Die deutsche U21-Fußballnationalmannschaft hat sich nach einem dramatischen 3:2-Sieg in der Verlängerung gegen Italien im slowakischen Dunajská Streda für das Halbfinale der Europameisterschaft qualifiziert. Das Team trifft am Mittwochabend in Košice auf Frankreich.
Spannung und drama im stadion von Dunajská Streda
In der Sonntagnacht hallte aus den Lautsprechern des Stadions in Dunajská Streda der Peter-Schilling-Hit „Major Tom“, ein Lied, das zur inoffiziellen Hymne der deutschen U21 geworden ist. Die Stadt liegt etwa 40 Kilometer südöstlich von Bratislava, wo die EM-Endrunde stattfindet. Während die deutschen Spieler sichtbar erleichtert waren, zeugten ihre erschöpften Körper nach mehr als 120 Minuten intensivem Fußballspiel von großer Anstrengung.
Der Gladbacher Mittelfeldspieler Rocco Reitz gestand: „Ich bin am Anschlag“, und sein Kölner Kollege Eric Martel ergänzte: „Ich bin mausetot.“ Auch Trainer Antonio Di Salvo wirkte beim Schlusspfiff erschöpft und sank mit einem Kreislaufkollaps auf seinen Sitz. Das Spiel war geprägt von hoher Intensität und Nervenstärke, denn Deutschland musste sich erst zurückkämpfen, nachdem es erstmals im Turnierverlauf einen Rückstand hinnehmen musste.
Drehungen im spielverlauf
Nach drei Siegen mit jeweils einer 2:0-Führung zur Pause geriet die Mannschaft in Rückstand . Doch durch Tore von Nick Woltemade – seinem fünften Turniertreffer – und dem Mainzer Nachwuchsspieler Nelson Weiper drehte Deutschland das Spiel erneut zu seinen Gunsten. In der Nachspielzeit schien alles entschieden, doch ein unnötiger Fehlpass führte zum Freistoßtor durch den Italiener Giuseppe Ambrosini zum Ausgleich .
Trotz zweier Platzverweise bei Italien spielte Deutschland zunächst nicht konsequent genug aus dem zahlenmäßigen Vorteil heraus. Erst kurz vor Ende der Verlängerung erzielte Freiburgs Verteidiger Merlin Röhl, dessen Fußverletzung ihn fast zum Ausscheiden gezwungen hätte, den entscheidenden Treffer zum 3:2-Sieg . Dieses Tor besiegelte Deutschlands Einzug ins Halbfinale.
Historische bedeutung des sieges für die deutsche u21
Mit diesem Erfolg hat sich die deutsche U21 als einziges Team unter den vier Gruppensiegern für das Halbfinale qualifiziert; Spanien, Portugal und Dänemark schieden aus dem Wettbewerb aus. Nach einer enttäuschenden EM vor zwei Jahren in Georgien kehrt das Team damit zurück zu seiner historischen Stärke.
Seit 2015 erreichte die Mannschaft fünfmal innerhalb von sechs Endrunden mindestens das Halbfinale – damals noch unter Trainer Horst Hrubesch sowie später dreimal hintereinander unter Stefan Kuntz. Unter Kuntz gewann Deutschland zweimal den Titel und stand dreimal im Finale. Nun führt Antonio Di Salvo seine Mannschaft erstmals als Cheftrainer bei einer EM-Endrunde bis unter die besten vier europäischen Teams.
Diese Erfolge sind auch deshalb bedeutsam, weil die U21-Nationalmannschaft als Talentschmiede für die A-Nationalelf gilt. Viele Spieler sehen hier ihre Chance auf eine spätere Berufung ins Nationalteam.
Bundestrainer nagelsmann fehlt beim turnier bisher
Während Italiens neuer Nationaltrainer Gennaro Gattuso beim Spiel anwesend war, fehlte Bundestrainer Julian Nagelsmann bislang bei allen Partien des deutschen Teams vor Ort in der Slowakei – auch beim Viertelfinale nicht. Sportdirektor Rudi Völler, ebenfalls anwesend im Stadion von Dunajská Streda, verteidigte Nagelsmanns Abwesenheit gegenüber Sat1 mit den Worten: „Er hat alle deutschen Spiele gesehen.“ Zudem fügte er hinzu: „Sollten wir ganz am Ende noch dabei sein, dann kommt er.“
Diese Aussage lässt offen bleiben, ob Nagelsmann nur für ein mögliches Endspiel anreisen wird oder ob er während des Turniers präsent sein wird – was manche Beobachter kritisch sehen könnten angesichts seiner Rolle als Bundestrainer wichtiger Talente.
Für viele Spieler könnte gerade dieser Umstand eine zusätzliche Motivation darstellen; schließlich träumen sie davon, eines Tages selbst dauerhaft Teil des A-Teams zu werden und vor ihrem Bundestrainer aufzutreten.
Ausblick auf die kommenden spiele
Das nächste Ziel ist nun klar gesetzt: Am Mittwochabend wartet Frankreich auf Deutschlands Nachwuchs-Elf in Košice um 21 Uhr live bei Sat1; anschließend soll es zurück nach Bratislava gehen zum möglichen Finale gegen England oder Niederlande am Samstagabend – dort wollen sie erneut „Major Tom“ hören lassen und zeigen können wie losgelöst sie wirklich sind.