Im Prozess um den Vierfachmord von Solingen sind neue Vorwürfe gegen den geständigen Täter aufgetaucht. Die Anwälte der Nebenkläger kritisieren, dass der Brandanschlag möglicherweise verhindert worden wäre, wenn frühere Ermittlungen sorgfältiger durchgeführt worden wären.
Hintergrund und aktuelle vorwürfe im fall solingen
Der Fall des Vierfachmords in Solingen, bei dem eine bulgarische Familie durch Brandstiftung ums Leben kam, sorgt weiterhin für Aufsehen. Der Angeklagte hat die Tat gestanden und wird wegen Mordes angeklagt. Nun sind weitere belastende Details bekannt geworden: Eine Ex-Freundin des Täters meldete sich bei der Polizei mit Hinweisen auf frühere Straftaten. Sie berichtete, dass 2021 ihre Reifen zerstochen und ihr Auto angezündet wurden. Mit dem heutigen Wissen vermutet sie ihren früheren Partner als Täter. Diese Vermutung stützt sich auch darauf, dass das Handy des Angeklagten zur Tatzeit in einer Funkzelle geortet wurde, die mit dem Standort ihres Fahrzeugs übereinstimmt.
Darüber hinaus gibt es Hinweise darauf, dass der Angeklagte bereits 2022 einen weiteren Brand gelegt haben könnte – diesmal in einem Mehrfamilienhaus in Wuppertal. Damals hatten Ermittler nach drei Wochen die Untersuchungen eingestellt und einen technischen Defekt als Ursache angenommen. Erst ein verspätet hinzugezogener Gutachter kam zu einem anderen Ergebnis: Das Feuer sei an zwei räumlich getrennten Stellen gleichzeitig ausgebrochen – ein typisches Merkmal vorsätzlicher Brandstiftung.
Diese neuen Erkenntnisse werfen Fragen zur Qualität der damaligen Ermittlungen auf und legen nahe, dass eine frühere Aufklärung möglicherweise den späteren Anschlag in Solingen hätte verhindern können.
Kritik an polizeilichen ermittlungen und folgen für opferfamilien
Die Anwälte der Nebenkläger äußerten scharfe Kritik an den Behörden: „Für die Angehörigen der Verstorbenen und teils Schwerverletzten drängt sich jetzt die bittere Erkenntnis auf, dass der Anschlag hätte verhindert werden können.“ Ihrer Ansicht nach hätten gründlichere Ermittlungen zum Wuppertaler Brandanschlag notwendig sein müssen.
Konkret bemängeln sie das Vorgehen nach dem Feuer am 5. Januar 2022: Es seien keine Bewohner befragt worden; zudem habe man keinen Brandsachverständigen eingeschaltet oder Spuren gesichert. Die Kriminalpolizei sei nicht einmal am Tatort gewesen – was angesichts eines möglichen Vorsatzes ungewöhnlich erscheint.
Diese Versäumnisse könnten dazu geführt haben, dass wichtige Hinweise übersehen wurden – Hinweise, welche die spätere Tragödie in Solingen womöglich hätten verhindern können oder zumindest rechtzeitig hätten alarmieren müssen.
Der tödliche Brand vom 25. März 2024 forderte vier Menschenleben: Ein Ehepaar Mitte zwanzig sowie ihre zwei kleinen Töchter starben im Dachgeschoss ihres Hauses durch Rauch- und Flammeneinwirkung. Als Motiv gab der Täter „Stress mit der Vermieterin“ an; ihm war wegen Mietrückständen gekündigt worden.
Die neuen Vorwürfe verdeutlichen damit nicht nur mögliche Fehler bei früheren Ermittlungen sondern auch deren gravierende Folgen für Betroffene dieser schweren Straftat sowie deren Angehörige im Raum Solingen und Umgebung.