Die Debatte um die Nutzung digitaler Endgeräte wie Handys und Tablets an Schulen gewinnt in Deutschland zunehmend an Bedeutung. Lehrkräfte, Eltern und Bildungsexperten diskutieren kontrovers über Chancen, Risiken und den richtigen Umgang mit digitalen Medien im Unterricht.
Unterschiedliche perspektiven zur nutzung digitaler endgeräte an schulen
Die Frage, ob Schulen zu handy- und tabletfreien Zonen erklärt werden sollten, wird derzeit in vielen Bundesländern intensiv diskutiert. Dabei treffen verschiedene Sichtweisen aufeinander: Einige sehen digitale Geräte als unverzichtbare Arbeitsmittel, andere warnen vor Ablenkung oder Missbrauch. Kirsten Beck, Grundschullehrerin mit Erfahrung aus mehreren Schulformen, berichtet von ihren Beobachtungen der letzten vier Jahre. Sie hat zwei Söhne, die sehr unterschiedliche Zugänge zum digitalen Lernen hatten: Der Jüngste begann bereits in Klasse 1 mit dem iPad – was sie für viel zu früh hält –, während ihr älterer Sohn während der Corona-Pandemie ab Klasse 4 ohne ausreichende Anleitung lernen musste. Beck kritisiert vor allem das Fehlen eines sinnvoll konzipierten digitalen Unterrichts: „Der sinnvoll konzipierte digitale Unterricht ist in den allermeisten Fällen Mangelware.“ Ihrer Einschätzung nach sind Schülerinnen und Schüler bei der Bedienung der Geräte oft weiter als die Lehrkräfte selbst. Die rhetorische Frage „Wer bildet hier wen?“ verdeutlicht ihre Skepsis gegenüber dem aktuellen Stand des Digitalunterrichts.
Beck fordert eine klare Grenze bis mindestens Klasse 6: Digitale Endgeräte sollten dort nicht eingesetzt werden; private Smartphones müssten als größte Ablenkungsquelle eingesammelt werden – auch in höheren Klassenstufen.
Ähnliche meinung von verena-irene rottmann
Eine ähnliche Haltung vertritt Verena-Irene Rottmann, die argumentiert, dass Kinder erst ab einem Alter von zwölf oder sogar fünfzehn Jahren ein Handy erhalten sollten – begleitet durch Erwachsene, um den verantwortungsvollen Umgang zu erlernen. Für sie steht fest: Zuerst müssen grundlegende Fähigkeiten im Lesen und Schreiben analog sicher beherrscht sein, bevor digitale Geräte eingeführt werden können.
Differenzierte ansicht zu handys und tablets von doris wosny
Demgegenüber plädiert Doris Wosny für eine differenziertere Betrachtung: Sie unterscheidet zwischen Handys als potenziellen Störfaktoren und Tablets als notwendige Arbeitsmittel im Schulalltag. Ein generelles Handyverbot sei akzeptabel – schließlich werde das Handy am Arbeitsplatz meist ebenfalls nicht genutzt –, doch Tablets müssten allen Schülerinnen und Schülern zur Verfügung stehen; deren Nutzung müsse systematisch vermittelt werden.
Diese unterschiedlichen Perspektiven spiegeln wider, wie komplex das Thema Digitalisierung an Schulen ist – es geht nicht nur um Technik allein sondern auch um pädagogische Konzepte sowie altersgerechte Vermittlung digitaler Kompetenzen.
Herausforderungen durch künftige technologien wie künstliche intelligenz im schulalltag
Neben Fragen zur grundsätzlichen Einführung digitaler Endgeräte beschäftigt viele Experten auch die Problematik des Missbrauchs neuer Technologien wie Künstlicher Intelligenz im schulischen Kontext. Karl Fehr, ehemaliger Gymnasiallehrer mit 41 Jahren Berufserfahrung im Ruhestand sieht hier eine große Herausforderung für Lehrerinnen und Lehrer:
„Was ist beim Einsatz dieser digitalen Endgeräte an Vorteil zu erwarten, was vielleicht an Nachteil“, fragt er kritisch. Besonders besorgt ihn der mögliche Einsatz von KI zum Betrug bei Klassenarbeiten oder Abiturprüfungen auf großem Maßstab: „Es entsteht so ein Klima des Misstrauens“, erläutert Fehr weiter; Lehrkräfte fühlten sich dadurch eher als Polizisten denn Pädagogen.
Diese Entwicklung könne langfristig das Lernklima negativ beeinflussen sowie das Vertrauensverhältnis zwischen Schülerinnen beziehungsweise Schülern einerseits sowie Lehrkräften andererseits beeinträchtigen.
Mehr kontrolle gefordert – aussage von peter kowalik
Auch deshalb fordern einige Stimmen mehr Kontrolle über digitale Medien innerhalb des Schulsystems statt uneingeschränkter Freiheit durch Modelle wie „Bring your own device“. So schreibt Peter Kowalik:
„Jedes Schulbuch wird genehmigt; Curricula geben Lerninhalte vor – wir erlauben aber ungezügelte Freiheit beim Mitbringen eigener Geräte.“ Er schlägt daher einen stärkeren Informatikunterricht vor:
„Informatikunterricht muss aufklären und hinter den Bildschirm schauen.“ Nur so könnten Heranwachsende verantwortungsbewusst mit digitalen Geräten umgehen lernen – vorausgesetzt natürlich diese würden von der Schule bereitgestellt statt privat eingebracht.
Damit zeigt sich deutlich: Die Integration neuer Technologien verlangt neben technischen Voraussetzungen auch pädagogische Strategien gegen Missbrauch sowie klare Regeln für einen sinnvollen Einsatz digitaler Medien im Bildungsalltag.