminister Marco Rubio deutlich: Die USA wollten vorerst keine weiteren Sanktionen verhängen aus Sorge um ihre Verhandlungsfähigkeit bezüglich einer Waffenruhe mit Russland sowie wegen möglicher negativer Auswirkungen auf ihre eigene Wirtschaft.
Diese unterschiedlichen Positionen verdeutlichen Spannungen innerhalb des westlichen Bündnisses hinsichtlich Strategie und Prioritäten im Umgang mit Moskau während des andauernden Kriegs in Osteuropa.
Geringe präsenz des ukraine-kriegs beim gipfel
Die Tagesordnung des NATO-Gipfels spiegelte wider, dass das Thema Ukraine nur am Rande behandelt wurde – anders als in früheren Jahren gab es diesmal keine eigene Arbeitssitzung zum russischen Angriffskrieg.
In der abschließenden Gipfelerklärung findet sich lediglich ein vager Satz zur Solidarität: „Die Verbündeten bekräftigen ihre dauerhaften einzelstaatlichen Zusagen zur Unterstützung der Ukraine, deren Sicherheit zu unserer Sicherheit beiträgt.“ Konkrete Maßnahmen oder neue Verpflichtungen fehlen weitgehend.
Ein kleiner Erfolg für Selenskyj ist dennoch dokumentiert worden: NATO-Staaten können militärische Hilfen für sein Land künftig weiterhin auf ihre Verteidigungsausgaben anrechnen lassen – was zuvor aufgrund wechselnder US-Politik unsicher schien. Allerdings entfiel diesmal jegliche Erwähnung eines „unumkehrbaren Weges“ zur NATO-Mitgliedschaft für die Ukraine; dieser Passus war noch im Vorjahr Teil offizieller Zusagen gewesen und gilt als politisch sehr bedeutsam für Kiews Zukunftsperspektiven innerhalb Europas.
Rückgang der öffentlichen wahrnehmung trotz eskalierender angriffe
Während andere Krisenthemen wie Konflikte im Nahen Osten aktuell mehr Aufmerksamkeit erhalten, bleibt die Situation in der Ukraine weiter angespannt mit schweren Angriffen durch russische Streitkräfte:
Am Tag nach dem Gipfel wurden bei einem Drohnenangriff nahe Sumy drei Menschen getötet – darunter ein achtjähriges Kind –, so offizielle ukrainische Angaben. Zuvor starben neun Personen bei Attacken auf Kiew; zudem gab es Angriffe auf Odessa mit mehreren Toten sowie Verletzten.
Diese Ereignisse zeigen eindringlich fortdauernde Gewalt trotz sinkender medialer Präsenz weltweit beziehungsweise innerhalb westlicher Politikdiskussionen rund um den Krieg gegen Russland in Osteuropa.