Der US-Angriff auf iranische Atomanlagen hat international breite mediale Aufmerksamkeit ausgelöst. Zahlreiche Zeitungen warnen vor den möglichen Folgen eines langwierigen Konflikts und vergleichen die Situation mit früheren Interventionen im Irak und Afghanistan.
Weltweite reaktionen auf den us-angriff in den zeitungen
Die niederländische Zeitung De Telegraaf hebt hervor, dass US-Präsident Donald Trump mit dem Angriff eine historische Entscheidung getroffen habe, die kein Vorgänger gewagt habe. Gleichzeitig werde damit ein zentrales Wahlversprechen gebrochen: keine Einmischung in ausländische Konflikte. Die Zeitung warnt vor unbeabsichtigten Folgen für die USA und prognostiziert einen umfassenden, langanhaltenden Konflikt. Sollte der Iran sich nicht kampflos ergeben, könnte Trump – unter Einfluss von Israel – weiteren Druck ausüben und einen Regimewechsel anstreben.
Die britische Tageszeitung The Telegraph verweist darauf, dass Washington offiziell keinen Regimewechsel beabsichtige. Die Vorstellung einer demokratischen Umgestaltung nach westlichem Vorbild sei jedoch unrealistisch, da es im Iran keine solche Tradition gebe. Stattdessen bestehe die Gefahr eines Militärputsches durch die Revolutionsgarde mit unvorhersehbaren Konsequenzen.
In Österreich kommentiert Die Presse, dass das Hauptziel der Führung in Teheran weiterhin Machterhalt sei. Die Reaktion werde entsprechend kalkuliert erfolgen; bevor das Regime falle, könnten Versuche folgen, die gesamte Region zu destabilisieren. Das korrupte System habe sich bei der Bevölkerung diskreditiert; Milliardeninvestitionen ins Atomprogramm und Terrororganisationen seien Fehlinvestitionen gewesen. Der Glaube an islamistische Rhetorik sei gering geworden. Dennoch verfüge das Regime über zwei Machtquellen: den starken Wunsch nach nationaler Unabhängigkeit sowie den tief verwurzelten Kult der Selbstaufopferung in der schiitischen Kultur. Externe Forderungen nach einem Regimewechsel spielten daher nur den Machthabern in die Hände.
Erinnerungen an irak- und afghanistan-interventionen prägen analysen
Die Neue Zürcher Zeitung weist darauf hin, dass Experten Bodentruppen als notwendig erachten würden, um das iranische Nuklearprogramm zu stoppen – eine Herausforderung angesichts der beträchtlichen militärischen Kapazitäten des Irans. Zudem kontrolliere Iran strategisch wichtige Punkte wie die Meerenge von Hormus als bedeutendes Druckmittel im globalen Erdölhandel.
Selbst wenn Israel und USA das iranische Regime militärisch schwächen könnten, bleibe offen, wie ein Land stabilisiert werden soll, dessen Bevölkerung eine Intervention ablehnt oder ablehnen würde. Negative Beispiele aus dem Irak und Afghanistan zeigten erzwungene Machtwechsel führten oft zu Terrorismus sowie Bürgerkrieg ohne klare Perspektive für Stabilität oder Frieden.
Auffällige positionen in der niederländischen presse
Auch die niederländische Zeitung Trouw sieht im Angriff Erfüllung eines seit Jahrzehnten verfolgten Ziels Israels unter Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, nämlich Iran als regionale Großmacht auszuschalten bevor es Atomwaffen erhält – was seine Position nahezu unangreifbar machen würde. Allerdings betont sie auch klar völkerrechtliche Grenzen: Ein Angriff ist nur bei unmittelbarer Bedrohung zulässig; Verhandlungen können keinen Angriff rechtfertigen.
Geopolitische folgen für nato-und internationale sicherheit
Die spanische Tageszeitung El Mundo bewertet Trumps Alleingang als Ende des Multilateralismus sowie kollektiver Sicherheitssysteme seit dem Zweiten Weltkrieg. Die Rolle Trumps als selbsternannter Friedensstifter erscheine nun unglaubwürdig angesichts seiner unberechenbaren Politik inklusive Bombardements ohne breite internationale Zustimmung oder Legitimation innerhalb seines Bündnisses.
Der australische Sydney Morning Herald sieht erhebliche Herausforderungen für das transatlantische Bündnis NATO durch diese Entwicklung entstehen: Das Bündnis kämpfe noch immer mit Folgen des Ukraine-Kriegs; nun werde es gezwungen sein mit einem US-Präsidenten umzugehen, der Europa möglicherweise in einen größeren regionalen Krieg hineinziehe – ein Szenario ohne Rückhalt oder ausreichende Kapazitäten vieler europäischer Hauptstädte.
Hinter verschlossenen Türen beobachte man laut Bericht eine Erosion des Zusammenhalts innerhalb der NATO nicht wegen externer Gegner wie Russland sondern aufgrund amerikanischer Unberechenbarkeit unter Trump selbst – was Europa zwinge sich einer unangenehmen Wahrheit zu stellen: Die größte Bedrohung ihrer Einheit könne künftig vom eigenen Bündnis ausgehen statt von außenstehenden Mächten.