Ein Besucher der Uffizien in Florenz verursachte beim Fotografieren eines Selfies einen Schaden an einem barocken Porträt von Anton Domenico Gabbiani. Der Vorfall wirft Fragen zum Schutz von Kunstwerken vor.
Selbstschäden an kunstwerken durch besucher in florenz
In den letzten Jahren häufen sich Berichte über Beschädigungen von Kunstwerken durch Museumsbesucher, die für Fotos zu nahe an die Exponate treten. Ein aktueller Fall ereignete sich in den Uffizien, einem der bedeutendsten Kunstmuseen Italiens. Dort lehnte sich ein Tourist gegen das Gemälde Ferdinando de‘ Medici, Großprinz von Toskana aus dem 17. Jahrhundert, um ein Selfie zu machen. Die Leinwand gab nach und riss sichtbar ein Stück auf Höhe des Fußes der dargestellten Figur ab.
Das Gemälde zählt zu den Highlights der aktuellen Ausstellung und wurde sofort zur Restaurierung entfernt. Die Museumsleitung bezeichnete den Schaden als geringfügig und gut reparabel. Ein Überwachungsvideo dokumentiert das Geschehen eindeutig; daraufhin konnte das Museumspersonal den Mann identifizieren und bei der Polizei anzeigen lassen.
Der Vorfall verdeutlicht die Herausforderungen, denen Museen heute gegenüberstehen: Einerseits wollen sie Besuchern unvergessliche Erlebnisse bieten, andererseits müssen sie ihre wertvollen Kulturgüter schützen – insbesondere vor unachtsamen oder absichtlich riskanten Verhaltensweisen im Zeitalter sozialer Medien.
Perspektive des museums
Der Schutz von Kulturgütern in stark frequentierten Museen wie den Uffizien wird zunehmend schwieriger. „Dieses Problem ist ein Spiegelbild der digitalen Ära,“ kommentieren Experten.
Reaktionen des museumsdirektors und geplante schutzmaßnahmen
Der Direktor der Uffizien, Simone Verde, äußerte sich gegenüber der italienischen Nachrichtenagentur Ansa empört über die zunehmenden Zwischenfälle mit Selfies auf Kosten des Kulturerbes. Er betonte: „Wir werden klare Regeln erlassen, um Verhaltensweisen zu unterbinden, die mit dem Sinn unserer Institutionen und dem Respekt vor dem Kulturerbe unvereinbar sind.“
Diese Aussage spiegelt eine wachsende Problematik wider: Viele Besucher kommen nicht nur wegen der Kunstwerke selbst ins Museum, sondern auch für Fotos oder Memes für soziale Netzwerke wie Instagram oder TikTok. Dabei wird oft unterschätzt, wie empfindlich manche Exponate sind – insbesondere historische Leinwände oder filigrane Skulpturen.
Die geplanten Maßnahmen sollen künftig strengere Abstandsregeln sowie verstärkte Kontrollen umfassen. Zudem wird über technische Lösungen nachgedacht, etwa Sensoren zur Abstandsmessung oder verbesserte Videoüberwachungssysteme mit automatischer Alarmfunktion bei Annäherung an sensible Werke.
Weitere beispiele für selfie-bedingte kunstschäden in italien
Der Fall in Florenz ist kein Einzelfall: In Italien kommt es immer wieder zu Schäden durch Besucherfotos mit unerwarteten Folgen für wertvolle Objekte. So zerstörten kürzlich zwei Touristen im Palazzo Maffei in Verona eine Skulptur des Künstlers Nicola Bolla – einen sogenannten „Van-Gogh-Stuhl“, verziert mit Swarovski-Kristallen –, indem sie sich darauf setzten.
Auch dieser Vorfall wurde per Überwachungskamera dokumentiert; das Paar hatte offenbar nur das perfekte Fotomotiv gesucht ohne Rücksicht auf die Zerbrechlichkeit des Objekts genommen zu haben. Solche Zwischenfälle führen nicht nur zu materiellen Verlusten im Millionenbereich sondern auch zum Imageverlust für Museen als Bewahrer kulturellen Erbes.
Die steigende Zahl solcher Ereignisse zeigt deutlich: Museen müssen neue Strategien entwickeln, um ihre Sammlungen besser vor unbeabsichtigten Schäden durch Social-Media-affine Besuchergruppen zu schützen – ohne dabei jedoch deren Erlebnisqualität einzuschränken oder abschreckend zu wirken.