Deutschland führt den europäischen Markt für E-Bikes mit deutlichem Abstand an. Die Fahrradmesse Eurobike in Frankfurt präsentiert aktuelle Trends und Herausforderungen der Branche.
Deutschland als größter markt für e-bikes in europa
Deutschland ist unangefochten der größte Absatzmarkt für E-Bikes in Europa. Eine aktuelle Marktanalyse der Unternehmensberatung EY, vorgestellt zur Eröffnung der Fahrradmesse Eurobike am 24. Juni 2025, belegt diese Führungsrolle eindrucksvoll. Im vergangenen Jahr erzielte die deutsche Fahrradbranche mit dem Verkauf von E-Bikes einen Umsatz von knapp 5,4 Milliarden Euro – das entspricht fast der Hälfte des gesamten europäischen Umsatzes von rund 12 Milliarden Euro im Segment E-Bike.
Die Verkaufszahlen verdeutlichen die Dominanz Deutschlands: Hierzulande sind mehr als die Hälfte aller verkauften Fahrräder elektrisch unterstützt, konkret 54 Prozent. Zum Vergleich: In Spanien liegt dieser Anteil bei lediglich 18 Prozent. Auch beim Umsatzanteil am Gesamtfahrradmarkt dominieren E-Bikes deutlich mit einem Anteil von etwa 86 Prozent – mehr als in anderen großen Märkten wie Österreich , den Niederlanden oder Frankreich . Das Spektrum elektrifizierter Fahrräder reicht dabei vom Lastenrad über Mountainbikes bis hin zu klassischen Cityrädern.
Diese Zahlen spiegeln eine umfassende Elektrifizierung des deutschen Fahrradmarkts wider und zeigen zugleich das hohe Interesse an nachhaltiger Mobilität und innovativen Antriebstechnologien innerhalb Deutschlands.
Rückgang nach corona-boom und veränderte absatztrends
Nach dem starken Boom während der Corona-Jahre erlebt die deutsche Fahrradbranche seit Anfang 2024 eine Phase rückläufiger Verkaufszahlen. Mit insgesamt rund 3,85 Millionen verkauften Rädern blieb der Absatz deutlich unter dem Rekordjahr 2022 zurück, als knapp fünf Millionen Fahrräder verkauft wurden. Der Gesamtumsatz sank um zehn Prozent auf circa 6,3 Milliarden Euro.
Stefan Mohr, Partner bei EY, bezeichnet diese Entwicklung als „schmerzhafte Umsatzeinbußen“, betont jedoch gleichzeitig, dass das Niveau weiterhin deutlich über dem Vor-Corona-Jahrgang von 2019 liegt. Seitdem hat sich der Gesamtumsatz um etwa 58 Prozent erhöht – ein Zeichen für nachhaltiges Wachstum trotz aktueller Einbußen.
Besonders auffällig ist ein Rückgang bei herkömmlichen Fahrrädern sowie Kinder- und Jugendfahrrädern: Der Absatz klassischer Modelle sank um fünf Prozent auf rund 1,8 Millionen Stück; Kinder- und Jugendräder verzeichneten sogar einen Rückgang von siebzehn Prozent auf etwa 145.000 Einheiten. Als mögliche Ursachen nennt Mohr neben einem wachsenden Gebrauchtmarkt auch gesellschaftliche Veränderungen wie weniger Bewegung bei Kindern und Jugendlichen.
Im Bereich E-Bike fiel die Entwicklung moderater aus: Die Stückzahl ging leicht um zwei Prozent auf zwei Millionen zurück; beim Umsatz betrug das Minus zwölf Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Diese Zahlen verdeutlichen eine Marktkonsolidierung nach Jahren starken Wachstums sowie Verschiebungen innerhalb verschiedener Segmente des Zweiradmarkts in Deutschland.
Eurobike-messe mit neuem kaufangebot für endkunden
Die Messe Eurobike reagiert auf diese Marktentwicklungen mit einem klaren Fokus auf Elektrofahrräder sowie innovative Technologien rund ums Radfahren. Rund 1.500 Aussteller präsentieren vom 25. bis 28. Juni 2025 in Frankfurt neue Modelle, Zubehörteile sowie technische Innovationen wie smarte Displays oder vernetzte Sicherheitslösungen für den urbanen Verkehr.
Erstmals haben Endkunden am Wochenende direkten Zugang zum Kauf vor Ort – ein Novum für die Messegeschichte –, was Herstellerwünsche ebenso berücksichtigt wie Besucherinteressen nach unmittelbarer Produkterfahrung vor Ort. Teststrecken ermöglichen es Interessenten zudem, verschiedene Modelle direkt auszuprobieren; dies gilt insbesondere angesichts hoher Preise vieler Elektrofahrräder als wichtiges Verkaufsargument.
Der Trend zur Digitalisierung zeigt sich auch durch neue Antriebstechnologien oder Sicherheitsfeatures mit Vernetzungspotenzialen zur Unfallvermeidung oder Verkehrssteuerung im städtischen Raum – Themenfelder mit wachsender Bedeutung im Kontext nachhaltiger Mobilitätssysteme weltweit.
Preisdruck trotz voller lagerbestände beeinflusst marktdynamik
Trotz voller Lagerbestände herrscht derzeit Preisdruck innerhalb des deutschen Fahrradmarktes; so sank laut EY-Daten beispielsweise der Durchschnittspreis eines E-Bikes im Jahr 2024 um zehn Prozent auf 2.650 Euro pro Stück. Dieser Wert bleibt jedoch weiterhin etwa fünffach höher als Preise klassischer Fahrräder ohne elektrische Unterstützung. Im Gegenzug gewinnen Gravel- und Rennräder zunehmend an Beliebtheit; hier steigen aufgrund spezieller Ausstattung oft auch die Verkaufspreise kontinuierlich an. Die Kombination aus Preisanpassungen einerseits sowie neuen Produkttrends andererseits prägt somit maßgeblich das aktuelle Marktgeschehen. Das Potenzial zur Erholung sieht EY besonders durch Ersatzkäufe gegeben. Seitens Constantin Gall, Managing Partner bei EY, heißt es dazu: „Das Interesse an E‑Bikes bleibt hoch.“ Diese Einschätzung unterstreicht Erwartungen einer stabilisierten Nachfrage trotz kurzfristiger Schwankungen infolge gesättigter Märkte nach jahrelangem Wachstumsschub. Elektromobilität wird damit weiterhin zentraler Treiber deutscher Zweiradmobilität bleiben.