Der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie, Peter Leibinger, hat die deutsche Regelungsdichte als Hemmnis für Wirtschaft und Gesellschaft bezeichnet. Er warnte vor den Folgen eines überbordenden Bürokratieapparats, der viele Prozesse verlangsamt und Innovationen erschwert.
Kritik an deutscher regelungsdichte als wachstumshemmnis
Peter Leibinger beschrieb im Gespräch mit dem Deutschlandfunk die Situation in Deutschland als „regelverliebtes Volk“. Seiner Ansicht nach habe sich das Land durch den Wunsch, Sicherheit und Ordnung zu gewährleisten, ein „Gefängnis aus Regeln“ geschaffen. Diese Vielzahl an Vorschriften führe dazu, dass Abläufe immer langsamer würden und viele Vorhaben gar nicht mehr realisierbar seien. Er schilderte anschaulich Beispiele aus dem Alltag: Für einen einfachen Schulausflug müssten seine Frau und er zahlreiche Unterschriften sammeln. Noch komplexer sei es bei einem Schwertransport – hier seien 100 oder mehr Genehmigungen erforderlich.
Diese Überregulierung wirke sich nicht nur auf private Aktivitäten aus, sondern behindere auch Unternehmen erheblich in ihrer Arbeit. Die Folge sei eine Art Ersticken von Initiativen und Projekten durch bürokratische Hürden. Die Kritik von Leibinger richtet sich dabei gegen eine Kultur der Übervorsicht sowie gegen ineffiziente Verwaltungsprozesse auf allen Ebenen.
Bürokratieabbau und seine bedeutung im internationalen wettbewerb
Die Debatte um Bürokratieabbau ist in Deutschland seit Jahren präsent. Experten betonen immer wieder die Notwendigkeit einer Vereinfachung von Genehmigungsverfahren sowie flexiblere Rahmenbedingungen für Unternehmen aller Größenordnungen. Gerade im internationalen Wettbewerb könnten starre Strukturen zur Wettbewerbsnachteilen führen.
Appel an unternehmen zur eigenverantwortung neben politikforderungen
Neben seiner Kritik an der staatlichen Regelungsflut forderte Peter Leibinger auch die Unternehmen selbst zum Handeln auf: Es reiche nicht aus, ausschließlich Forderungen an die Politik zu stellen oder Verantwortung abzuschieben. Vielmehr müssten Firmen ihre internen Strukturen modernisieren und effizienter gestalten.
Kritiker bemängeln seit längerem hausgemachte Probleme innerhalb vieler deutscher Unternehmen: Altmodische Organisationsstrukturen erschweren schnelle Entscheidungen; aufgeblähte Betriebsverwaltungen verursachen unnötige Kosten; Investitionen in Forschung und Entwicklung bleiben hinter den Möglichkeiten zurück. Diese Faktoren wirken zusammen mit externen Hemmnissen wie Regulierungen oft hemmend auf Innovationskraft und Wachstumspotenzial.
Der Appell des BDI-Präsidenten zielt darauf ab, dass Wirtschaftsteilnehmer ihre Rolle aktiver wahrnehmen müssen – sowohl bei der Anpassung interner Prozesse als auch bei der Gestaltung eines innovationsfreundlichen Umfelds gemeinsam mit Politikern.
Tag der industrie in berlin mit prominenten gästen
Am heutigen 23.06.2025 beginnt in Berlin der Tag der Industrie, ein bedeutendes Branchenevent mit zahlreichen Teilnehmern aus Wirtschaftspolitik sowie Industrieunternehmen verschiedener Sektoren. Zu den erwarteten Gästen zählt auch Bundeskanzler Merz, was dem Anlass zusätzliches Gewicht verleiht.
Die Veranstaltung bietet Gelegenheit zum Austausch über aktuelle Herausforderungen wie Digitalisierung, Nachhaltigkeit oder Fachkräftemangel sowie zur Diskussion über Wege zu mehr Wettbewerbsfähigkeit trotz komplexer Rahmenbedingungen im deutschen Wirtschaftsraum.