Das Phänomen „Leisure Sickness“ beschreibt das plötzliche Auftreten von Krankheitssymptomen an Wochenenden oder im Urlaub. Eine aktuelle Studie der IU Internationalen Hochschule untersucht die Verbreitung und Ursachen dieses Effekts bei deutschen Arbeitnehmern.
Verbreitung und symptome von leisure sickness bei arbeitnehmern
Die Studie „Leisure Sickness: Erschöpft statt erholt“ der IU Internationalen Hochschule zeigt, dass etwa jeder fünfte Arbeitnehmer in Deutschland regelmäßig unter dem Phänomen leidet. Konkret gaben 19,3 Prozent der Befragten an, zumindest immer oder häufig während ihrer freien Tage oder im Urlaub Symptome wie Müdigkeit, Kopfschmerzen, Schnupfen oder Fieberschübe zu verspüren. Insgesamt kennen 71,9 Prozent der Beschäftigten das Phänomen zumindest vom Hörensagen.
Der Begriff „Leisure Sickness“, direkt übersetzt als Freizeitkrankheit, bezeichnet den paradoxen Zustand einer Erkrankung genau dann, wenn Erholung eigentlich möglich sein sollte. Obwohl diese Erscheinung nicht offiziell als Krankheit anerkannt ist und nicht in internationalen Klassifikationen geführt wird, zeigen die Befragungen deutliche Zusammenhänge mit typischen Krankheitsanzeichen. Die Studienautorin Stefanie André, Professorin für Gesundheitsmanagement an der privaten IU mit Sitz in Erfurt, betont: „Das Phänomen ist zwar keine offiziell klassifizierte Krankheit – dennoch sind die Symptome real und beeinträchtigen Betroffene erheblich.“
Diese Erkenntnisse verdeutlichen eine weitverbreitete Problematik: Statt Entspannung treten körperliche Beschwerden auf – ein Umstand, der sowohl individuelle Lebensqualität als auch Arbeitsfähigkeit beeinflussen kann.
Fehlende erholung im privatleben belastet vor allem jüngere arbeitnehmer
Ein zentrales Ergebnis der Untersuchung betrifft die subjektive Wahrnehmung von Erholung außerhalb des Berufslebens. Rund 40,1 Prozent aller Befragten stimmten zu, dass ihr Privatleben nicht ausreichend zur Regeneration beiträgt. Besonders ausgeprägt ist dieses Gefühl bei jüngeren Arbeitnehmern bis 25 Jahre; hier lag die Zustimmung sogar bei 50,5 Prozent.
Stefanie André erklärt diesen Unterschied mit dem Freizeitverhalten junger Menschen: „Viele junge Erwachsene verbringen ihre freie Zeit passiv mit Social-Media-Scrolling oder Serienstreaming.“ Die Studie belegt zudem einen Zusammenhang zwischen aktiver Freizeitgestaltung und geringerer Anfälligkeit für Leisure Sickness. Wer seine freie Zeit sinnvoll nutzt – etwa durch Sport oder soziale Aktivitäten –, erlebt seltener krankheitsähnliche Symptome am Wochenende oder im Urlaub.
Diese Ergebnisse werfen ein Licht auf veränderte Erholungsbedürfnisse verschiedener Altersgruppen sowie auf mögliche Defizite in den individuellen Strategien zur Stressbewältigung außerhalb des Arbeitsplatzes.
Arbeitsbelastung durch überstunden und erreichbarkeit verstärkt leisure sickness risiko
Neben unzureichender privater Erholung identifiziert die Studie weitere Risikofaktoren für Leisure Sickness: hohe Arbeitsbelastung sowie ständige Erreichbarkeit auch außerhalb regulärer Arbeitszeiten spielen eine entscheidende Rolle. So gaben insgesamt 80,6 Prozent aller Befragten an, regelmäßig Überstunden zu leisten.
Besonders stark betroffen sind wieder junge Beschäftigte unter 25 Jahren; hier fühlte sich fast jeder Zweite dazu verpflichtet, außerhalb der Arbeit erreichbar zu sein – deutlich mehr als im Gesamtdurchschnitt . Diese permanente Verfügbarkeit erschwert es Betroffenen offenbar zusätzlich abzuschalten und sich vollständig zu regenerieren.
Die Studienleiterin fasst zusammen: „Erreichbarkeit nach Feierabend kombiniert mit hoher Belastung führt dazu, dass viele Arbeitnehmer trotz freier Tage keine echte Pause erleben.“ Dies begünstigt das Auftreten von Symptomen wie Müdigkeit oder Kopfschmerzen gerade dann am stärksten, wenn eigentlich Ruhezeit wäre.
Die repräsentative Umfrage wurde zwischen dem 24. Januar und dem 6. Februar 2025 durchgeführt; dabei wurden insgesamt 2 004 Personen aus Deutschland befragt – alle zwischen 16 und 65 Jahren sowie aktuell berufstätig –, um alters- sowie geschlechtsbezogene Unterschiede abzubilden.