Russland führt mit dem Messenger-Dienst MAX eine neue Kommunikationsplattform ein, die enge Verbindungen zum Kreml aufweist. Das Parlament hat am 10. Juni 2025 ein Gesetz verabschiedet, das die Einführung eines nationalen Kurznachrichtendienstes regelt.
Entstehung und hintergrund des messengers max
Der Messenger MAX wurde von der Firma VK entwickelt, einem Unternehmen, das oft als russisches Facebook bezeichnet wird. Seit 2021 steht VK unter der Leitung von Wladimir Kirijenko, Sohn des stellvertretenden Leiters der Präsidialverwaltung, Sergej Kirijenko, einem engen Vertrauten von Präsident Wladimir Putin. Diese familiäre Verbindung verdeutlicht die Nähe zwischen dem Unternehmen und dem Staat.
Der IT-Experte im Exil, Michail Klimarew, weist darauf hin, dass VK seit Jahren eng mit den russischen Behörden kooperiert: „95 Prozent aller Strafverfahren in Russland im Zusammenhang mit Äußerungen im Netz sind mit VK verbunden.“ Dies bedeutet nicht nur eine Weitergabe von Informationen an den Staat; vielmehr beteiligt sich das Unternehmen aktiv an der Suche nach kritischen Äußerungen und trägt so zur Inhaftierung von Personen bei.
Die Entwicklung des Messengers ist Teil einer Strategie zur Schaffung einer vollständig kontrollierten digitalen Infrastruktur innerhalb Russlands. Die App soll sowohl für private Nutzer als auch für geschäftliche Zwecke maximale Funktionalität bieten – jedoch stets unter staatlicher Aufsicht.
Gesetzliche regelungen und staatliche unterstützung
Am 10. Juni stimmte die Staatsduma in zweiter und dritter Lesung für ein Gesetz zur Einführung eines nationalen Kurznachrichtendienstes wie MAX. Das Gesetz sieht vor, dass eine Organisation vom Staat bestimmt wird, welche für Einrichtung und Betrieb dieser Plattform verantwortlich ist. Dabei bleibt offen, ob dies direkt durch den Staat oder über privatwirtschaftliche Firmen wie VK erfolgt.
Der Minister für digitale Entwicklungen sowie Kommunikation und Massenmedien Russlands, Maksut Schadejew, lobte MAX bereits Anfang Juni während einer Regierungssitzung mit Präsident Putin ausdrücklich: „VK hat einen komplett russischen Messenger auf den Markt gebracht“, sagte er weiter „die Grundfunktionalität ist vergleichbar mit ausländischen Konkurrenten.“ Die App basiert laut Schadejew auf einer neuen digitalen Architektur inklusive integrierter Technologien zum maschinellen Lernen.
Diese offizielle Unterstützung zeigt deutlich die Absicht der Regierung: MAX soll zu einem zentralen Bestandteil der digitalen Kommunikation in Russland werden – kontrolliert durch enge Kooperation zwischen Staat und Betreiberfirma.
Datenschutzbedenken und nutzungsbedingungen
Die Beta-Version von MAX wurde bereits im März veröffentlicht; sie steht seitdem in gängigen App-Stores zum Download bereit. Die Testphase läuft voraussichtlich bis Sommer 2025. In den Datenschutzbestimmungen verpflichtet sich MAX dazu, Nutzerdaten bei Anfragen „jeglicher staatlicher oder kommunaler Behörde“ gemäß geltendem Recht herauszugeben.
Für Experten wie Michail Klimarew stellt dies keine Überraschung dar: „Jedes russische Unternehmen wird seine Nutzer bei den Behörden verpfeifen“, erklärt er nüchtern „das ist ihre Form der Existenz.“
Zur Registrierung bei MAX benötigen Nutzer entweder eine russische oder belarussische SIM-Karte. Seit Anfang dieses Jahres erhalten Ausländer neue SIM-Karten nur gegen Vorlage biometrischer Daten wie Foto- oder Stimmprobe – was zusätzliche Kontrollmechanismen schafft.
Ab September 2025 soll MAX zudem standardmäßig auf allen neuen Smartphones sowie Tablets installiert sein, die innerhalb Russlands verkauft werden – was dessen Verbreitung erheblich beschleunigen dürfte.
Konkurrenzsituation zu telegram und perspektiven
Das Design sowie viele Funktionen von MAX erinnern stark an Telegram – einen bisher populären Messenger-Dienst in Russland mit zahlreichen regierungskritischen Kanälen. Telegram dient Oppositionellen ebenso wie Exil-Medien als wichtige Kommunikationsplattform neben kremlnaher Propaganda.
Experten gehen davon aus, dass es nur noch eine Frage der Zeit sei bis zu einem möglichen Verbot von Telegram zugunsten des staatsnahen Dienstes MAX. Dieser könnte dann nicht nur Nachrichtenübermittlung übernehmen sondern auch digitale Behördengänge erleichtern sowie Bankgeschäfte unterstützen; erste Finanztools ausgewählter Banken sind bereits integriert worden.
Durch diese Kombination aus sozialer Kontrolle sowie praktischer Funktionalität will die Regierung offenbar alle wichtigen Bereiche digitaler Kommunikation bündeln – unter eigener Aufsicht mittels eines nationalen Messengers statt internationaler Anbieter ohne direkte Einflussnahme durch Moskau.
Überwachungspotenzial durch max aus sicht experten
IT-Spezialist Michail Klimarew beschreibt MAX als „personalisierten Spitzel“ des Staates: Die App ermögliche es nicht nur private Nachrichten mitzulesen oder Kontakte einzusehen; sie könne Nutzer zudem permanent lokalisieren – bis auf wenige Meter genau zeitlich dokumentiert.*
Er erläutert:* „Das Telefon zeichnet ständig minutengenau jeden Standort auf.“ Diese Daten würden gespeichert beziehungsweise bei Bedarf an Behörden weitergeleitet.*
Damit bietet MAX nach Einschätzung vieler Fachleute vor allem dem Kreml umfassende Möglichkeiten zur Überwachung seiner Bürgerinnen und Bürger rund um deren Alltag hinweg.* Gleichzeitig profitiert das finanziell angeschlagene Unternehmen VK wirtschaftlich vom Betrieb dieser Plattform.*
Insgesamt zeigt sich damit ein Bild eines hochgradig kontrollierten Kommunikationsdienstes, dessen Hauptzweck darin besteht, politische Kontrolle sicherzustellen* und gleichzeitig wirtschaftlichen Nutzen für staatsnahe Akteure zu generieren.*