Die Freilassung des politischen Gefangenen Sergej Tichanowski in Belarus erfolgt kurz nach dem Besuch des US-Sondergesandten Kellogg bei Machthaber Alexander Lukaschenko. Neben Tichanowski wurden weitere politische Gefangene freigelassen.
Hintergrund der festnahme und präsidentschaftswahl 2020
Der 46-jährige Sergej Tichanowski, ein bekannter Oppositionsaktivist in Belarus, wurde im Mai 2020 festgenommen. Seine Inhaftierung erfolgte wenige Monate vor der Präsidentschaftswahl, nachdem er angekündigt hatte, gegen den seit Jahrzehnten regierenden Machthaber Alexander Lukaschenko anzutreten. Die Festnahme galt als Versuch der Regierung, die Opposition zu schwächen und den Wahlkampf zu kontrollieren.
Da ihm die Kandidatur verwehrt wurde, trat seine Ehefrau, die Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja, an seiner Stelle bei der Wahl an. Sie sammelte breite Unterstützung innerhalb der Bevölkerung und internationaler Beobachter. Nach umstrittenem Wahlausgang floh sie ins Exil, um Repressionen zu entgehen und ihre politische Arbeit fortzusetzen.
Die Präsidentschaftswahl 2020 führte zu massiven Protesten gegen das Regime in Minsk und anderen Städten Belarusslands. Die internationale Gemeinschaft kritisierte das Vorgehen von Sicherheitskräften sowie die Verhaftungen zahlreicher Oppositioneller scharf.
Verbindung zu den protesten
Die Ereignisse der Wahl 2020 gelten als Wendepunkt in der belarussischen Politik, der die Rolle der Opposition und der internationalen Beobachter veränderte.
Zusammenhang zwischen kelloggs besuch und gefangenenauslassungen
Nach Angaben der Nichtregierungsorganisation Wjasna wurden neben Sergej Tichanowski mindestens 13 weitere politische Gefangene aus belarussischer Haft entlassen. Lokale Medien berichten übereinstimmend davon, dass diese Freilassungen unmittelbar mit dem Besuch des US-Sondergesandten Kellogg zusammenhängen könnten.
Der Sondergesandte reiste im Juni 2025 nach Minsk mit dem Ziel diplomatischer Gespräche über Menschenrechte sowie eine Deeskalation politischer Spannungen im Land. Der Besuch markierte eine seltene direkte Kontaktaufnahme zwischen Washington und dem belarussischen Regime seit Beginn der Protestbewegung vor fünf Jahren.
Offizielle Stellen äußerten sich bislang nicht detailliert zum Zusammenhang zwischen Kelloggs Mission und den Entlassungen politischer Häftlinge. Beobachter werten dies jedoch als möglichen Schritt zur Verbesserung bilateraler Beziehungen oder als Reaktion auf internationalen Druck hinsichtlich Menschenrechtsverletzungen in Belarus.
Die Freilassung von Sergej Tichanowski wird international begrüßt; sie könnte neue Impulse für einen Dialog zwischen Oppositionellen und Regierung setzen – trotz weiterhin angespannter innenpolitischer Lage im Land unter Führung von Präsident Lukaschenko.